Suicide Squad (2016) oder Wie konnte man das eigentlich versemmeln?
Regie: David Ayer Darsteller: Will Smith , Margot Robbie, Jared Leto, BATfleck
Um direkt mal am Anfang ganz ehrlich zu sein – nach dem Superman v. Batman-Debakel zu Beginn des Jahres hatte ich mir „Suicide Squad“ im Kino erspart. Okay, die Trailer waren nicht ganz so übel, aber das war beim ersten Auftritt von BatFleck auch nicht anders gewesen. Aber wo mich der potentielle Kampf Superpfadfinder gegen den dunken Racheengel zumindest als alten Comicfan noch reizte, war beim Auftritt der Super-Badguy-Gang noch nicht mal ein nostalgischer Reiz vorhanden. Sicher interessierte es mich schon den neuen Joker zu sehen, aber bis auf das Liebchen des ewig grinsenden Bösewichtes und einigen Auftritten der anderen Baddies in diversen Videogames, waren die meisten der angekündigten Gestalten echtes Neuland für mich, hatte ich doch Batman in den letzten Jahrzehnten eigentlich nur als Graphik Novels verfolgt und die laufende Serie großräumig umfahren. Auch ein logischerweise unvermeidlicher Gastauftritt von Batfleck konnte mich nicht ins Kino locken – den hatte ich wie gesagt Anfang des Jahres bereits überlebensgroß gesehen und auch wenn er noch das Beste an Snyders übervoller Wundertüte war, nochmals 13 € für ihn zu investieren stand nicht auf meiner Prioritätenliste. Aber als ich dann gestern zufällig bei einem Freund die US-BluRay mit dem extended Cut rumliegen sah, kribbelte es doch. Also kurzerhand ein Sixpack Bestechungsgeld gezahlt und 2 Stunden und 20 Minuten ab in das DC-Film-Universum.
In der ersten Stunde des Filmes, in dem es bekanntlich darum geht, dass die US-Regierung nach dem endgültigen Tod von Superman (Naja, wer´s glaubt) eine Gruppe von Superbösewichten zusammenstellt, um ein Pärchen unsterblicher „Götter“ zu bekämpfen, werden uns unsere Protagonisten erst einmal mit kurzen Origin-Storys vorgestellt. Das ist teilweise recht interessant, weil wir so sowohl Batman, als auch den neuen Joker in Action zu sehen bekommen, nervt aber logischerweise nach der dritten „Rückblende“ bereits gewaltig, vor allem, weil es ja kein Geheimnis ist, dass die Gruppe aus mindestens 6 Superbösewichten besteht. Zusätzlich gibt es dann natürlich noch den bösen weiblichen Boss der Organisation die für die Truppe verantwortlich ist und den sozusagen ultraharten „Marine“ der die Baddies an die Front begleiten und überwachen soll. Bis wir diese Leute nun alle kennengelernt haben, hat sich in Sachen der eigentlich zu erzählenden Geschichte nicht so wirklich was getan. Okay, das Götterpärchen hat damit begonnen eine U-Bahnstation auseinanderzunehmen, aber das wäre sicherlich auch unter 60 Minuten erzählbar gewesen.
Unsere „Heldentruppe“ bekommt nun also eine kleine Bombe eingespritzt (natürlich alle hintereinander, gähn!) und jetzt geht´s auch endlich los – natürlich nicht, ohne das noch zwei weitere Charaktere (ein Samuraimädchen, die wohl eher ein Guter ist und ein weiterer Superbösewicht, der aber keine Backstory bekommt, sondern nur dazu dient, bei nächster Gelegenheit die Wirksamkeit der implantierten Explosionsstoffe deutlich zu machen) eingeführt werden. Begleitet von ein paar Kanonenfuttersoldaten macht sich die Truppe nun also auf durch die zerstörte Innenstadt um den Amok laufenden Gottgleichen den Garaus zu machen.
Zwischen einzelnen Angriffen von besessenen Opfern, gibt es nun genug Gelegenheiten sich beim Nebeneinanderlaufen näher kennenzulernen, wovon die Truppe auch ausgiebig Gebrauch macht. Ein wenig Abwechslung kommt noch dadurch, dass vor allem Harley Quinn und Willi Schmitz sich ab und an dann auch noch an Ihre Vergangenheit erinnern, was weitere Gastauftritte sowohl von Batfleck als auch seinem bekanntesten Gegner ermöglicht. Man nähert sich nun also abwechselnd schiessend/kämpfend, redent oder erinnernd dem Turm in der Mitte der Stadt (über dem übrigens überraschenderweise ein leuchtender Sturm tobt), befreit oben erwähnte Bossin des Ganzen und nach einigen weiteren Action-Setpieces steht die Suicide Squad dann den Bösen gegenüber und gibt denen Saures. Am Ende sind alle wieder zurück in ihren Zellen, allerdings mit einigen Verbesserungen.
Mein Gott, was für ein wirres Machwerk.
Teilweise hat man das Gefühl, als hätte man Szenen aus fünf vorhandenen Drehbüchern zusammengesetzt. Ebenso wie bei Superman v. Batman wird auch hier versucht etwas in epischer Breite zu erzählen, das in kleine gut strukturierte Stückchen verpackt, erheblich besser funktioniert hätte. Wie unsicher ist man sich bei Warner/DC bei der Gestaltung des Filmuniversums eigentlich, wenn man versucht so viele Figuren wie möglich innerhalb von zwei Stunden einzuführen? „Suicide Squad“ wirkt in etwa so, als habe man alle Marvel Phase one Filme von IronMan bis zu den Avengers zu einem Streifen zusammengeschnitten.
Offensichtlich gibt es dafür zwei Gründe. Erst einmal versucht man sich dadurch (und durch die eher dunkle Atmosphäre) gerade von den Marvel Filmen abzusetzen und zweitens ist es tatsächlich so, dass die meisten der Hauptcharaktere sicherlich keinen ganzen Film tragen hätten können. Andererseits böten Deadshot und Harley Quinn genug Potential für einen Standalone Film, in dem man auch jeweils ein oder zwei der anderen Figuren hätte einführen können. In der jetzigen Form bestehen die Charakterisierungen der Figuren allerdings nur aus jeweils einem bis zwei Fakten, die uninspiriert in den Raum geworfen werden. Uihh, der Australische Bankräuber hat einen Akzent und wirft mit einem Bumerang um sich – Wow, KillerCrock lebt in der Kanalisation und stinkt nach Scheisse; das ist ja toll.
Zusätzlich bleibt bei dem Chaos, das uns hier als Drehbuch verkauft wird, logischerweise Weise auch keine Zeit für die berühmte „Heroes Journey“. Abgesehen von ein paar Christen, die den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden, befinden sich alle Figuren am Ende des Filmes in ihrer Ausgangssituation wieder, haben keinerlei Entwicklung durchgemacht und sind in keinster Weise an ihren Aufgaben gewachsen. Trotz allem Bumm Bumm entpuppt sich der Film somit als eine Seifenblase, schillernd am Anfang aber am Ende dann doch zerplatzend und sich in Wohlgefallen auflösend.
Um nochmal den alten George Lucas Vergleich zu bringen, Warner hat hier alles, was sie in den Comics um die Suicide Squad finden konnten auf die Leinwand geklatscht und einfach darauf gehofft, dass genug für einen interessanten Film kleben bleibt. Das hat nun aber auch garnicht funktioniert. Jetzt, gerade mal 24 Stunden nach der Erstsichtung muss ich schwer suchen um irgendeine Szene zu finden, die sich in meinem Kopf festgesetzt hat. Keinerlei interessante Idee, keinerlei interessante oder neuartige Visuals, ein Nichts an Spannung und der teilweise kindische Humor wirkt (und ist, wenn man der Presse glauben kann - "Lügenpresse, Lügenpresse!") nachträglich aufgepropft. Einzig und alleine wichtig für den Aufbau des DC-Filmuniversums bleiben damit wohl die Stinger im Nachspann, die wieder einmal mehr auf den kommenden Justice League Film hinweisen, auf den ich nun auch keine schwer verdienten Euros mehr setzen möchte.
Nee, das war wohl nix.
dia
UPDATE: Dank Schnittberichte.com können wir jetzt auch detailliert sehen, wo die Unterschiede zwischen der Kinofassung und dem "Extended Cut" liegen und - in keinster Weise überraschend - handelt es sich zumeist um die, von mir oben bereits angesprochenen, "Walk and Talk"-Szenen und die diversen unötigen Rückblicke, die zwischen die einzelnen langweiligen Actionszenen gepackt sind.
Es könnte also durchaus sein, dass der Original-Kino-Cut für Leute, die den Film noch nicht kennen die bessere (oder zumindest erträglichere) Wahl sein könnte, aber da mich das Werk generell schon so überzeugt hat, werde ich auf eine weitere Sichtung verzichten.
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