(USA 2008) Ruinen Regie: Carter Smith Drehbuch/Buchvorlage: Scott B. Smith Darsteller: Jonathan Tucker, Jena Malone, Joe Anderson
Fünf junge Leute auf Mexico-Urlaub entschließen sich den letzten Tag im Land der Sombreros mit etwas anderem zu verbringen, als mit Tequila und Pool-Watching. Sie schließen sich einem jungen Deutschen an, den sie gerade erst kennen gelernt haben. Dieser ist auf der Suche nach seinem Bruder, der sich mit einer mexikanischen Schönheit in Richtung einer archäologischen Grabstätte aufgemacht hat. Diese entpuppt sich als eine riesige Majapyramide. Von plötzlich auftauchenden Eingeborenen eingeschüchtert und um bereits um eine Person dezimiert, flüchten sie auf das Plateau der Pyramide wo das Grauen beginnt. Nicht nur Hunger, Durst und die Urweinwohner, die die Pyramide umstellt haben und denen ein Menschenleben offensichtlich recht egal ist, sind die größte Gefahr Gefahr – irgendetwas stimmt auch nicht mit den Pflanzen, von denen die gesamte Pyramide überwuchert ist. Was uns Regisseur Carter Smith, dessen Name fast wie ein Pseudonym klingt, hier als Langfilmdebut präsentiert, ist ein kleiner Leckerbissen. Wie am Erscheinungsjahr offensichtlich, ist der Film zu einer Zeit entstanden, in der das sogenannte „Torture Porn“-Untergenre seine Hochzeit hatte. Man kennt diese Art Filme ja – uninteressante, farblose und zumeist auch recht nervige Figuren gehen einen Wald (oder werden entführt oder treffen auf einen geisteskranken Killer oder, oder...), die Gruppe wird recht schnell um einiges verkleinert und ein oder zwei Überlebende werden aufs Fieseste gequält. Wenn Knochen brechen und Fleisch zerteilt wird, hält die Kamera schön drauf – Ekel wird mit Horror gleichgesetzt. So etwas hätte man einfach aus der Idee machen können, aber „Ruins“ beruht auf einem Buch von Scott B. Smith, das für mich einer der besten Horrorromane dieses Jahrtausends ist. Smith hat das Buch dann auch noch selbst in ein Drehbuch adaptiert und so überträgt sich die Ausweglosigkeit der Situation unserer Protagonisten auch auf die Leinwand. Natürlich sind diese tequilageschwängerten Touristen uns nicht direkt sympathisch und auch ihre Eifersüchteleien interessieren uns eigentlich weniger, aber bereits nach 20 Filmminuten ist einer von ihnen in die ewigen Jagdgründe (bzw. in das Reich von Santa Muerte) eingegangen und die Truppe befindet sich auf der Pyramide. Die dort befindliche Ausgrabungsstätte ist verlassen. Bei der Suche nach Überlebenden verletzen sich direkt zu Beginn zwei der Truppe, die sengende Hitze sowie Nahrungs- und speziell Wassermangel tun ein Übriges dazu, dass der Zuschauer von nun an doch ein gewisses Interesse an den Figuren bekommt. Lange Zeit arbeitet der Film nun durchaus subtil. Abgesehen von ein paar wenigen visuellen Schocks baut sich das Grauen langsam auf. Wenn dann, ab der Mitte des Filmes, die eigentliche Bedrohung klar wird (man darf wohl so viel verraten, dass es sich um fleischfressende Pflanzen handelt) dann kommt auch der Splatterfan voll auf seine Kosten. Von schmutzigen Amputationen bis zur – im wahrsten Sinn des Wortes – Selbstzerfleischung wird einiges an „Blutmatsch“ geboten, ohne dass der Film zur selbstzweckhaften Metzelorgie verkommt. Das liegt mit Sicherheit daran, dass uns die Figuren bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ans Herz gewachsen sind und wir eigentlich NICHT sehen möchten, dass ihnen diese unangenehmen Sachen passieren. Wer das nicht versteht sollte sich mal im Vergleich einen Film wie „Hostel 2“ oder „Saw 3“ ansehen, in dem man nur darauf wartet, dass die Schlachtplatte endlich serviert wird und man abgesehen vom Spektakel der immer neuen Arten, den menschlichen Körper zu zerstückeln, nichts geboten bekommt, was einen auch nur ansatzweise fesselt. Außerdem noch sehr positiv hervorzuheben ist die Art und Weise, wie in Ruins die unvermeidlichen CGI-Effekte eingesetzt werden. Sicherlich hätte es sich angeboten die schlingenden Äste der Pflanzen als Tentakelhaufen zu animieren, zumeist aber wurden nur kleine – fast unmerkliche - Bewegungen im Hintergrund eines Shots eingefügt, bei denen man sich als Zuschauer nie so ganz sicher ist, ob da gerade wirklich etwas war. An anderer Stelle dient Kollege Computer halt nur zur Bilderweiterung (nein, es sind tatsächlich nicht alle Aufnahmen auf einer echte Pyramide im Urwald gedreht worden) oder wird eingesetzt, wenn Aufnahmen nun gar nicht anders machbar gewesen wären. Den Rest der Effekte übernahm dann tatsächlich eine handwerklich begabte Crew von Latextechnikern, was dem Film eben einen eher realistischen Ansatz gibt. Letztlich möchte ich auch noch auf die Musik von Graeme Revell (unser Portrait findet ihr hier) hinweisen, die die meiste Zeit ebenso subtil arbeitet wie der Film, aber wenn nötig auch mal richtig schön bombastisch erschreckend werden kann. Alles in allem ist „Ruins“ ein saft- und kraftvoller Horrorschocker, der nahezu komplett humorbefreit daherkommt und seine Geschichte und Figuren sehr ernst nimmt. Eher kein Partyfilm, sondern was für Leute, die ihren Filmabend mal mit richtig gutem Horror verbringen wollen. ACHTUNG:
dia
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