The Descent: Part 2 (2009)
Wir alle erinnern uns gerne an "The Descent", Neill Marshalls kleinen Independentschocker von 2005. 6 Mädels verirren sich in einer noch unerforschten Höhle und treffen dort auf unterirdisch lebende kannibalistische Monster. Am Ende bleibt nur eine von ihnen übrig und wir verlassen sie alleine in der Höhle, während das letzte Licht aus ihrer Taschenlampe verlischt und sich die Monster nähern. In der amerikanischen R-Rated Version wurde dieses Ende hingegen geschnitten und unsere Heldin läuft auf eine Straße und wird von einem Auto mitgenommen. Dieser kleine Film war auf mehr als nur eine Weise außergewöhnlich. Zum ersten bot er mit seinen weiblichen Charakteren einen ungewohnten Blickwinkel auf das monströse Geschehen, dann waren diese Figuren auch noch interessant genug und hatten genug Konfliktpotential um den Film über seine komplett monsterlose erste Stunde zu bringen und schließlich schaffte Marshall es, die klaustrophobische Atmosphäre des Höhlenlabyrinths perfekt einzufangen und somit das Setting zu einem weiteren Hauptdarsteller zu machen. Die reichlich derben Splattereinlagen waren dabei dann noch sozusagen der Zuckerguss. "The Descent: Part 2" startet ganz genau am Ende der US R-Rated-Version, das heißt plötzlich haben wir - im Gegensatz zu allen anderen bekannten Fassungen des Filmes - Sarah als Überlebende, die von einem Farmer auf der Straße aufgegabelt und in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht wird. Gleichzeitig findet am Höhleneingang aus Teil 1, der plötzlich weit weniger beeindruckend aussieht, die Sucharbeiten nach ihr und ihren Freundinnen unter der Leitung von KFCs eigenem Colonel Saunders statt. Der sieht allerdings nur so aus wie eine Werbefigur und soll wohl den lokalen Sheriff darstellen. Zusätzlich hat er noch eine junge maximalpigmentierte Assistentin, sowie einen männlichen Helden- und zwei weibliche Opfer / Höhlenforscher mit sich rum rennen. Per Telefon erfährt er von Sarahs auffinden, greift sich seine Assistentin und rast ins Krankenhaus. Dort angekommen interessiert es ihn weniger, dass die gute Sarah unter Schock UND starken Beruhigungsmitteln steht. Er weckt sie auf und schleift sie zu einer weiteren Suchaktion an die Stelle an der sie das Labyrinth verlassen hat. Unsere zukünftigen Höhlenforschermahlzeiten werden auch noch hinzugerufen und das gesamte gut ausgebildete Team macht sich mittels eines Aufzuges, der seit mindestens 50 Jahren nicht benutzt wurde und mit äußerst wenig Ausrüstung und Proviant auf den Weg in ein unerforschtes Höhlensystem.Da nun bereits 20 Filmminuten rum sind, finden sie auch sofort eine weibliche verstümmelte Leiche, aus deren Mund gerade (welch ein Timing) eine dicke fette Ratte krabbelt. Und dann beginnt halt die Metzelei, die schwer an italienische Filme aus den frühen achtzigern erinnert, andererseits aber die moderne Bourne-Variante der Action-verhackstückung nutzt und dementsprechend unübersichtlich und ohne jegliche Spannung daherkommt. Der Film hangelt sich also forthin von Splatterszene zu Splatterszene, kopiert dann ein paar komplette Sequenzen aus dem ersten Teil (Unterwasserhöhlen, klaustrophobisch enge Krabbelgänge usw.) während die Höhlen ausgeleuchtet sind wie eine Disco. Da ist nichts mit auch nur einem kleinen Fitzelchen von Wert und selbst ein unerwarteter und unlogischer Plottwist in der zweiten Hälfte rettet da nichts mehr. Das ist besonders traurig, da Regisseur Jon Harris mit "Ripleys Game" (2002), "Stardust" (2007) und "Eden Lake" (2008) zumindest drei recht pfiffige und außergewöhnliche Filme zuvor gedreht hatte und auch seine neueren Werke (z.B. "Kick-ass" oder "Kingsmen") durchaus Kultpotential haben. Sicherlich, wem derber Splatter reicht und wer keinerlei Wert auf eine logische und schlüssige Handlung legt, kann auch in diesem Film noch etwas brauchbares finden. Mir persönlich fällt es in den letzten Jahren immer schwerer, mich auf das erforderliche Niveau herunterzudenken. J
|
- Hauptkategorie: Film