Europa-Report (2013)
Sechs Astronauten sind unterwegs zum Jupitermond Europa um dort nach Spuren von Leben zu suchen. Durch einen Unfall verlieren sie ein Besatzungsmitglied und den Kontakt zur Erde – doch das ist erst der Beginn des Grauens.
Muahhahaahhaahhaaaaaa
Grundsätzlich ist es positiv hervorzuheben, wenn im Wust der effektgeilen Mammutproduktionen mal ein ernsthafter kleiner Science Fiction-Film auftaucht, der sich auch mal mit dem „Science“ Teil des Wortes beschäftigt. Dass man dafür keine Geldmassen und Effektorgien braucht hat vor einigen Jahren ja Duncan Jones mit seinem Erstlingswerk „Moon“ bewiesen. Auch „Europa Report“ überrascht den Zuschauer anfangs mit einer nahezu technischen Nüchternheit. Als Found-Footage-Film arbeitet er zumeist mit Einstellungen der fest im Raumschiff installierten Kameras und gibt diesen einen besonderen Pfiff, weil er uns gerade dadurch den Zustand der Schwerelosigkeit gut verdeutlicht. Leider ist das aber auch das einzige Positive, was ich zu dem Film zu berichten habe, denn er krankt an etlichen Problemen. Da ist zum Beispiel einmal die Architektur des Raumschiffes, die sich dem Zuschauer einfach nicht offenbaren will. Man bedenke – wir befinden uns die ganze Zeit innerhalb dieser Konservendose, bekommen aber über die gesamten 90 Minuten keinen passenden Eindruck davon, wie das Ganze eigentlich aufgebaut ist oder wie groß nun denn der Wohn-/Lebensbereich der Astronauten wirklich ist. Speziell nachdem die Landung auf Europa mittels einer Landekapsel erfolgt ist, verwirrt es doch sehr zu sehen, dass sich an den Räumlichkeiten NICHTS verändert hat. Zum Vergleich erinnere man sich einmal kurz an Wolfgang Petersons „Das Boot“ in dem man nach zwanzig Minuten bereits das Gefühl hatte auf dem U-Boot zu leben. Dann stören kleine technische Details. So ist anfangs, wenn der Kontakt zur Erde noch besteht, dieser ohne jedwede Zeitverzögerung möglich, obwohl sich das Schiff bereits weit hinter dem Mars befindet. Auf der anderen Seite wird kurz irgendwann erwähnt, dass in den Schlafquartieren dank Rotation eine Art künstliche Schwerkraft herrscht, der Blick aus dem Fenster der Station zeigt aber ein starres Sternenbild. Sicherlich, das sind nur Kleinigkeiten, die einen Nicht-Science-Fiction-Fan weniger stören werden, aber die größeren Probleme des Filmes sind anders gestrickt. Die Vorstellung mit sechs Leuten eingesperrt auf einer Reise zu sein bei der die Hinfahrt bereits mehr als 20 Monate dauert ist sicherlich ziemlich gruselig. Aber wenn kurz nachdem unser Astronautenteam den Mond passiert hat ein Schnitt von 15 Monaten erfolgt und sich an deren Verhalten untereinander NICHTS verändert hat, dann bleibt die Glaubwürdigkeit etwas auf der Strecke. Hier hätte zumindest ein Hinweis auf interne Konflikte einen Hauch Realismus hinzufügen und – vor allem – dem Zuschauer die Länge der Reise verdeutlichen können. Auch nach dem Unfall, bei dem einer der Astronauten überlebt und ein anderer stirbt, verpasst Regisseur Sebastián Cordero es, den im Skript angedeuteten Schuldkomplex des Überlebenden, auf der Leinwand erlebbar zu machen. Ein zwei Dialoge später ist das schon alles wieder vergessen. Doch all das – und die vielen anderen kleinen Probleme des Filmes – wären ja noch erträglich, wenn das Ganze wenigsten spannend und unterhaltsam genug rüber käme. Leider ist auch hier Fehlanzeige. Die Beschränkung auf die statischen Kameras sorgt nach 30 Minuten für gepflegte Langeweile, die nicht vorhandenen Konflikte der Crew lassen die Augen langsam zufallen und selbst nach der Landung auf Europa passiert nichts wirklich großartiges. Sicherlich trifft das Team in vorhersehbarer Weise auf eine außerirdische Lebensform, aber die hat auch nichts besseres zu tun als die Eindringlinge zu vernichten. Wie schön wäre es doch gewesen, hätte man zumindest eine Kontaktaufnahme versucht oder wenigstens ein paar Minuten auf den Forschungsaspekt der Mission verschwendet. So bleibt am Ende ein stümperhaft inszenierter Film, der nicht weiß ob er denn nun Thriller, Horrorfilm oder Science-Fiction Epos sein will, alle drei Genres mal kurz ankratzt, aber in keinem von ihnen auch nur Mittelmass erreicht. Schade, aber man kann ja immer noch „Moon“ zum x-ten Mal gucken.
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