Frankenstein and the monster from Hell (1974) Regie:Terence Fisher Musik:James Bernard Darsteller:Peter Cushing, Shane Briant,
Der junge Arzt Simon (Shane Briant) ist von einer recht ungesunden Faszination für die Arbeiten des als verstorben geltenden Victor Frankenstein geprägt. Als er eines Tages bei einem Experiment mit Leichenteilen von den Ordnungskräfte erwischt wird, wird er verurteilt und in ein „Irrenhaus für gefährliche Verbrecher“ (Ja, ich weiß das ist nicht politisch korrekt, aber so hieß das halt früher) verfrachtet. In diesem fidelen Haus des Wahnsinns regiert allerdings im Hintergrund ein gewisser Dr. Victor, der sich recht schnell als der echte Dr. Victor Frankenstein (Peter Cushing) entpuppt, der nun mit Hilfe von Simon und der stummen Sarah ein neues Monster (David Prowse) zusammenbastelt, das vorhersehbarer Weise – trotzdem es das Gehirn eines Professors besitzt – Amok läuft, weil das Monster halt tun. HAMMERs letzte Frankenstein-Verfilmung war gleichzeitig auch der Abschied der Produktionsfirma vom klassischen gotischen Horrorfilm und dafür brachte man noch ein letztes Mal alles zusammen, was für die großen Erfolge der später 50er und der gesamten 60er Jahre verantwortlich war. Peter Cushing übernahm noch einmal die Rolle des fragwürdigen Doktors, James Bernard steuerte seinen letzten Score für die Studios dazu und Dave „Darth Vader“ Prowse übernahm zum zweiten Mal die Rolle eines von Frankensteins Geschöpfen (und war diesmal nahezu komplett unter dem herausragenden Make-Up von Les Bowie verborgen). Zusätzlich konnte man auch noch Starregisseur Terence Fisher ein letztes Mal aus der Rente zurückrufen. Herausgekommen ist ein schicker, atmosphärisch dichter und erstaunlich blutiger Horrorfilm, der bis in die kleinste Nebenrolle (wenn man blinzelt verpasst man unter anderem Bernard Lee) perfekt besetzt ist und auch vor schwarzem Humor nicht zurückschreckt. Cushings Performance ist für mich immer noch die beste Frankenstein-Interpretation, die er je abgeliefert hat. Dank der schwieligen Hände nicht mehr in der Lage selbst zu operieren und dank seiner bisherigen Erfahrungen nicht mehr in der Lage menschlich und emotional zu handeln, erweist er – speziell zum Ende des Filmes hin – als das wirkliche Monster, während gleichzeitig Darth Prowse unter mehreren Kilos Latex tatsächlich noch eine glaubhafte Leistung bringt, die zumindest bei mir an einigen Stellen für einen dicken Kloß im Hals gesorgt hat. Shane Briant dagegen bleibt leider etwas blass, da seine Figur ohne irgendeine Vergangenheit daherkommt und keinerlei Tiefe bietet. Ebenfalls hervorzuheben ist noch Madeline Smith, deren stumme Sarah sich im späteren Verlauf der Handlung als durchaus wichtig erweist. Überraschender Weise muss die junge, aus den eher freizügigen Hammer-Vampirfilmen bekannte, Schauspielerin diesmal noch nicht einmal blank ziehen, da die erotische Komponente diesmal zu Gunsten einer eher klassischen Geschichte außen vor gelassen wurde. Leider war der Film in den Kinos – trotzdem es sich um eine Co-Produktion mit einem amerikanischen Verleiher handelte – kein großer Erfolg beschert. Hierbei spielten wohl mehrere Faktoren zusammen. Zuerst einmal war der Film bereits im Jahr 1972 fertiggestellt worden und lag zwei komplett Jahre sozusagen auf Halde und als er dann endlich die Leinwände erreichte hatte sich der Geschmack des Publikums – dank des Überraschungserfolges von William Friedkins „The Exorcist“ gewandelt. Wehende Vorhänge, düstere Gänge, schön ausgestattete Schlösse und viktorianische Werte konnten einfach nicht mit dem kompletten Anschlag auf alle Sinne konkurrieren, den Friedkin und Blatty auf die Leinwand gezaubert hatten und der den Horrorfilm komplett wandeln sollte. Hier in Deutschland sollte der Film gar nicht erst in die Kinos kommen und auch bei der späteren Videowelle der 80er und 90er Jahre wurde er niemals berücksichtigt. Für mich persönlich sollte der Film aber trotzdem eine Offenbarung sein. Im Jahr 1973 erschienen hier in Deutschland insgesamt 3 Ausgaben des offiziellen HAMMER Poster Magazines (ich glaube als Monster-Magazin) und eine dieser Nummern hatte halt das von Darth Vader gespielte – und wirklich schrecklich anzusehende – Monster als Posterboy. Für einen 11-jährigen Filmfreak, der schon damals auf Horrorfilme stand, war es natürlich ein wichtiges Ziel, diesen Film dann auch zu Gesicht zu bekommen, speziell nachdem das Poster (und das dazugehörige Magazin) nachdem es nur wenigen Minuten in voller Schönheit an einer Wand gehangen hatte, den Weg in die Mülltonne gefunden hatte – meine Pflegeeltern waren einfach noch nicht bereit für ein Monsterkid. Ich landete somit – dank HAMMER – in einer Art Überwachungsstaat in dem plötzlich genauer kontrolliert wurde was ich konsumierte. Die Zeiten der mal eben am Kiosk gekauften italienischen Fumetti (sehr auf Splatter und Sex bezogene Comics) und der unzensierten Horror-Heftromane war vorerst einmal vorbei. Glücklicherweise bekam niemand mit, dass ich mittlerweile in unserem Stadtteilkino Stammkunde war und dort bereits alles sehen konnte, was ich wollte (wozu damals schon Filme wie „French Connection“ oder „Der Pate“ zählten). Doch das sollte mir in Bezug auf „Frankenstein and the Monster from Hell“ natürlich nichts nutzen – wie erwähnt gab es keinen Deutschlandstart. Zur Hilfe kam mir damals das wir hier in Düsseldorf in einer englisch besetzten Zone lebten und es ein Kino für Angehörige der englischen Armee gab. Über zwei Ecken und mit ein paar Mark Bestechungsgeld konnten ein Freund und ich uns dann – das muss so Mitte des Jahres 1975 gewesen sein – tatsächlich in eine Vorführung des Filmes schmuggeln. Sicher, dank Schulenglisch und einem durchgehenden Gefühl etwas verbotenes zu tun, bekam ich von der eigentlichen Handlung sicherlich nur weniger als die Hälfte mit, aber in den Folgewochen waren wir die Helden auf dem Schulhof, da wir den „verbotenen“ Film gesehen hatten. Für mich persönlich war es die erste Leinwandbegegnung mit dem Charakter des Dr. Frankenstein und vielleicht ist das auch der Grund, warum ich den Film auch heute noch so sehr liebe und ihn hier sowohl als GB-VHS, US-DVD und jetzt auch als das aktuelle ANOLIS-Release hier im Regal stehen habe. ZUM RELEASE VON ANOLIS Wieder einmal gibt es hier nichts auszusetzen. Die Bild- und Tonqualität ist absolut brillant. Nie zuvor (außer vielleicht damals auf der Leinwand) habe ich die Farben des Filmes dermaßen wahrgenommen, nie zuvor ist mir das perfekte Set-Design so sehr aufgefallen. Speziell wenn es zu den – recht häufigen – Szenen kommt, in denen Blut zu sehen ist, fällt auf in wie fern die Restauration sich gelohnt hat, endlich ist Hammer-Blut mal richtig rot und verhält sich wie echtes Blut. Gut – letzteres kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass während der Dreharbeiten dieses Mal teilweise auf echte Blutkonserven zurück gegriffen wurde. Ansonsten besticht diese Veröffentlichung der Hammer-Collection wieder einmal durch ihre Ausstattung. Zuerst einmal gibt es wieder einmal einen Audiokommentar von Uwe Sommerlad und Dr. Rolf Giesen, der wie üblich sehr faktenorientiert ist und sich sehr mit dem Ende des gotischen Horrorfilms beschäftigt. Sicherlich sehr interessant für Filmhistoriker, spaßiger allerdings ist der (bereits aus diversen US und GB-Veröffentlichungen bekannte) Kommentar von Madeline Smith, Shane Briant und Markus Hearn, der nahezu komplett aus Anekdoten betreffs der Dreharbeiten besteht. Zusätzlich findet sich auf der Disk auch noch ein Making of mit dem Titel „Taking over the Asylum“, in dem auch über die Probleme der Produktion eingegangen wird, eine kurze Dokumentation über Regisseur Terence Fisher, mehrere Interviews mit an der Produktion beteiligten und die übliche Auswahl an Trailern und Bildergalerien. FAZIT: Endlich gibt es auch mal eine vernünftige Veröffentlichung dieses unterschätzten Klassikers in Deutschland, für Leute, die der englischen Sprache nicht mächtig sind hat ANOLIS sogar noch eine recht gelungene Synchro in Auftrag gegeben, in die ich – zugegeben – aber nur kurz reingeclickt habe, da ich Mister Cushings Original-Stimme einfach zu sehr liebe. dia
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