Mothra bedroht die Welt / Mosura / Mothra la indestructible (Japan 1961)
Regie: Ishirô Honda Drehbuch: Shin'ichi Sekizawa, Shin'ichirô Nakamura, Takehiko Fukunaga Musik: Yûji Koseki FX/Bauten: Eiji Tsuburaya Darsteller: Furankî Sakai, Hiroshi Koizumi, Kyôko Kagawa, Emi Itô, Yumi Itô, Jerry Itô
Bei wem diese obigen Zeilen einen Ohrwurm erzeugt haben, der braucht jetzt eigentlich gar nicht mehr weiterlesen, sondern muss sich die hier besprochene Veröffentlichung aus Anolis Kaiju-Classics-Collection direkt ordern. Schließlich könnte sonst der Fall eintreten, dass ihr am Ende des Artikels angekommen seid und diese Blechbüchse bereits nicht mehr erhältlich ist. Denn auch wenn bei unseren Kaiju-Kritiken doch ab und an Sarkasmus überwiegt, wir uns nicht von rosiger Nostalgie und der Erinnerung an kaugummiverklebte Holzsitze und kreischende Kinderhorden beeinflußen lassen und den Werken um die Riesenmonster durchaus kritisch gegenüber stehen, so muss man doch zugeben, dass es sich bei „Mothra“ um einen echten Klassiker handelt. Einen Klassiker übrigens der mehr als 30 Jahre gebraucht hat, um letztendlich deutsche Ufer zu erreichen und nur dank des Privatsenders „Kabel1“[1] im Jahr 1993 überhaupt mit einer deutschen Synchro versehen wurde. Da es sich zusätzlich bei der bisher einzigen erhältlichen DVD des Titels auch noch um einen Bootleg handelt, kann es sogar möglich sein, dass der Titel genau jetzt schon ausverkauft ist. Also schnell nach unten scrollen, bestellen und dann weiter lesen. Wieder da?
Diese Tatsachen machen natürlich die japanischen Wissenschaftler, aber auch die rolisikanische Regierung neugierig. Unter der Leitung des Rolisikaniers Clark Nelson (Jerry Itô, als offensichtlicher Bösewicht) macht sich eine Expedition zur Insel auf und findet dort neben diversen seltsamen Pflanzen und noch seltsameren Eingeborenen (japanisches Blackfacing!) auch noch zwei nur 15 Zentimeter große knackige Mädchen (Emi Itô, Yumi Itô – nicht verwandt mit dem eben erwähnten Filmbösewicht).
Bereits bei der ersten Performance der beiden Kleinen[2] wird dem Zuschauer mittels einer Parallelmontage klar gemacht, dass ihr Gesang mehr ist als eine schmissige Popnummer. Ihr Lied wird auf der Insel von den überlebenden Einwohnern aufgenommen, die mittels desselben und einem schicken Tanzes ein riesiges Monsterei anbeten, dass auf einer Anhöhe liegend das Dorf überwacht. Die Mothraraupe zerstört natürlich auf ihrem geraden Weg einige Schiffe und halb Tokio, was das Militär auf den Plan ruft. Mittels einer von den Rolisicanern entwickelten Superwaffe scheint es auch zu gelingen die Raupe zu besiegen, die sich während dieses Angriffes gerade an den – gerade mal zwei Jahre zuvor fertiggestellten – Tokio-Tower klammert. Doch weit gefehlt, die Inselgöttin nutzt diese Zwangspause nur um sich zu verpuppen und als „wunderschöner Schmetterling“ wiedergeboren zu werden.
„Mothra“ ist mit Sicherheit einer der besten Filme der gesamten Showa-Serie. Das liegt zuerst einmal daran, dass hier erstmal das Monster nicht nur ein städtezerstörendes Atombombensurrogat, sondern ein Lebewesen mit einer eigenen Mythologie ist. Zusätzlich ist durch die Verbindung mit den beiden Mothra-Pilotinnen/Priesterinnen die Möglichkeit gegeben, dass Menschen – wenn auch über den Umweg über diese beiden – mit dem Monster interagieren können, was dem Film eine weitere Ebene gibt, die beim „King of the Monsters“ immer recht schwer zu integrieren war.
Jerry Itô ist einer der besten Bösewichte, die Toho jemals in einen Monsterfilm gepackt haben, was zur Hauptsache daran liegt, dass er nicht mit einem der üblichen „Ich will die Welt beherrschen“-Plots umgeben ist, sondern tatsächlich einfach nur ein fieser und geldgieriger Schmierlappen ist auf den man seinen Hass einfach projezieren kann.
„Mothra“ ist somit ein Pflichtkauf für jeden Kaiju-Fan und hält auch mehrfacher Sichtung stand.
Gleich drei Audiokommentare gibt es dazu als Begleitung. So darf man zuerst einmal den beiden US-Monsterfans Steve Ryfle und Ed Godziszewski zuhören, deren Fachwissen nahezu unübertrefflich ist und die selbst die Filmografie des kleinsten Nebendarstellers noch bis ins Detail ausführen. Das deutsche Trio Jörg Buttgereit, Bodo Traber und Ingo Strecker bietet wieder einmal mehr ein humorvolles und unterhaltsames Gespräch zwischen Megafans. Letztlich darf auch noch Florian Bahr wieder ran und zeigt ein weiteres Mal seine Fachkenntnis speziell auch im Bereich der Comicversionen von Mothra, denen er die zweite Hälfte seines Kommentars widmet. Neben diversen Trailern und einer Bildergalerie findet sich auch noch die Super8-Fassung des Filmes auf der Scheibe – oder besser gesagt auf den beiden Scheiben, denn, wie bei den Blechbüchsen der Kaiju Classics üblich packt ANOLIS sowohl DVD als auch BluRay dazu. Die Frage nach einer Kaufempfehlung stellt sich hier einfach nicht – „Mothra“ ist eine Zierde für jedes Regal... dia [1] Der nichts mit dem noch existenten gleichnamigen Sender zu tun hat und damals noch mit „Die besten Filme der Welt“ beworben wurde. [2] Die im Übrigen als Gesangsduo „The Peanuts“ im realen Leben weltweit große Erfolge feierten und auch in mehrere Singles in deutscher Sprache aufnahmen.
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