rockplakatRocketship X-M (1950)
Rakete Mond startet

Regie: Kurt Neumann
Darsteller: Lloyd Bridges, Osa Massen, John Emery

 

 

 

Noch 18 Minuten!

Wir lernen die Besatzung des Mond-Raumschiffes kennen. Vier Männer und eine Frau, die gerade die letzte ärztliche Untersuchung vor dem Start  haben.

Noch 15 Minuten!
Zeit für eine Pressekonferenz, auf der der Leiter der Expedition, der ältere Wissenschaftler Dr. Eckstrom (JohnEmery) den anwesenden Vertretern der schreibenden Zunft erklärt, wie denn so ein Raumflug Anfang der 50er funktioniert.

Noch 10 Minuten!
Die Zeit reicht noch um der Besatzung beim freundlichen Small-Talk mit der Presse zuzusehen. Pilot Floyd Graham (Lloyd Bridges) lässt sich zu ein paar sexistischen Bemerkungen betreffs des weiblichen Crewmitlgiedes herab, der texanische Astronaut betont nochmals seine Liebe zu Texas und seiner Frau (in dieser Reihenfolge), die junge Lisa van Horn (Osa Massen) erweist sich als schlagfertiges Mathematikgenie und das uns nicht näher bekannt gemachte fünfte Mannschaftsmitglied (dessen einziger Charakterzug eine später auftretende depsressive Grundeinstellung ist) ist irgendwie auch dabei.

Noch 3 Minuten!

Die Crew betritt das Raumschiff – auffi geht’s.

Start….

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Soviel zu dem Inhalt, den der deutsche Titel „Rakete Mond startet“ verspricht, wirklich interessant wird der Film natürlich erst etwas später, wenn sich das Schiff im Weltall befindet und die erste Raketenstufe abgeworfen wurde (das war, so viel ich weiss, erstmals auf der Leinwand zu sehen). Denn nun beginnt das Abenteuer, das dafür sorgte, dass unsere deutschen Designer auch noch die Schlagzeile „Der sensationellste Film!“ mit aufs Plakat klatschten und somit der grammatikalischen Vergewaltigung des Titels auch noch mittels dieser absoluten Aussage eine weitere Peinlichkeit hinzufügten.

Wenn wir mal ein wenig tiefer stapeln muss man allerdings anerkennen, dass dieser kleine von der Firma „Lippert-Pictures“ produzierte Schnellschuss doch einiges an Sensationellem zu bieten hat. Da wäre zuerst einmal der sensationelle Plot-twist zu nennen, dass das Raumschiff– nach einem technischen Problem – unaufhaltsam beschleunigt und, während die Crew ohnmächtig ist, am angedachten Landetrabanten vorbei schießt und erst kurz vor dem Mars wieder abgebremst werden kann.

lücklicherweise ist Pilot Graham nicht nur ein Frauenversteher, sondern auch in seinem Job erstklassig und so landet er das Schiff ohne große Probleme auf dem Planeten. Glücklicherweise ist die Atmosphäre auf dem Mars erdähnlich genug, dass die Crew beim Ausstieg auf Druckanzüge verzichten und nur mit der vorhandenen Bergsteigerausrüstung und leichten Atemmasken auf Expedition gehen kann.

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Startschuß für die zweite Überraschung, denn bei den Szenen die auf dem Mars spielen wird das scharz-weiß Bild plötzlich in orange viragiert dargestellt, was eine durchaus unheimliche Atmosphäre erzeugt. Unsere ungeplanten Marsbesucher entdecken nun die Ruinen einer lange vergessenen Zivilisation, die sich scheinbar selbsttätig zurück ins Steinzeitalter gebombt hat (hier kommt die Atomangst, die den Science Fiction Film der frühen 50er ausgezeichnet hat, wieder prima zum Tragen) und es kommt natürlich auch zu einer Konfrontation mit deren Nachkommen, wobei der Film hier durchaus gruselige Momente und eine Einstellung, die bei mir eine Gänsehaut erzeugt hat, aufzuweisen hat.

So richtig sensationell aber ist das Ende des Filmes, dass ich natürlich hier nicht verraten werde und das die oben erwähnte Schlagzeile zumindest vom Stand des  Jahres 1950 betrachtet als gar nicht mal so weit hergeholt wirken lässt.

Was hier unter der Regie des Exildeutschen Kurt Neumann („Die Fliege“, 1958) und kleinstem Budget entstanden ist erweist sich – bei allen technischen und logischen Ungereimtheiten – als eine kleine Perle des Genres mit vielen neuen Ideen, die man zuvor noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Die Charaktere sind keine vom Hurrah-Patriotismus der Jahre geprägten Abziehbilder sondern glaubhafte Figuren mit Fehlern und Selbstzweifeln, selbst bei der als solchen geplanten Mondmission geht es nicht um die Erweiterung und Eroberung des Weltalls sondern um eine positive Anerkennung wissenschaftlicher Arbeit im Raumfahrtbereich. Speziell, das letzterer Punkt durch die Funde auf dem Mars in Frage gestellt wird, gibt dem Film dann zum Ende hin eine durchaus kritische Note und die finalen Minuten des Filmes… – naja, ich erwähnte es schon, dass ich die für sensationell halte.

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Erwähnenswert ist auch die Kameraarbeit von Karl Struss (der so gut wie immer mit Neumann zusammen gearbeitet hat), die speziell in den, in Nevadas Wüsten gedrehten, Szenen auf dem Mars hervorsticht, aber auch Szenen in der kleinen Raumkapsel durchaus interessant einfängt.

Das ganze Werk wird noch durch eine überragende Musik von Ferde Grofè sn. Unterstützt, der eigentlich als klassischer Komponist („Grand Canyon Suite“, „Mississippi Suite“) bekannt ist und hier mit einem kleinen Orchester einen wunderschönen atmosphärischen  Filmscore präsentiert. Beginnend mit „normaler“ dramatischer Musik in der ersten Hälfte, ändert sich der Sound – unter Zuhilfenahme des in den 50ern allgegenwärtigen Theremins – nach der Marslandung komplett und wird erheblich „moderner“ als erwartet.

Somit erweist sich „Rocketship X-M“ als einer der wenigen Filme, von denen man seit Jahrzehnten immer wieder gelesen hat und die einer Erstsichtung nach all dieser Zeit trotzdem noch standhalten. Ein immer wieder tolles Erlebnis, für das man ANOLIS, die den Film im Zuge ihrer „Hände weg“-Reihe (die durch den „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“ unterstützt und kuratiert wird) dankbar sein darf.

Die Qualität der vorliegenden DVD ist dann auch überraschend gut. Das Bild ist sehr scharf, wenn auch an einigen Stellen Artefakte zu bemerken sind, der Sound der Originalversion rausch- und knackfrei. Die deutsche Synchronisation ist dem Stand der 50er Jahre Kinosynchros entsprechend und klingt dagegen etwas „hohl“. Einziger Wehmutstropfen der vorliegenden Fassung ist ein Laufstreifen im rechten Drittel des Bildes, der fast 15 Minuten lang durchgehend erkennbar ist und den Blick immer wieder auf sich zieht. Da dies vor der eigentlichen Landung auf dem Mars stattfindet, trübt es das Seherlebnis aber nur minimal.

Der Film kommt in einer kleinen Hartbox mit, der Seltenheit des Werkes geschuldet, leider nur wenigen Extras, ist aber eine sinnvolle Ergänzung für jede Sci-Fi-Sammlung. 

 

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