The Scribbler (2015) Sukie, eine junge Frau die unter multiplen Persönlichkeiten leidet, bekommt nach ihrem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik eine Wohnung in einem Hochhaus zugewiesen, das von ähnlichen fast geheilten Fällen bewohnt wird. Seltsamer Weise kommt es nun immer, wenn sie ihre spezielle Therapie zur Vernichtung ihrer zusätzlichen Persönlichkeiten anwendet, zu Selbstmorden in dem Haus. Regisseur John Suits verfilmte die Graphic Novel von Dan Schaffer (der auch das Drehbuch verfasst hat) mit geringem Budget aber hoher Kreativität. Düstere Farbdramaturgie, „dreckiges“ Set-Design und comichafte Bildsprache werden hervorragend durch die gewollt kalt agierenden Schauspieler unterstützt. So hat der Film in seiner ersten Hälfte durchaus eine Atmosphäre, die an die frühen Werke von David Cronenberg erinnert und der Zuschauer wundert sich, ob nicht all die seltsamen Hausbewohner vielleicht doch nur Teile von Sukies mehrfach gespaltener Persönlichkeit, die Selbstmorde nicht einfach die Wirkung der Therapie sind. So lange diese Ungewissheit bleibt, weiß der Film auch durchaus zu gefallen, leider aber geht es in der zweiten Hälfte darum, eine logische Erklärung zu vermitteln und hier scheitert „The Scribbler“ dann komplett. Nun muss ich zugeben, die Comicvorlage nicht zu kennen. Ich gehe aber davon aus, dass es auch dort in eine ähnliche Richtung geht. Es gibt aber leider noch einige große Unterschiede zwischen der Welt des statischen und des bewegten Bildes und nicht alles, was als Graphic Novel funktioniert, lässt sich eins zu eins auf der Leinwand (oder besser auf dem Fernsehschirm) abbilden. Selbst bei solch eher simpel gestrickten Vorlagen wie den Marvel- oder DC-Comics (das meine ich jetzt nicht negativ) sind Anpassungen vonnöten und werden auch größtenteils akzeptiert. Nehmen wir als Beispiel mal den „Scribbler“ selbst. Er ist, neben Sukie, die zweite Haupt-Persönlichkeit im Kopf der Heldin und kommuniziert nicht über Sprache, sondern – wie der Name schon andeutet – indem er überall kryptische Botschaften in Spiegelschrift hinterlässt. Optisch macht sich das auch im Film gut, dicht beschriebene Wände und Oberflächen sehen immer toll aus. Inhaltlich kann man allerdings, bis auf wenige Schlagworte, den Sinn nicht so schnell erfassen, wie er wieder aus dem Bild oder in den Hintergrund gerückt wird. Hier liegen die Vorteile der Comicfassung klar auf der Hand, aber auch im Film wäre es möglich gewesen dem Zuschauer hier einige Hinweise zu geben, man hätte einfach nur auf die Spiegelschrift verzichten müssen. So ist man als Zuschauer am Ende des Filmes eher unbefriedigt, da man sich auf Grund der hervorragenden ersten Hälfte erheblich mehr erhofft hat. Trotzdem ist „The Scribbler“ durchaus interessant genug, um einen spannenden Abend mit ihm zu verbringen, er kommt nur leider nicht über das Mittelmaß hinaus.
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