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The Guest (2014)
The Guest

Regie: Adam Wingard

Drehbuch: Simon Barrett

Darsteller: Dan Stevens, Sheila Kelley,
Maika Monroe

 

 

 

-Let the right one in-

In einem amerikanischen Vorort, im Hause der Petersens, will der Verlust des ältesten Sohnes Kaleb in Afghanistan verwunden werden. Als eines Tages Kamerad David (Dan Stevens ) an der Türe klingelt und mit Anekdoten über den unfortunate son die Stimmung hebt, wird er schnell zum Sympathieträger. Wie sich jedoch zeigt, ist er auch Träger eines Auftrags, den ihm der sterbende Kaleb entgegenröchelte: Der blonde Schönling soll von nun an Schutzpatron der Familie sein. Als die Petersens von zahlreichen Todesfällen in ihrem Umfeld profitieren, gerät David in Verdacht, seine Aufgabe mit ungesundem Eifer zu verfolgen.

guest04Ich hatte mir fest vorgenommen, American Sniper und Bradley Coopers wirklich knapp bemessene Shorts zu vergessen. Wie das Leben spielt, lief mir The Guest über den Weg und rief mit seiner Maskerade als pathosbeladene Veteranengeschichte ebenjene Erinnerungen wach. Meine Verärgerung hielt nicht lange an, denn The Guest entpuppte sich als zutiefst zynischer Horrorbeitrag zur Misere der Kriegsrückkehrer, die nicht mehr in die Gesellschaft zurückfinden. Passend zum überspitzten Stil des Films, lassen Regisseur Adam Wingard und Autor Simon Barrett  ihren David jedoch an weit mehr leiden, als an einer in solchen Fällen üblichen posttraumatischen Belastungsstörung. Die spießbürgerliche Kleinstadt wird so zum Schauplatz einer Gewaltorgie, die an Trashklassiker wie Universal Soldier (1992) erinnert und auf Grund des Kontrasts zu den Anfangsminuten umso besser zündet.

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Bis es aber zum Exzess kommt, wird durch geschickt eingestreute Spitzen Neugierde geweckt. Spätestens als David das Streitsuchen zur Kunstform erhebt und in der folgenden Kneipenschlägerei seine Gegner über- und unmenschlich auseinandernimmt, will man wissen, was es mit dem Veteranen auf sich hat, der die Gastfreundschaft der Petersens so ungestüm zurückzahlen will. Denn Davids Coolness wirkt in dieser Welt der Normalos fast schon entrückt. Kombiniert mit dem Soundtrack bekommt der Film dadurch einen surrealen Schliff, der ihm außerordentlich gut steht. Wer würde auf einer von College-Gören frequentierten Hausparty schon D.A.F mit „Der Mussolini“ erwarten?

guest02Dan Stevens spielt die Rolle des Heilbringers dabei so gut, dass die Zuschauer seine immer deutlicher zutage tretenden Charakterschwächen mit aller Macht verzeihen möchten. Ein einigendes Moment, das zur Identifikation mit Familie Petersen beiträgt. So sieht der pubertierende Sohn zu David auf, die Tochter kann, ob des gestählten Bodys ihres Gastes, ihre Hormone kaum bändigen, der zur Melancholie neigende Vater schätzt ihn als Zuhörer und die Mutter als Kaleb-Ersatz. Während die Petersens wegen Gefahr für Leib und Leben um eine Enttäuschung jedoch nicht herumkommen, bleibt man auf dem sicheren Sofasessel von solch deprimierenden Erfahrungen verschont und wird nach einem furiosen Finale in den Abspann entlassen.

Christoph Laible

 

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hallo

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