![]() Zensur in Deutschland aktuell Das langsame Ende
Ach, das waren noch Zeiten, als den Teufeln das Tanzen verboten war und alleine das Wort Zombie im Titel eines Filmes den Zensoren graue Haare wachsen ließ. Ja, wir Kinder der 80er (ich schreibe, schizophren wie ich bin, halt von mir in der Mehrzahl) mussten oft auf dem Schulhof unsere ranzigen VHS-Kopien untereinander austauschen um in den Genuss dieser verpönten Streifen zu gelangen. Dabei darf man nicht außer acht lassen, dass der Großteil dieser Filme auch noch gekürzt war. Unsere kleinen Geschwister konnten nur drei Worte sprechen: „Mama“, „Papa“ und irgendwas mit „Z“. Ob´s an den Filmen lag? Wer weiß? Später dann fuhren wir in die nächstgelegene Großstadt um in Horror-Videotheken ungekürzte Fassungen in englischer Sprache mit holländischen Untertiteln (die dank der Hardware „VHS“ netterweise fest ins Bild gestanzt waren) käuflich zu erwerben. ![]() Ja, da kostete ein „Kaufhaus-Zombie“ dann auch gleich mal 80 Deutsche Mark. Mitte der Neunziger war die Zensur zwar immer noch genauso grausam in unserem sauberen Deutschland, dank solcher vertrauenswürdiger Label wie JPV, GMT und Co. kamen wir sogar in den ungekürzten deutschen Genuss ehemaliger Schnittgurken. Zwar nur mit Monoton und jenseits der Legalität, aber das scherte niemanden auch nur einen Dreck. Im Gegenteil, ein großes (noch immer existentes) Filmmagazin bot in seinem Shop eben diese Filme zu Wucherpreisen an. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hab ich gerade diesen bekannten 70er Jahre Song des Schweden Harpo im Ohr („Moviestar, oh Moviestar – You think you are a movie...star“). Dann kamen die Filmbörsen auf denen man Tapes zu „astro“nomischen Preisen mit alten Bekannten aus dem Hause Fulci und Co. finden konnte. Sprich, Filme, die in Deutsche Land in Ungnade gefallen waren tauchten in gekrekelter deutscher Version wieder auf. Mit der Geburt der DVD kamen sie dann alle aus den Löchern: „Red Edition“ aus dem Laserparadies, Dragon, XT,... Die Liste war endlos und endlich konnten die Zombies ungeschnitten einkaufen gehen und sie brachten alle ihre Freunde mit. Nach und nach kamen kleine, oben genannte Label dahinter, dass man die verpönten Filme offiziell über unsere deutschsprachigen Nachbarn herausbringen konnte. Und dank dieser Erfindung namens Internet, über das ich dann auch meine Seele an den Ed verhökert habe, war es plötzlich kein Problem mehr an die geliebten Filmperlen heranzukommen. Ja, das letzte Haus links war plötzlich nur noch einen Mausklick entfernt.
Vom Spielebereich will ich gar nicht anfangen. Grün blutende Soldaten oder staubende Zombies waren in deutschen Versionen an der Tagesordnung, um die Spiele überhaupt durch die USK zu befördern. Doch heute ist alles anders. Heute dürfen sowohl Games als auch Filme, die eine Freigabe seitens der FSK bzw USK erhalten haben, gar nicht mehr indiziert werden. Das Klang für die Jugendschützer nach einer perfekten Möglichkeit, die Kids vor diesem ganzen Dreck zu beschützen. Immerhin würden die Verleiher diese Chance nutzen eine Freigabe zu ergattern um einem Werbeverbot oder schlimmerem zu entgehen.. Die übergroßen FSK-Flatschen, die uns Brutmaschine von der Leyen beschert hat, waren auch eine prima Idee. Somit kam nämlich das Wendecover auf, womit die Alterfreigabe gänzlich vom Cover verschwand. Das nenn ich mal Eigentor. Womit jedoch niemand im Hause Bundesprüfstelle für jugendgefährendende Medien (ehemals Schriften) gerechnet hätte: Die Jungs und Mädels bei der FSK fingen plötzlich an wesentlich realistischer Filme zu beurteilen.
Als dann auch noch die ersten interessanten Indizierungen dank Zeitablauf wieder frei waren und teilweise bei Neuprüfungen mit Jugendfreigabe davon kamen, nahmen die Verleiher allen Mut zusammen und beantragten Listenstreichungen der ehemaligen Indizierungskandidaten. Und siehe da, die Liste purzelte. Den Stein so richtig ins Rollen brachte dann aber Turbine Medien mit der Entschlagnahmung der beiden Werbefilmchen für den Kettensägengebrauch. Seither schrumpft die Liste weiter und weiter. Auch im Spielebereich ist mittlerweile alles ziemlich easy. Ja, selbst Jason, der mordende Maskenmann darf unzensiert bei uns sein Werk verrichten – Im Spiel wie im Film.
Ich spüre eine FSK 16 Freigabe (die der Film auch damals im Kino hatte) auf uns zukommen. Schließlich war das Verbot dieses Titels seit jeher lächerlich. Doch auch im Bereich Indizierungen gibt es immer wieder gutes zu vermelden. So ist endlich mit Freddys Finale - Nightmare on Elmstreet 6 auch der letzte Film aus der Reihe des Pizza-Hut-Killers vom Index.
So wird Jugendschutz zur Farce. Aber auch im Komödiengenre tut sich seit Jahren einiges. So wurde jüngst der mit einem R-Rating gesegnete Baywatch bei uns mit einer FSK 12 freigegeben (inkl Zac Efron, der die Eier einer Leiche untersucht). Über diese Entscheidung scheiden sich allerdings die Geister und ich frage mich, ob man in dem Alter für Filme wie Dirty Grandpa reif genug ist. Vielleicht sollte man auch eine Freigabe ab 14 einführen.
Aber genug genörgelt, im Grunde freue ich mich ja über die extreme Lockerung unserer Zensurbehörden. Und dank der Rente mit 67 schlägt die Zahnlücke des Todes, Elke Monssen-Engberding auch nie wieder zu. Von wegen „Früher war alles besser“.
Chrischi
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