Alice002 Alice sweet Alice (1976)
Communion / Holy Terror / Messe des Grauens

Regie: Alfred Sole

Darsteller: Paula E. Sheppard, Linda Miller ,
Niles McMaster und erstmals Brooke Shields

Von Zeit zu Zeit gibt es Filme, die es schaffen, sich jahrelang an mir vorbeizumogeln. Bei "Communion" lag es sicherlich daran, das ich nach gefühlten tausend "Exorzist"- oder "Omen"-Nachfolgern keinerlei Lust auf einen weiteren okkult/religiösen Horrorthriller hatte. Ein zusätzlicher Grund war allerdings auch, das auf allen Plakaten (egal mit welchem Titel) der Name Brooke Shields prangte. Nichts gegen die Dame, sie mag als UN-Botschafterin ja einiges drauf haben, aber bis auf ihre Performance in Louis Malles "Pretty Baby" konnte sie mich eigentlich nie so recht überzeugen.

In "Communion" (oder "Alice sweet Alice" oder "Holy Terror" oder "Messe des Grauens") spielt die damals gerade neunjährige Brooke die gleichaltrige Karen, die kurz vor ihrer Erstkommunion steht. In den ersten fünfzehn Minuten lernen wir jetzt ihre Familie kennen. Die gestresste Mutter (Linda Miller), die zwei Jahre ältere Schwester Alice (großartig - Paula E. Sheppard), die mit ihrer Schwester in ständigem Streit lebt und den von der Familie getrennt lebenden Vater (hölzern - Niles McMaster).

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Bei der titelgebenden Kommunion kommt es nun zu einem wirklich erschreckenden Mord. Die kleine Karen wird zuerst minutenlang gewürgt, während glückliche und fein gekleidete Familienangehörige in der Kirche fröhliche Lieder singen. Kaum ist die Kleine ohnmächtig wird sie in eine zufällig herumstehende Holzkiste gesteckt, die dann auch prompt angezündet wird. Soviel zur ersten großen Filmrolle von Frau Shields.

Von jetzt an bewegt sich der Film zuerst einmal in genreüblichen Bahnen. Hauptverdächtige ist logischerweise Alice, doch als Zuschauer möchte man das ebenso wie ihre Eltern natürlich nicht glauben. Glücklicherweise präsentiert uns Regisseur Alfred Sole auch noch das übliche Panoptikum an schrägen Charakteren. Da haben wir die religiös fanatische ältere Dame, den fetten und schleimigen Vermieter, der zusammen mit einer Horde Katzen in seiner verdreckten Wohnung lebt, den seltsamen jungen Priester mit der ungeklärten Vergangenheit usw. usf.

Und immer wenn irgendjemand der Lösung des Falles näher kommt taucht plötzlich eine kleine Gestalt im Friesennerz mit einer Plastikmaske vor dem Gesicht und einem langen scharfen Messer in der Hand auf und attackiert den jeweiligen Hobbydetektiv aufs blutigste. Diese Attacken sind dann auch durchweg schockierend und überraschend, speziell einen Angriff in einem Treppenhaus könnte man nahezu als klassisches Beispiel für eine gelungene Schockszene nehmen.

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Nach 45 Minuten macht der Film dann etwas, was man so nicht in einem Thriller erwartet und präsentiert uns den Täter. Normalerweise müsste das nun die Spannung auf den Nullpunkt setzen, aber dank einiger wirklich brillanter Drehbuchkniffe und -vor allem - der überragenden Leistung von Paula E. Sheppard, baut sich noch nahezu hitchcockmässiger Suspense auf, der sich dann in einem Finale entlädt das auch heute noch schockieren und überraschen kann.

"Communion" ist ein vergessener Klassiker des Horrorfilms, der die Intelligenz des Zuschauers nicht unterschätzt und anstatt auf Massen an Blut, eher auf subtilen Thrill setzt. Regisseur Sole hat keine Angst auch mal einen Hauptprotagonisten sterben zu lassen oder dem Film teilweise ungewöhnliche Wendungen zu geben. Nochmals hervorzuheben ist die Leistung von Paula E. Sheppard, die damals zwar schon 19 Jahre alt war, aber die 12-jährige Alice mit einer Natürlichkeit und Intensität darstellt, das dem Zuschauer die kalten Schauer nahezu nonstop über den Rücken laufen, wenn sie im Bild ist. Frau Sheppard hat danach nur noch eine Hauptrolle in dem Kultfilm "Liquid Sky" (1982) gehabt und ist dann leider von der Bildfläche verschwunden. Schade - da hat Hollywood einen potentiellen Star verloren.

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