(USA 1977) Panik in der Sierra Nova Regie: William Girdler Drehbuch: William W. Norton, Eleanor E. Norton, Edward L. Montoro Darsteller: Christopher George, Leslie Nielsen, Lynda Day George, Richard Jaeckel, Susan Backlinie
Nur ein Jahr nachdem er in „Grizzly“ einen übergroßen und überaggressiven Teddy auf die Leinwand gebracht hatte, kehrte Regisseur William Girdler mit einem großen Teil seines Teams wieder zurück in den kalifornischen Wald um einen weiteren Naturfilm zu inszenieren. Diesmal dreht sich die Geschichte um die damals gerade aktuelle Meldung vom Ozonloch, das hier dafür sorgt, dass Mensch und Tier sich durch die übermässige UV-Strahlung gleichermassen wild aufführen. Doch nicht nur dieser Science Fiction Ansatz unterscheidet den Film stark von seinem Vorgänger, denn bereits bevor überhaupt irgendein Tier ins Bild kommt, merkt man deutlich, dass Girdler und sein Team in Sachen Kamerarbeit noch gewaltig einen draufgelegt haben. Waren schon in Grizzly die Naturaufnahmen beeindruckend, so wirkt „Day of the animals“ noch mehr wie eine Liebeserklärung an die Natur und anstelle eines einzelnen Bären, den man im Film kaum mal komplett zu Gesicht bekam, wird der Zuschauer hier direkt von Beginn an mit einem kompletten Zoo konfrontiert, der sich im Laufe der Handlung daran macht die Hauptdarsteller zu massakrieren. Zusätzlich hat man hier – anstatt der drei aus einem anderen Film „ausgeliehenen“ Figuren – auch gleich eine ganze Gruppe potentieller Opfer, bei denen es sich durchweg um interessante Charaktere handelt, selbst wenn einem die Besetzung zum größten Teil doch etwas vertraut erscheint, wenn man – so wie ich – den Bärenfilm erst einige Tage zuvor gesehen hat. So begegnen wir hier wieder Christopher George, der diesmal einen Fremdenführer spielt, der eine Gruppe Touristen durch ein Survivaltraining (war Ende der siebziger ebenso aktuell wie das Ozonloch) führt. Zur Gruppe gehören auch wieder Richard Jaeckel, der diesmal einen nerdigen Professor spielt, Georges reale Ehefrau Linda Day George als Fernsehstar, ein „native american“, eine nervige Hausfrau mit ihrem 12-jährigen Sohn, ein junges Pärchen und – tattaaaaa – Leslie Nielsen als rassistisches Arschloch. Bereits kurz nach ihrem Aufbruch werden diese Wandersleute dann auch schon von einem Raubvogel attackiert, wobei der weibliche Part des jungen Pärchens verletzt wird. Dieses erste Opfer wird gespielt von Susan Backlinie, die auch für die meisten Tierdressuren des Filmes verantwortlich war, aber dem aufmerksamen Zuschauer nicht nur dadurch bekannt vorkommen kann. So war sie nämlich bereits in einem anderen Film das erste Opfer - einem Film, der nicht nur die Grundlage für „Grizzly“ war, sondern auch noch die Karriere eines gewissen Steven Spielberg gewaltig anschob und ihn zu dem machte, was er heute ist. Von diesem Punkt an wird der Film auf alle Fälle das, was man erwartet – Attacke folgt auf Attacke, wobei durch die ständig wechselnden Angreifer (Ratten, Pumas, Wölfe, Hunde und sogar ein Grizzly) eine gewisse Abwechslung geboten wird. Erstaunlicher Weise, speziell in Hinsicht auf seinen Vorgänger, geht es hierbei aber durchaus jugendfrei zur Sache. Einzig und alleine eine Sequenz, in der Leslie Nielsen – von der Sonne verblendet – sich seines T-Shirt entledigt und eine Vergewaltigung versucht, ist ein wenig unangenehm zu gucken, was aber zu einem großen Teil auch daran liegt, dass es seit „Police Squad“ und „Airplane“ äußerst schwer fällt den guten Leslie wirklich ernst zu nehmen. Generell stellt sich beim gesamten Film nicht so wirklich eine Horrorstimmung ein. Sicherlich ist die Grundidee einen Thriller aufgrund einer aktuellen Problematik zu machen nicht schlecht, aber die Tierangriffe sehen zumeist halt sehr „dressiert“ aus. So fliegen alle Raubvögel deutlich in Richtung ihres außerhalb den Bildes wartenden Trainers und die Raubtiere haben sichtlich Spaß am spielen mit ihren menschlichen Partnern. Auch Ratten, die einem Schauspieler deutlich entgegengeworfen werden, sorgen eher für ein vergnügliches Kichern, als für den gewünschten Schock. Erst zum Ende hin wird es bei einem Angriff eines Rudels von Schäferhunden nochmal richtig spannend, weil dort der gewünschte Effekt einer koordinierten Tierattacke deutlich wird und es natürlich auch mit komplett domentizierten Tieren einfacher ist, mal einen ruppigen Kampf zu simulieren. Mit Raub- und ähnlichen wilden Tieren ist das halt recht schwierig und versicherungstechnisch kaum machbar – eine Ausnahme stellt hier allerdings „ROAR“ dar, den wir in diesem Special sicherlich auch noch besprechen werden. So entpuppt sich „Day of the Animals“, der im deutschen mit dem wirren Titel „Panik in der Sierra Nova“ (wer die findet darf sie behalten!) versehen wurde, zwar als technisch und schauspielerisch als ein viel besserer Film als sein Vorgänger „Grizzly“, leidet aber unter seiner Ernsthaftigkeit und Blutleere. Zuviel Ökodrama und zu wenig Christen für die Löwen könnte man das Ganze als Fazit zusammenfassen, falls wir diesen Ausweg wählen würden. Die BluRay-Version aus der Classic Cult Collection allerdings ist ein Sahnestückchen und präsentiert den Film in FullHD und mit einem knackigen Sound. Zusätzlich gibt es auch wieder Massen an Extras, begonnen mit einem Audiokommentar, über Interviews aus dem Jahr 2007 zum 30-jährigen Jubiläum, bis hin zu den gewohnt extra für Deutschland zusammengestellten Werberatschlägen. Für Girdler-Sammler ist die Scheibe somit ein Muss. Dia |
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