Draculas Rückkehr / Blodsugeren Dracula / Dracula et les femmes (GB 1968)
Regie: Freddie Francis Drehbuch: Anthony Hinds Musik: James Bernard Darsteller: Christopher Lee, Rupert Davies, Veronica Carlson, Barry Andrews, Michael Ripper
“Who has done this thing! Tell me who has done this thing!”
Gemach Herr Graf, um dieses Problem kümmern wir uns später – zuerst einmal sollten wir uns mit der Geschichte beschäftigen die in diesem Teil von Hammers Dracula-Saga erzählt wird. Nachdem Dracula in „Dracula – Prince of Darkness“ (Blut für Dracula, 1966) dadurch vernichtet wurde, dass er im fliessenden Quellwasser eines Baches ertränkt wurde wird er zu Beginn dieses Filmes auf nicht weniger absurde Art und Weise wiedererweckt, weil ein Priester (Ewan Hooper) einen Berg herunterstolpert, sich dabei die Stirn aufschlägt und sein Blut – waagerecht – genau in den unter dem Eis geöffneten Mund des Grafen fliesst. Dieser Dorfpfarrer, den Dracula dann auch direkt zu seinem aktuellen Renfield hypnotisiert, war nämlich zusammen mit dem Monsignor (Rupert Davies) der Gemeinde auf dem Weg um des Grafen Schloss mittels eines 2 Meter hohen golden bemalten Kreuzes zu verriegeln, was dann kurz darauf auch zur oben erwähnten Frage des Blutsaugers führt. Somit am Betreten seines Heimes gehindert schwört Dracula – wieder einmal – Rache und macht sich deshalb an Maria (Veronica Carlson) die Tochter der Haushälterin des Monsignores heran. Diese ist mit einem jungen Mann namens Paul (Barry Andrews) verbandelt, der in der Dorfkneipe, in der sich nahezu 60 % der Handlung abspielen, nicht nur als Aushilfkellner arbeitet sondern auch noch in deren Keller eine Bäckerlehre absolviert. Bevor der Graf zum Ende des Filmes dann auf das oben erwähnte Kreuz aufgespiesst wird[1], darf er sich ausserdem auch noch an der Kellnerin der Kneipe vergehen, behindert aber ansonsten die nette Liebesgeschichte äusserst wenig. „Draculas Rückkehr“, wie der Film hierzulande hiess, ist mit Sicherheit (neben dem Christopher Lee-freien „Brides of Dracula“) rein von der Geschichte her, der schwächste Film der gesamten Serie, denn das Drehbuch von Anthony Hinds ist löchriger als ein Sieb. Fragwürdig ist zum Beispiel die Entscheidung des Grafen seinen – geklauten – Sarg direkt in einem Nebenraum der oben erwähnten Bäckerei aufzustellen. Diese und andere Absurditäten (so wird die Abgängigkeit der ausgesaugten Bedienung mit einem „Ach die ist sicher mit einem Studenten mitgegangen“ abgetan und ihr Verschwinden danach mit keinem Wort mehr erwähnt) machen es schwer, den Film wirklich ernst zu nehmen, obwohl er ebenfalls versucht, dem Mythos um den Saugegrafen neue Impulse zu geben. So ist die Addition des Priesters, der durch seine Verbindung mit Dracula in einer psychologischen Hölle steckt und beinahe seinen Glauben verliert, grundsätzlich eine gute Idee und Ewan Hooper spielt diese Rolle auch hervorragend. Anfangs als sozusagen Leuchtfeuer seiner Gemeinde ist er nach seine Hypnose nur noch mit gesenktem Kopf unterwegs und auch sein Sprachduktus ändert sich auffallend. Ebenso modern für damalige Verhältnisse ist die Idee aus dem Helden einen Atheisten zu machen, was dann auch in der Mitte des Filmes dafür sorgt, dass Dracula sich, nach einer erfolgte Pfählung wieder befreien kann, aber diese Handlungsstränge sind leider in einer nicht gerade spannenden – und wie gesagt löchrigen – Handlung versteckt und können nicht wirklich herausstechen. Schauspielerisch überraschen hier vor allem Ewan Hooper, als der von Zweifeln geschüttelte Priester und Michael Ripper, der dieses Mal eine – für seine Verhältnisse - große Rolle als der Wirt der Kneipe hat. Auch Rupert Davies ist wie üblich überzeugend als Ersatz-van-Helsing, so dass man Peter Cushing nicht wirklich vermisst. Veronica Carlson hingegen ist in ihrer ersten Hammer-Rolle nett anzusehen, hat aber als jungfräuliches potentielles Opfer leider nicht wirklich viel zu tun, während ihr Liebhaber Barry Andrews, tatsächlich wie ein Zeitreisender aus den Swinging Sixties wirkt. Auch Christopher Lee merkt man recht deutlich an, dass er nicht aus Überzeugung sondern aus reinem Pflichtbewustsein dabei ist. Er fällt nicht negativ auf, macht aber auch nicht wirklich mehr als unbedingt nötig, was aber auch daran liegt, dass der Graf hier wieder einmal mehr – wie leider sehr oft in der Serie – nicht das hinter dem Gentleman versteckte Monster, sondern ein simpler Racheengel ist. Auf der anderen Seite aber ist es der wahrscheinlich am besten aussehende Dracula-Film der Studios. Einerseits liegt das an dem von Stamm-Ausstatter Bernard Robinson überwachten äußerst detaillierten Set-Design, dass das kleine – sehr deutsch wirkende – Karpatendorf, in dem die Handlung spielt, sehr natürlich wirken lässt. Speziell in der Kneipe lassen sich einige schöne Kleinigkeiten, wie zum Beispiel Werbetafeln für verschiedene deutsche Biere und Spirituosen finden. Zusätzlich wirkt es sich natürlich auch aus, dass Regisseur Freddie Francis vorwiegend als Kameramann („The Innocents“, „Elephant Man“, „Dune“) bekannt ist und mit Sicherheit mehr Einfluss auf die Optik des Filmes hatte als der angegebene Director of Photography Arthur Grant. So sieht der Film über weite Strecken sozusagen „bavaesque“ aus, da hier oftmals verschiedene Farbfilter zur Erzeugung von passender Atmosphäre verwendet wurden. So richtig großartig aber sind die Szenen, die auf den Dächern des Dorfes spielen, die den beiden Liebenden als Weg zu ihren heimlichen Treffen dienen. Eine wunderschöne Mischung aus Matte-Paintings, Modellen und gebauten Sets, die nahezu übergangslos miteinander kombiniert sind und den Film weit über die Standarts des Studios heben. So ist „Dracula has risen from his grave“ am Ende zwar keine Offenbarung, aber doch ein unterhaltsamer kleiner Film, dessen außergewöhnliche Optik ihn zumindest über das Mittelmaß hebt.
ZUM RELEASE VON ANOLIS Wie üblich erwartet den Sammler eine normale Am,aray-Version und ein schickes Mediabook, in der von ANOLIS gewohnten Spitzenqualität. Der Film selbst liegt in einer wunderschön restaurierten Fassung vor, die vor allem die farblichen Details sehr schön betont, so dass man den oben erwähnten Farbfiltereinsatz erstmals abseits der Leinwand wirklich bewundern kann. Speziell in dunklen Szenen, die bei früheren Veröffentlichungen verschwommen und unsauber wirkten lässt sich die Verbesserung deutlich erkennen. Auch auf den, von mir immer als HAMMER-Podcast bezeichneten, Audiokommentar von EVIL ED Ehrenmitglied Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad muss der Käufer bei diesem Release nicht verzichten. Dieses Mal beschäftigen sich die beiden Experten unter anderem mit dem Maler des wunderschönen deutschen Plakates und der Vertriebsstruktur der Hammer-Filme in den sechziger Jahren. Wie gewohnt halten sie sich dabei nicht strikt an das Geschehen auf dem Bildschirm sondern schweifen auf ihre unnachahmliche Art und Weise ab, was aber in keinster Weise negativ zu nehmen ist. Die gewohnten Trailer, Werberatschläge und Filmprogramme gibt es natürlich auch in gewohnter Art und Weise, das besondere Highlight aber sind zwei weitere weltexklusive Dokumentationen von Diabolique-Films. Diesmal bekommen zuerst ein achtminütiges Special zur Musik von James Bernard geboten, in dem Musikprofessor Dr David Huckvale den Soundtrack anhand der Pianopartitur analisiert. Besonders herausragend ist aber der 50-minütige Film „Dracula: the Antichrist“, in dem unter anderem auch Veronica Carlson zu Wort kommt, der nichtnur als ein Making of fungiert sondern den Film auch in Sachen Wichtigkeit für die Studios auf interessante Weise einordnet. Diese seit diesem Jahr bestehende Zusammenarbeit zwischen Diabolique und ANOLIS bietet dem Käufer immer wieder ganz besondere Highlights und ich hofffe, dass sie auch in der Zukunft in dieser Form fortgesetzt werden kann.
Dia [1] Eine Szene, die später in „Taste the blood of Dracula“ (Wie schmeckt das Blut von Dracula, 1970) von einem anderen Dörfler beobachtet wird, der hier allerdings nicht auftaucht.
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