Slugs, muerte viscosa / Mutations (USA/Spanien 1988)
Regie: Juan Piquer Simón Vorlage: Shaun Hutson Musik: Tim Souster and the royal philharmonic orchestra Special-FX: Roy Knyrim, Carlo De Marchis Darsteller: Michael Garfield, Philip MacHale, Emilio Linder, Kim Terry
Mehr ist in dieser Buchverfilmung des ersten großen Erfolges des englischen Horrorautoren Shaun Hutson tatsächlich storymässig nicht zu finden. Allerdings war auch das Buch auch nicht viel mehr als ein ekliges und äußerst brutales Lesevergnügen – spaßig und vielleicht eines der unterhaltsamsten Bücher der „Nature gone wild“-Welle der englischen Horrorliteratur (vgl. auch James Herberts Rattentrilogie), aber bestimmt nichts, was in literarischen Zirkeln länger diskutiert wurde. Dementsprechend kann man die Verfilmung, selbst wenn sie sich einige künstlerische Freiheiten nimmt und zum Beispiel das eher an "ALIENS" orientierte Finale durch ein an „C.H.U.D.“ angelehntes ersetzt, als wirklich gelungen bezeichnen, denn zumindest was den Ekel- und Splatteranteil betrifft, steht sie der Vorlage in Nichts nach.
Was Simón allerdings besser beherrschte als all seine im Genre tätigen Kollegen der iberischen Halbinsel, war die Inszenierung von Special-FX. Egal ob nun Dinosaurier, Superhelden, Kettensägen schwingende Psychopathen, tentakelbewehrte Unterwassermonster oder schleimige Weichtiere das Verkaufsargument seiner Filme waren - JPS lieferte immer überdurchschnittliche Ware ab und gab dem Zuschauer das, wofür er bezahlt hatte.
Auch die Qualität der FX kann überzeugen. Seien es nun Massen an künstlichen Schnecken die, zusammen mit ein paar lebenden Artgenossen, geschickt eingesetzt und gefilmt werden, die Showstopper, wie zum Beispiel die besonders eklige Sequenz in der ein junges nacktes Liebespaar sozusagen in Stücke geschleimt wird oder die ziemlich perfekten Modellaufnahmen diverser Häuser, die im Laufe des Filmes in die Luft gesprengt werden. Die Auswahl der Drehorte kann man ebenfalls als äußerst geschickt bezeichnen, denn – obwohl natürlich fast alle Innenaufnahmen in spanischen Studios entstanden – wählte man für die Aussendrehs die Kleinstadt Lyons im Staat New York aus, deren Kleinstadtmief und typische 50er Jahre-Architektur hervorragend zur Geschichte passt, die ja offensichtlich im klassischen Monsterhorror angesiedelt ist. Wie perfekt Lyons als Kulisse geeignet ist merkt man unter anderem auch daran, dass zur gleichen Zeit, in der Simòns Team hier zu Gange war am gleichen Ort auch noch die Produktion zu Frank LaLoggias, ebenso fast vergessenen, klassisch angehauchten Geisterfilm „Lady in White“ (Die phantastische Reise ins Jenseits (sic!), 1988) stattfanden und zwar teilweise sogar an den gleichen Stellen.
Trotzdem ist der Film sowohl für Splatter- als auch für B-Movie-Fans eine prima „Wieder“-entdeckung.
Wie üblich packt ARROW seine BluRays nicht nur in tolle Covermotive (diesmal von Wes Bensoter), sondern auch noch bis zum Rand voll mit Extras. So finden sich hier neben den diversen Trailern und einem blutig bebilderten Booklet auch noch einige Video-Interviews mit noch lebenden Mitgliedern von Staff und Cast, die durchweg gute und positive Erinnerungen an die Dreharbeiten und die damalige Rezeption des Filmes haben. Der erste Audiokommentar mit Autor Shaun Hutson, der bisher nie ein gutes Wort am Film gelassen hat, entpuppt sich als ein verblüffend lustiges Interview mit dem Filmjournalisten Michael Felcher, das zwar teilweise weit vom Film abschweift und eher seine komplette Karriere beleuchtet, aber auch deutlich macht, dass er mit der Produktion mittlerweile seinen Frieden geschlossen hat. Der zweite Kommentar stammt von Chris Alexander, dem Herausgeber des Gorezone-Reboots, und weist als Fan-Kommentar oftmals – allerdings in liebenswerter Weise - auf die Schwächen des Filmes hin. Der Film selbst wurde auf der Grundlage eines neuen 2K Transfers restauriert und bietet somit zwar über die meiste Zeit ein gestochen scharfes und klares Bild, weist aber gerade in Bezug auf Hauttöne gewaltige Schwächen auf, was bei einem ARROW Release eigentlich so nicht zu erwarten gewesen ist. Das stört den Filmgenuss allerdings nur marginal, denn so klar und deutlich wie in dieser Fassung konnte man den Film bisher tatsächlich nur auf der großen Leinwand bewundern und diese Chance hatten wir hier in Deutschland zumindest ja nie. dia
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