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Die 120 Tage von Sodom (1975)
Sal ò o le 120 giornate di Sodoma

Regie: Pier Paolo Pasolini

Darsteller: Paolo Bonacelli, Giorgio Cataldi, Umberto Paolo Quintavalle, Aldo Valletti

Drehbuch: Sergio Citti

Produzent: Alberto Grimaldi

Musik: Ennio Morricone

 

 

Kino kontrovers, Kunst, Scheißdreck?

Über Pier Paolo Pasolinis Werk wird viel geredet. Selten wurde ein Film zugleich so gelobt, wie er im nächsten Atemzug zerrissen wurde. Ein Film, um den sich viele Mysterien ranken. Was hat der Regisseur mit dem Werk bezweckt, was steckt dahinter? Und steckt überhaupt etwas dahinter? Pasolini lässt dem Zuschauer viel Raum für Spekulationen. Mag man auch geteilter Meinung sein, so ist eines offensichtlich – die „120 Tage von Sodom“ sind ein Faustschlag ins Gesicht des „Unterhaltungskinos“... Wie sollte es auch anders sein wenn jemand sich – zumindest in Auszügen – den Marquis de Sade zum Vorbild nimmt?

Promo 7Zu Beginn stellt man dem Zuschauer eine Gruppe von vier privilegierten Bürgern im faschistischen Staat Salo vor. Das Jahr ist 1944 und ein Satz prägt das, was einen über die nächsten 2 Stunden erwarten soll. „Alles was maßlos ist, ist gut!“. Dieser Pakt wird für eine Gruppe von Jungen und Mädchen zu einer emotionalen Höllenfahrt, auf die man weder die Protagonisten, noch den Zuschauer vorbereiten könnte. In einer abgelegenen Villa dienen sie den vier Herren fortan dazu, die extremsten und unmenschlichsten Gelüste befriedigen zu müssen.

Schon fast rituell wird in mehreren Kapiteln eine Ausschweifung nach der anderen zelebriert, begleitet von Erzählungen gealterter Dirnen, die auf ihre Vergangenheit mehr als nur stolz sind. Schon fast dokumentarisch muss der fassungslose Zuschauer mit ansehen, wie unschuldige junge Menschen für die Ausschweifungen von faschistischen und diktatorisch veranlagten „Herrenmenschen“ für bestialische Spiele missbraucht werden. Diese reichen von simpler Befriedigung, über die Aufnahme von Urin und Kot bis hin zu der extremsten Form der Triebhaftigkeit – Pädophilie, Gewalt, Unterdrückung und Mord.

Promo 6Auch wenn ich hier nicht zu sehr ins Detail gehen möchte, so nehme ich mir doch die Zeit, auf eine – in meinen Augen - beeindruckende Szene einzugehen. Im Kapitel „Höllenkreis der Scheiße“ verfolgen wir die Geschichten einer Hure, die ausschweifend über ihre „Künste der Darmentleerung“ sinniert. Dies animiert die „feine“ Herrengesellschaft dazu, diese Praktiken an den gefangenen Kindern zu zelebrieren. Es beginnt damit, dass eines der Mädchen vor den Augen der Anderen dazu gezwungen wird, die Exkremente des „Anführers“ der Gruppe zu verspeisen. Demonstriert dies allein schon ein unvorstellbares Maß der Unmenschlichkeit, so endet das Ganze in einem opulent zelebrierten Festmahl, in dem alle an einem Tisch sitzen, und unter Genuss unzählige Mengen an gesammelten Ausscheidungen verspeisen. Diese Szene ist aus diesem Grunde beeindruckend, da sie auch eine klare Botschaft an den Zuschauer enthält. Denn während sich die Herren auf dieses Ereignis vorbereiten, hört man im Radio eine propagandistische Rede, die die Faschisten als die Krönung des Lebens und absolut überlegen feiert, nur um kurz darauf zu zeigen wie sie sich dem niederen Trieb des Scheißefressens hingeben, und dies in einem orgasmischen Maße feiern.

Schöne Ironie, nicht wahr?

Promo 5Die „120 Tage von Sodom“ sind nichts für Jedermann. Und das soll keine Kritik an den Leuten sein, die sich diesen Film eben nicht anschauen können oder wollen. Pasolini präsentiert uns ein Paradebeispiel der „Bestie Mensch“, die Unsinnigkeit eines totalitären Regimes und die Gefahr, die von Menschen, die nach der uneingeschränkten Macht lechzen, ausgeht. Von Kritikern gerne als „perverses Kammerspiel“ eines „kranken“ Regisseurs verschrien, loben Andere die Genialität einer kritischen Botschaft.

Auch wenn der Film mir so manches mal das Hinsehen und akzeptieren des Gezeigten schwer gemacht hat, so halte ich das Werk für einen wichtigen Film, dessen Bedeutung auch in der heutigen Zeit noch aktuell ist. Hier wird nichts schön geredet, es geschieht nichts im Verdeckten – der Film ist roh, brutal und abscheulich!

Promo 3Bin ich selbst vielleicht etwas „pervers“, weil mich dies in der einen Sekunde abschreckt und in der Anderen wieder nicht? Ich denke nicht, denn wie ich Anfangs erwähnte lässt Pasolinis Werk viel Raum für Interpretation. Welche nun die Ihre ist, lieber Leser, das ist ihnen selbst überlassen. Ich habe meinen Frieden mit diesem Werk gemacht.

Ich könnte jetzt versuchen, wie es viele vor mir taten, eine Analyse des Werkes zu schreiben. Doch das will ich gar nicht. Auch auf die Gefahr hin jetzt „flapsig“ zu wirken - „Sodom“ ist was ihr daraus macht. Und damit schließe ich meinen Bericht.

 

Victor

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