![]() BFG - Sophie und der Riese
Regie: Steven Spielberg Buchvorlage: Roald Dahl Drehbuch: Melissa Mathison Darsteller: Mark Rylance , Ruby Barnhill, Bill Hader
Von Zeit zu Zeit gibt es Filmprojekte, die müssen eigentlich – alleine durch das dahinter stehende Team - Hits werden. „The BFG“ war eines dieser Projekte, bei denen ich mir sicher war, dass es ein Film ganz genau für mich sein würde und das bereits nach den ersten Ankündigungen. Beginnen wir doch direkt mal bei der Buchvorlage. Roald Dahl war für mich immer der englischste unter meinen englischen Lieblingsautoren. Seine unbändige Phantasie, Fabulierkunst und sein Hang zum sehr trockenen Humor sorgten dafür, dass ich Mitte der 80er Jahre eigentlich alles von ihm nachholte, was zu bekommen war. Dabei war es mir egal, ob es sich um seine Kinderbuchklassiker wie „Jack und der Riesenpfirsisch“, „Hexen hexen“ oder „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder um seine – eher für ein erwachsenes Publikum gedachten - kleinen schwarzen Kurzgeschichten (z.B. "Küsschen Küsschen") handelte.
Dahls Figuren sind lebendig, Sophie zu Beginn des Buches nicht gerade liebenswert, sondern eher vorlaut und nervig, der Riese hingegen entpuppt sich – nachdem er zu Beginn eher ein netter Trottel ist – tatsächlich als das Herz des Buches. Der Humor kommt bei all dem auch nicht zu kurz, von kindgerechten Albernheiten bis zum etwas gewagteren Furzhumor findet sich hier alles, was das Jungleserherz begehrt. Solltet ihr also für Eure Kinder und Enkel noch was zu Weihnachten suchen – es gibt wunderschöne illustrierte Ausgaben, die sogar sehr gut übersetzt sind. Für die Umsetzung dieses Stoffes in ein filmgerechtes Drehbuch wurde Melissa Mathison verpflichtet, die mit ihrem Buch zu „E.T.“ 1982 bereits beweisen hatte, den Zeitgeist gut treffen zu können und auch den erforderten Spagat aus Dramatik, Phantastik und Komödie sicher beherrschte. „The BFG“ sollte ihr letztes Werk werden, da sie leider am 4. November 2015 ihrem langjährigen Krebsleiden erlegen ist. Wo wir gerade bei Querverbindungen zu „E.T.“ sind – für die Musik des freundlichen Riesen ist – natürlich – wieder John Williams verantwortlich, der hier einen zwar wunderschönen, aber nicht gerade eingängigen Score kreiert hat. Das Thema des Riesen ist zwar wunderschön, bekommt aber leider zu wenig Raum. Man merkt deutlich, das der Maestro seinen Kopf eher bei einer anderen Produktion hatte. Letztlich bleibt dann in dieser Aufzählung eigentlich nur noch der Regisseur des Ganzen, der erstaunlicher Weise Steven Spielberg heißt. Offensichtlich also, dass hier gar nichts schief gehen konnte? Denkste...
Der gute und die bösen Riesen sind ebenfalls perfekt umgesetzt, hier kommt wieder die Liebe des jungen Spielberg zu Disney zu tage, sind sie doch – analog „Snowwhite and the seven Dwarfs“ - alle recht unterschiedlich vom Aussehen, Charakter und ihrer Bewegung her entworfen. Auch an den Schauspielern gibt es kaum etwas auszusetzen. Mark Rylance , der im letzten Jahr für seine Arbeit „Bridge of Spies“ (inszeniert vom „alten Spielberg“) den Oscar für die beste Nebenrolle erhalten hat, haucht dem BFG Leben ein und zeigt einmal mehr, dass es auch noch andere CGI-Performer neben Andy Serkis gibt. Mit dem Casting der kleinen (und noch relativ unbekannten) Ruby Barnhill beweist Spielberg (der junge) wieder einmal mehr sein Talent dafür großartige Kinderschauspieler zu entdecken. Sollte Ruby jetzt nicht den Weg eines Corey Haim oder River Phoenix gehen, könnte aus ihr eine ganz Große werden.
Zum Thema Spezialeffekte braucht man auch bei einer Spielberg-Produktion seit den Achtziger Jahren nicht mehr viel zu sagen, was dem Zuschauer geboten wird ist der Stand der Technik und der ist mittlerweile – speziell was computergenerierte Figuren angeht – sehr hoch. Verdammt nochmal, selbst die Furzwitze haben mich dieses Mal nicht gestört, im Gegenteil, die Art und Weise wie sie präsentiert wurden war nahezu genial – warum dann macht der Film nicht so richtig „Klick“ bei mir? Zyniker würden jetzt vielleicht behaupten, dass ich einfach zu alt für einen solchen – doch eher an Kinder gerichteten Film – bin, aber das kann ich leicht wiederlegen, da ich in diesem Jahr einer der Wenigen war, die selbst das „Elliot“-Remake gemocht haben. Im Gegensatz zu dieser Produktion wirkt Spielbergs Film jedoch bedeutend „erwachsener“ und bietet Szenen, die wirklich originell sind und lange im Zushcuer nachwirken. Alleine die Sequenz in der Sophie und BFG zusammen unter der Oberfläche eines Teiches nach Träumen jagen, zählt für mich zu den schönsten und beeindruckensten Kinomomenten des Jahres.
Ebenso wie „Tin Tin“ aus dem Jahr 2011 ist der Film ein Herzensprojekt von Spielberg und hier wie dort geht der echte Spielberg Touch im Sog der Spezialeffekte verloren.
Nicht ich bin zu alt für diesen „Scheiß“, Herr Spielberg ist es. dia
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