Wolf Creek (2005)
Drei junge Leute in der Gewalt eines wahnsinnigen Killers. Das klingt nach einem billigen Splatterfilm. Aber Wolf Creek ist viel mehr als nur ein weiterer billiger Slasher. Liz, Kristy und Ben machen sich auf die Socken um mit ihrem billig erstandenen Auto Australien zu durchqueren. Nach einem Zwischenstopp an einem riesigen Meteoritenkrater namens Wolf Creek startet plötzlich ihr Wagen nicht mehr. Glücklicherweise treffen sie den freundlichen Kanguruhjäger Mick Taylor (großartig John Jarratt), der ihnen sogar gratis helfen will. Am nächsten Morgen finden sich die drei gefesselt in dessen Hütte wieder und das Grauen beginnt. Greg McLeans Erstlingswerk ist ein wirklich gruseliges und unangenehmes Stück Film. Doch wer jetzt eine Splatterorgie erwartet wird das Kino enttäuscht verlassen. Entgegen aller Genrekonventionen nimmt sich der Film äusserst viel Zeit zur Einführung seiner drei Hauptcharaktere. Es dauert somit mehr als die Hälfte der Laufzeit bis überhaupt mal etwas unheimliches passiert. Sicherlich gibt es vorher schon einige seltsame Anzeichen und fast schon surreale Szenen mit Einheimischen, aber grundsätzlich gibt sich Wolf Creek in seiner Aufbauphase wie eine nette Reiseerzählung. Man hat Zeit die Haupdarsteller kennen- und liebenzulernen, kann sich an den großartigen australischen Landschaften erfreuen und hat doch immer im Hinterkopf, das irgendwann etwas unangenehmes passieren wird. Das es dem Zuschauer dabei nicht langweilig wird liegt in ersten Linie an der Qualität der Jungdarsteller und in zweiter an der fantastischen Kamerarbeit. Wenn es dann so weit ist und das Grauen beginnt entlädt sich die so aufgebaute Spannung in einem grandiosen Finale, das den Zuschauer schlotternd im Sessel zusammensinken lässt. Sicherlich gibt einige schockierend blutige Szenen, aber dadurch, dass man eine Beziehung zu den Personen aufgebaut hat wirken diese im Hinterkopf viel plakativer als sie es wirklich sind. Wie beim Original „Texas Chainsaw Massacre“ hat man auch hier das Gefühl erheblich mehr gesehen zu haben, als wirklich da war. Zusätzlich vermeidet Wolf Creek sämtliche Klischees, die man bei einem Film mit diesem Sujet erwartet. Der Killer ist kein sprücheklopfender Kasper ala Freddy Krueger sondern ein perverser Sadist mit einem Hang zur Menschenjagd, die Helden wie erwähnt keine Schlachtopfer sondern lebende und fühlende Menschen. Auch auf den üblichen Teasermord vor dem Vorspann oder lang ausgewalzte Verfolgungsjagden mit keuchenden Schreckgestalten muss man verzichten. Der Schrecken wird dadurch erheblich realer und nachvollziehbarer. Interessanter- und glücklicherweise ging die im Jahre 2013 erschienene Fortsetzung einen anderen Weg. Hier wurde dann der Fokus auf die Figur von Mick Taylor gelegt, selbiger als eine Art australischer Rassist aufgebaut und das ganze mit rabenschwarzem Humor und deftigstem Splatter eher in die Richtung einer Splattercomedy gedreht. Eine Fortführung von „Wolf Creek“ im gleichen Stil des Originals hätte auch mit Sicherheit nicht funktioniert. Doch auf diese Fortsetzung mit anderen Mitteln und die im Mai erschienene TV-Serie gehen wir in einem späteren Artikel sicher noch ein.
Fazit: „Wolf Creek“ ist ein Horrorfilm für Leute denen normale Genreware zu formelhaft daherkommt und die nicht nur lockere Unterhaltungsware sehen wollen.
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