Paganini Horror (1989)
Darsteller: Daria Nicolodi, Donald Pleasence 80 Minuten (uncut)
Die 1980er Jahre gehen ihrem Ende entgegen und das Genre des Italohorror liegt in seinen letzten Atemzügen. Regisseur Luigi Cozzi (STAR CRASH, ASTARON) versucht dem Genre gemeinsam mit Produzent Fabrizio de Angelis (WOODOO, ZOMBI HOLOCAUST) neues Leben einzuhauchen. Eine Rockband in der Schaffenskrise geht einen teuflischen Deal ein. Ein dubioser Mann (Donald Pleasence) verkauft ihnen ein Notenblatt, welches das unveröffentlichte Werk “Paganini Horror“ enthält, geschrieben vom begnadeten Geiger höchstpersönlich. Das – seltsamerweise erstaunlich poppig klingende – Werk soll nun die Karriere der Truppe retten, also muss noch ein fetziges Video her. Als Location legt man sich auf ein Haus fest, in dem schon große Komponisten ihre Ideen entwickelt haben sollen. Hausherrin Sylvia (Daria Nicolodi) überwacht den Videodreh. Es dauert nicht lange bis Paganini persönlich auftaucht, und seine eigene blutige Komposition in die Tat umsetzt... Die Kombination wirkt nicht schlecht – ein Regisseur, der mit ASTARON einen Trashklassiker geschaffen hat, ein Produzent, der sich für einige der größten Genrebeiträge verantwortlich zeigt und die Mutter der talentierten Asia Argento als Drehbuchautorin und Darstellerin. Es gibt dabei zwei Möglichkeiten – entweder entsteht ein Meilenstein des Horrors oder ein klassischer Fall von “Murphys Gesetz“. Auch wenn einige der Effekte durchaus drastisch und nett anzusehen sind, wie in etwa das Zerplatzen eines Schädels, so rettet dies den Film nicht vor der absoluten Bedeutungslosigkeit. Eine feste Marschrichtung hätte der Geschichte gut gestanden, jedoch bekommt man es mit etwas zu tun, das weder Fisch noch Fleisch ist. Ein kruder Mix aus Dämonen, Slasher und etwas undefinierbarem. Viele Szenen wirken einfach nicht zu Ende gedacht. So fällt zum Beispiel eine der Bandmiezen in ein Erdloch, schreit um Hilfe und taucht plötzlich in einem leeren Swimmingpool wieder auf. Noch schlimmer sind die Logiklücken, von denen es mehr als genug gibt. Wie kann z.B. eine Person, die während eines Vorfalls verschwunden war, wissen was passiert ist, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt gar nicht zugegen war? Nun ja, immerhin hat man es geschafft zwischen den Szenen in denen wirklich mal etwas passiert ein wenig “Fünf Freunde irren durch ein leeres Haus“ einzubauen, und streckt so die Laufzeit auf knapp 80 Minuten. Das Ende kommt dann mit einem kleinen “Aha-Effekt“ daher und klärt auf worum es eigentlich geht, doch diese Lösung ist so uninspiriert wie das “Puff-Peng“, mit dem Paganini am Ende des Films in Schall und Rauch aufgeht. Hätte Paganini zu Lebzeiten so viel Potenzial verschenkt, wie das Duo Cozzi / de Angelis in diesem Film – er wäre nicht über den Status eines Straßenmusiker hinaus gekommen. Was das Produktionsteam hier abliefert, will es auch noch so gerne eine Symphonie des Grauens sein, wirkt dann doch eher wie Beethovens “Elise“, geblasen auf einer Gießkanne während eines Michael Wendler Konzerts. Doch bei all den Haaren in der Suppe bleibt sogar Raum für ein kleines Lob. Die Songs in dem Film sind Ohrwürmer und laden zum Tanzen vor dem Fernseher ein. Ein paar der Effekte sind wirklich nett anzusehen und die Mädels sind ein Blickfang. Ich habe einen Jubelschrei Richtung Himmel ausgestoßen, als wenigstens ein paar drastische Effekte über den Bildschirm flimmerten. “Perlentauchen in der Jauchegrube“, das ist mein Hobby. Doch manchmal muss man so tief tauchen, dass einem auf dem Weg die Luft ausgeht. Und genau das ist hier geschehen. Gerne hätte ich noch einmal tief Luft geholt, um die Rosinen in diesem halbgaren Kuchen zu picken. Doch manchmal reicht der Atem dafür einfach nicht aus. Wie dem auch sei, in die Sammlung gehört der Film, sei es auch nur als abschreckendes Negativbeispiel der italienischen Trashkultur. NSM veröffentliche das Werk vor einiger Zeit in einer ungeschnittenen Fassung in einem schönen Digipack, welches für ganz kleines Geld zu haben ist. Victor Grytzka |
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