Summer School (1987) Regie : Carl Reiner
Mark Harmon ist wohl jedem hier ein Begriff. Seit gefühlten tausend Jahren spielt er den Chefermittler Leroy Gibbs in der Erfolgsserie NCIS (nicht zu verwechseln mit CSI, CBS, CIA oder BSE), welche auf Sat1 und Konsorten in Endlosschleife dudelt. In den 80ern war Harmon allerdings ein junger Sunnyboy, dessen Kinokarriere nur eine kurze Haltbarkeit aufwies. Seine Ähnlichkeit mit dem ebenfalls gerade durchstartenden Kevin Costner wurde ihm, gemäß dem Motto „Es kann nur Einen geben“, zum Verhängnis. Costner selbst wurde im Gegenzug am Set von „A Perfect World“ von Clint Eastwood aus Jux ständig mit „Mr. Harmon" angesprochen. Anmerkung am Rande: Heute erinnert man sich bei Mark Harmons Kinoausflügen wohl am ehesten noch an den Cop-/Militärthriller „Presidio“, wo er an der Seite von Sean Connery und Meg Ryan agierte. Doch bereits ein Jahr zuvor sollte Harmon die Hauptrolle in einer Komödie ergattern – „Summer School“. Ursprünglich sollte der Streifen mit einem Comedian in der Hauptrolle inszeniert werden, doch Komödienspezialist Carl Reiner („Solo für 2“) entschied sich für Harmon. An seiner Seite durfte dann auch die noch junge (und schlanke) Kirstie „Kuck mal wer da spricht“ Alley ihre erste Leadrolle in einer Hollywood-Kinoproduktion geben. Und mit 35 Millionen Dollar Einspiel war der Film in den Staaten dann auch recht erfolgreich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Genre „Teeniekomödie“ zu dieser Zeit eher sträflich vernachlässigt wurde (Erst „American Pie“ sollte diesen Umstand zwölf Jahre später endgültig ändern). In Deutschland jedoch bedachte man den Film lediglich mit einer Videopremiere und wenigen, in den meisten Fällen gekürzten, Fernsehausstrahlungen. Eine DVD oder gar BluRay ist hierzulande bislang leider nicht in Sicht. Doch nun zum Film und der Antwort auf die Frage, wie der zur Drehzeit bereits Mittdreißiger Harmon in eine Teeniekomödie reinpasst. Die Antwort ist ganz simpel: Er spielt gar keinen Teenager, sondern den smarten Sportlehrer Shoop, der auf eine Festeinstellung bei der hiesigen Highschool hofft. Doch Konrektor Gills (Robin Thomas – ein Steve Carell-Look-a-like), der Kotzbrocken des Streifens, stellt hieran eine Bedingung: Shoop muss die Englischklasse der Sommerschule unterrichten. In dieser befinden sich allerlei Freaks und Versager, die den letzen Englischtest wiederholen müssen um das Klassenziel zu erreichen. „Ich kann kein Englisch unterrichten. Ich bin ja kaum der Sprache mächtig.“ Shoop, der selbst noch ein zu groß geratenes Kind ist, sieht zunächst keine Veranlassung für ernsthaften Unterricht und macht stattdessen lieber Schulausflüge an den Strand. Als Gills ihm nach massiven Elternbeschwerden die Pistole auf die Brust setzt, wird es für Shoop allerdings heikel: Entweder alle bestehen den Test oder Shoop muss gehen. Fortan setzt dieser alles daran, dass seine Schüler das Ziel erreichen. Hilfe bekommt Shoop von seiner attraktiven Kollegin Robin Bishop (Alley), die dummerweise auch noch mit Konrektor Gills liiert ist… Der Plot liest sich zunächst einmal wie jede x-beliebige Komödie aus den 80ern. Und in Sachen Handlung gibt es auch nur wenige Überraschungen. Natürlich wachsen die Versager über sich hinaus. Natürlich verliebt sich Kirstie Alleys Charakter in Shoop und lässt Gesäßöffnung Gills im Laufe des Films links liegen. Natürlich wird auch Shoop am Ende erwachsener… Dass der Film dabei allerdings trotzdem aus der Masse der Hollywoodschen Komödienflut herausragt, liegt vor allem an den wirklich tollen Darstellern und den liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, bei denen einem keiner der Teenager egal ist oder gar nervt. Da wäre die Klassenschönheit, die in Ihren Lehrer verliebt ist. Dazu gesellen sich zwei Horrorfilm-Freaks, die zum Einen wirklich witzig sind und zum Anderen für einige, im Rahmen eines Schulstreichs entworfenen, Splattereffekte sorgen. Diese sollen übrigens Gerüchtehalber von Tom Savini entworfen worden sein. Diese Angabe ist allerdings „ohne Gewähr“. Dann haben wir noch eine Hochschwangere (übrigens dargestellt von Shawnee Smith, die hier jedem als Amanda aus den „Saw“ Filmen ein Begriff sein sollte), den minderjährigen Stripper, und und und… Jede dieser Figuren erfüllt zwar Genreklischees, ans Herz wachsen einem die Charaktere allerdings allemal. Wer auf obligatorische Nacktszenen hofft wird allerdings enttäuscht werden: Der Moment in dem die italienische Austauschschülerin am Strand ihr Top fallen lässt, wird von einer der anderen Schülerinnen unterbrochen mit den Worten, sie seien hier nicht in Europa. Carl Reiners persönlicher Stinkefinger in Richtung der Zuschauer, die hier ein „Porkys“ oder „Eis am Stiel“ erwarten. Stattdessen stehen Wortwitz und treffisichere Pointen an der Tagesordnung.
Fazit: Eine rundum gelungene Feel-Good-Sommerkomödie mit Screwball-Anleihen, deren Leben in der Versenkung auch in Deutschland hoffentlich bald ein Ende hat. Mögen die Damen und Herren bei Paramount sich ein Herz fassen und wenigstens eine DVD auf den Markt werfen. Der Film hat es wirklich verdient.
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