Das Böse / Fantasma / The Never Dead / Morningside (USA 1979) Regie/Drehbuch: Don Coscarelli Musik: Fred Myrow Darsteller: A. Michael Baldwin, Bill Thornbury, Reggie Bannister, Angus Scrimm
Ja, die Rede ist von Phantasm, hierzulande auch bekannt als „Das Böse“. Aber wie böse ist der Streifen eigentlich wirklich? War er es wirklich wert so gegängelt zu werden, oder zieht er seinen Ruhm bloß als kollaterales Opfer von Indizierungswahn und Vertriebsgenozid? Vier Fortsetzungen sprechen schon mal für sich, aber das wirklich bemerkenswerte ist eigentlich seine Existenz als solcher oder besser gesagt seine Entstehungsgeschichte. Ein erster Blick auf die Crew sagt diesbezüglich schon eine Menge aus: Drehbuch, Regie, Kamera & Schnitt: Produzent und Statist: Szenenbild, Makeup, Kostüme und Statist:
Ja der Film ist ein ziemliches Familienprojekt. Auch wenn Don Coscarelli wahrscheinlich wie ein Hermann Hoffmann am liebsten alles selber gemacht hätte, so hat er trotzdem ein recht glückliches Händchen gehabt, was seine zusätzlichen Mitstreiter angeht. Oh Du kennst gar keinen Hermann Hoffmann? Das ist schade, aber zum Glück in diesem Augenblick ziemlich irrelevant, einfach mal bei Gelegenheit nach "Sender Zitrone" suchen. Wo war ich? Ach ja, Don Coscarelli hatte bereits zwei Filme gemacht und wollte als nächstes einen Horrorfilm drehen. Das Skript schrieb er alleine in einer einsamen Hütte, in der seine Gedanken mit jedem Tag ein wenig verrückter wurden. Dann galt es einen Geldgeber zu finden, was sich aber derart schwierig erwies, dass irgendwann sein Vater seine Ersparnisse opferte, um seinem Sohn diesen Traum zu verwirklichen.
Eine reine Drehphase war nicht möglich, also wurde immer mal wieder ein intensives Wochenende gedreht und dann wieder längere Zeit Pause gemacht. So zogen sich die Dreharbeiten fast ein Jahr hin. Dies führte wiederum zu Folgeproblemen, wie zum Beispiel der Größenwandel des sich gerade in einer Wachstumsphase befindliche Michael Baldwin. Doch konnte dieser, genauso wie das gestutzte Haar von Angus Scrimm sehr gut versteckt werden.
Selbst beim Verkauf des Films hatte man Glück. Der Filmkritiker Charles Champlin hatte Mitleid mit Dac Coscarelli und sah sich eine Rohschnitt Fassung an. Er war davon derart angetan, dass er am nächsten Tag dem Präsidenten von Universal Pictures davon erzählte. Die daraus folgende Vorführung bei Universal endete schließlich mit einem Kauf, so dass Papa sein Geld frühzeitig zurückbekam. Soweit ist das alles schon recht beeindruckend. Aber was für ein Film ist „Phantasm“ letztendlich geworden?
Die Dialoge und das Verhalten der Figuren gestalten sich unglaublich stereotyp und seltsame Subplots bremsen die Geschichte immer wieder aus. Die große Stärke des Films liegt zweifellos in der fantastischen Atmosphäre, welche durch die großartige Kamera zusammen mit einem starken Soundtrack aufgebaut wird. Wirklich gelungen baut der Film viel Suspense auf und ist, selbst wenn einem der Fortgang eigentlich nicht interessiert, bemerkenswert spannend. Und auch die Effekte funktionieren nach so langer Zeit immer noch hervorragend!
Und die Indizierung? Und das Verbot? Und die Einziehung?
Vielleicht ist es ihnen heute ja, und sei es auch nur in diesem Fall, mittlerweile peinlich. Wäre schön, glaube ich aber nicht.
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