Mit „Freaks of nature“ erschien ein Titel bei uns auf DVD, der unter seiner ZomCom-mässigen Oberfläche einiges mehr zu bieten hat und gerade deshalb für etliche Diskussionen sorgte. Nicht jeder ist in der Lage die simple Verpackung zu durchschauen und wirklich – im Genre der Horrorkomödien gibt es witzigeres. In dem kleinen Städtchen Dillford geht das Leben seinen normalen Gang. Dieses kleine Örtchen, dessen größte Errungenschaft eine Art McRib ist, von dem sich die menschliche Bevölkerung ernährt, könnte man fast als Beispiel für gelungene Integration ansehen. Die ortsansässigen Vampire (ernähren sich von Dosentierblut oder frisch aufgebrühter Blutsuppe) und Zombies (bekommen ihre Brain-Rationen in Sardinendosen geliefert) leben friedlich mit ihren „normalen“ Mitbürgern zusammen. Sicherlich gibt es eine Art Ghetto-Bildung, aber die düsteren Feiern der Vampire, die normalen Tanzveranstaltungen der Menschen und die ghoulischen Fressgelage der Untoten lassen sich schlecht miteinander vereinen. Trotzdem geht es zumindest in der Highschool des Ortes sehr friedlich zu, auch wenn die Vampire sich als echte Bullys erweisen und dank ihrer übermenschlichen Kräfte auch gerne mal die restliche Schülerschaft mobben. Alles läuft also in geregelten Bahnen in Dillford – bis ein großes Raumschiff über dem Ort erscheint. Dieses Auftauchen einer vierten Fraktion lässt das in sich stabile Gefüge aufbrechen. Vorurteile und Hass auf die anderen Parteien sorgen in Windeseile für Chaos, Dillford steht kurz vor seiner Vernichtung.
So wie Regisseur Robbie Pickering hier schon in den ersten 15 Minuten die Klischees eines Genres auf den Kopf stellt, so verfährt er halt auch mit all den anderen, die er in dieser äußerlich netten Hommage an die 50er Jahre Invasionsfilme verwurstet. Interessanterweise wird dieser wilde Mix dem Zuschauer aber nie zu viel und spätestens in der Filmmitte wird ihm dann bewusst, dass der Film noch eine ganz andere Ebene hat. Damit meine ich nun nicht den hohen Anteil an reichlich blutigen Splatterszenen, die durchgehend witzig inszeniert sind und mit einem guten Mix aus im Computer generierten und handgemachten Effekten daherkommen.
Kommen wir jetzt aber endlich zur versprochenen Senffüllung, denn wenn das durchaus versöhnliche Ende gelaufen und der letzte Lacher verklungen ist, bemerkt man soeben eine geschickt verpackte politische Allegorie gesehen hat. Speziell in einer Zeit in der sich toupetbedeckten Nazis amerikanischen Präsidentenwahl stellen und Frauen, die für Waffengewalt an Grenzen sind, in deutsche Landesparlamente gewählt werden, zeigt „Freaks of nature“ wie schnell funktionierende Gefüge von solcherlei Einflüssen aus der Bahn geworfen werden können. Selbst Figuren, die aus Frust die Seiten wechseln findet man in dem Film.
Für micheine der Genre-Überraschungen des Jahres.
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