Ruinen Regie: Carter Smith Drehbuch/Buchvorlage: Scott B. Smith Darsteller: Jonathan Tucker, Jena Malone, Joe Anderson
Was uns Regisseur Carter Smith, dessen Name fast wie ein Pseudonym klingt, hier als Langfilmdebut präsentiert, ist ein kleiner Leckerbissen. Wie am Erscheinungsjahr offensichtlich, ist der Film zu einer Zeit entstanden, in der das sogenannte „Torture Porn“-Untergenre seine Hochzeit hatte. Man kennt diese Art Filme ja – uninteressante, farblose und zumeist auch recht nervige Figuren gehen einen Wald (oder werden entführt oder treffen auf einen geisteskranken Killer oder, oder...), die Gruppe wird recht schnell um einiges verkleinert und ein oder zwei Überlebende werden aufs Fieseste gequält. Wenn Knochen brechen und Fleisch zerteilt wird, hält die Kamera schön drauf – Ekel wird mit Horror gleichgesetzt.
Natürlich sind diese tequilageschwängerten Touristen uns nicht direkt sympathisch und auch ihre Eifersüchteleien interessieren uns eigentlich weniger, aber bereits nach 20 Filmminuten ist einer von ihnen in die ewigen Jagdgründe (bzw. in das Reich von Santa Muerte) eingegangen und die Truppe befindet sich auf der Pyramide. Die dort befindliche Ausgrabungsstätte ist verlassen. Bei der Suche nach Überlebenden verletzen sich direkt zu Beginn zwei der Truppe, die sengende Hitze sowie Nahrungs- und speziell Wassermangel tun ein Übriges dazu, dass der Zuschauer von nun an doch ein gewisses Interesse an den Figuren bekommt. Lange Zeit arbeitet der Film nun durchaus subtil. Abgesehen von ein paar wenigen visuellen Schocks baut sich das Grauen langsam auf. Wenn dann, ab der Mitte des Filmes, die eigentliche Bedrohung klar wird (man darf wohl so viel verraten, dass es sich um fleischfressende Pflanzen handelt) dann kommt auch der Splatterfan voll auf seine Kosten. Von schmutzigen Amputationen bis zur – im wahrsten Sinn des Wortes – Selbstzerfleischung wird einiges an „Blutmatsch“ geboten, ohne dass der Film zur selbstzweckhaften Metzelorgie verkommt.
Außerdem noch sehr positiv hervorzuheben ist die Art und Weise, wie in Ruins die unvermeidlichen CGI-Effekte eingesetzt werden. Sicherlich hätte es sich angeboten die schlingenden Äste der Pflanzen als Tentakelhaufen zu animieren, zumeist aber wurden nur kleine – fast unmerkliche - Bewegungen im Hintergrund eines Shots eingefügt, bei denen man sich als Zuschauer nie so ganz sicher ist, ob da gerade wirklich etwas war. An anderer Stelle dient Kollege Computer halt nur zur Bilderweiterung (nein, es sind tatsächlich nicht alle Aufnahmen auf einer echte Pyramide im Urwald gedreht worden) oder wird eingesetzt, wenn Aufnahmen nun gar nicht anders machbar gewesen wären. Den Rest der Effekte übernahm dann tatsächlich eine handwerklich begabte Crew von Latextechnikern, was dem Film eben einen eher realistischen Ansatz gibt.
Alles in allem ist „Ruins“ ein saft- und kraftvoller Horrorschocker, der nahezu komplett humorbefreit daherkommt und seine Geschichte und Figuren sehr ernst nimmt. Eher kein Partyfilm, sondern was für Leute, die ihren Filmabend mal mit richtig gutem Horror verbringen wollen. ACHTUNG:
dia
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