Drei Engel auf der Todesinsel / Ninja Amazone (USA 1984) Darsteller: Melanie Vincz, Raven De La Croix, Robert Tessier, Angus Scrimm, Bill Thornbury Musik: Alan Howarth "Die Augen des Avatar; wenn Chuck eines hat, wer hat dann das andere?"
Ich weiß, eigentlich sollte ich mich erst einmal, zum ausgerufenen Themen-Monat passend, auf mein nächstes Cronenberg-Review stürzen, doch die drei drolligen Engelchen fand ich dermaßen sympathisch, dass ich jetzt noch einen Inselfilm dazwischen schiebe. Geht in diesem Fall auch ganz schnell. Versprochen. Drei Ninjas überfallen einen Juwelenhändler und haben es auf einige seltene Steine abgesehen. Wie das bei Ninjas immer so ist, stellen sie sich dabei nicht besonders geschickt an und die Polizei tritt auf den Plan. Es steht 3 zu 3. Nachdem sich Polizisten und Ninja abwechselnd dezimiert haben, steht am Ende Officer Rob Wolfe dem letzten Übeltäter gegenüber, dem er ein Messer in den Hals rammen kann, während der ihn ebenfalls übel verletzt. Was Dr. Shin Do, der Auftraggeber der niederträchtigen Ninjitsu-Kämpfer, nicht ahnen konnten, ist, dass Rob der kleine Bruder von Officer Angel Wolfe ist. Sie mag Motorradkluft, Schäferstündchen mit ihrem unbedarften Lover Rick (der eigentlich ihr Vorgesetzter ist) und böse Jungs vermöbeln, und sie kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man ihr Brüderchen tödlich verwundet. Sie findet heraus, dass Dr. Sin Do eigentlich ein altertümlicher, böser Zauber namens Lee Chuck ist, der mittels zweier außerirdischer Steine seine Unsterblichkeit und den Anspruch auf die absolute Macht manifestieren möchte. Und da der mysteriöse Zauber/Doktor auf einer Insel residiert, wo er ein Gladiatorinnen-Turnier veranstaltet, beschließt Angel, sich dafür einzuschreiben und ihm dabei auf den Zahn zu fühlen. Um nicht allein reisen zu müssen, beschwört sie ihre indianische Freundin Whitestar (sie hält im Wald ein Ritual ab, und dann kommt wirklich die großbusige Schwarzhaarige um die Ecke geritten) und befreit mit der die Verbrecherin Heather McClure aus dem Gefängnis. Gemeinsam machen sie sich nun auf zur schwer bewachten Insel des Schurken, was ihrem Liebsten Rick nun gar nicht behagen will… Jim Wynorski hatte damals wohl Hummeln im Hintern und konnte es gar nicht abwarten, dass ihm Roger Corman endlich mal ein Projekt anvertraut, bei dem er sich als Regisseur beweisen konnte. Da kam ihm das Angebot des Unternehmer Harry Pritt, der eine Reihe von Kinosälen besaß, seinen ersten, natürlich sehr begrenzt budgetierten, Film zu drehen, wohl gerade recht. Wynorski stürzte sich mit dem ihm eigenen Enthusiasmus in die Sache und zimmerte ein flottes Action-Abenteuer zusammen, das schon alle seine Trademarks – wie schöne Mädchen mit wenig Kleidung in den Hauptrollen, Trendsurfing und den Hang zur Parodie – aufweisen konnte. Dabei wäre der Film fast auf Nimmerwiedersehen in irgendeinem staubigen Archiv verschwunden, denn eigentlich wollte Pritt den Film nur aus steuerrechtlichen Gründen finanzieren, um den Verlust später abzuschreiben. Glücklicherweise gefiel ihm das Ergebnis dann doch so sehr, dass er den Film tatsächlich in die Kinos brachte. Und da Julie Corman, Frau und Geschäftspartnerin des B-Film Gottes, den Film mochte, hat es ihn auch anderweitig in seiner Karriere weitergebracht. Man merkt dem Film aber auch wirklich in jeder Sekunde an, dass Wynorski ein Filmfreak ist und dieses hier vollkommen ungezügelt auslebt. Der Film quillt über vor skurillen Ideen, sei es das Opening mit den Ninjas, der asskicking Heldin (die einen ersten Auftritt hat, der an den von Sylvester Stallone in "City Cobra" erinnert – ob Sly den Film wohl kannte?) mit ihrem ihr deutlich unterlegenen Freund (der aber auch noch seinen großen Auftritt hat), den mystischen Steinen, die am Ende einen Laser (in Penisform) in Gang setzen, oder der improvisierte Auftritt eines Gorilla, den er nur einbaute, weil das Kostüm sowieso am Set lag. Die Rahmenhandlung ist dabei natürlich deutlich vom Bruce Lee-Klassiker "Der Mann mit der Todeskralle" (1974) abgekupfert, bei dem sich Wynorski großzügig bedient. Sie hält die vielen Einzel-Sketche zusammen, denn eigentlich ähnelt der Film schon sehr den beliebten Spoof Comedies, wie sie das berühmte ZAZ-Gespann (Zucker-Abrahams-Zucker) oder Starkomiker Mel Brooks damals fabrizierten. Auch der gute Score von Alan Howarth, damals John Carpenters Hauskomponist, trägt dazu bei, dass ganze als einheitlichen Film über die Zeit zu bringen. Hauptdarstellerin Melanie Vincz macht als schlagkräftige Angel nicht immer eine gute Figur, sie war ansonsten auch eher im TV unterwegs. Gleiches gilt auch für Angela Aames als Kumpeline Heather McClure, und so ist es an Raven De La Croix, wohl am besten bekannt aus Russ Meyers "Up!" (1976), etwas Starpower (und dicke Möpse) in das dynamische Frauen-Trio zu bringen. Sie trat hier außerdem als Produzentin auf, wahrscheinlich um ihre eigene Modelinie (für Frauen mit großen Oberweiten?), die sie im Film zur Schau trägt, zu promoten. Dass alle drei Mädels nun keine guten Schauspielerinnen sind und auch ihr komödiantisches Timing in manchen Szenen zu wünschen übrig lässt, übertüncht Wynorski hier schon auf seine unnachahmliche Weise, nämlich in dem er ihre Textilien großzügig knapp berechnet. Als weitere Namen für das Plakat des Films konnte er sich mit Angus Scrimm und Bill Thornbury zwei Schauspieler sichern, die zum einen sogar Talent besaßen und zum anderen durch den Erfolg von Don Coscarelli Independent-Horrorfilm "Phantasm – Das Böse" (1979) zu einiger Bekanntheit gekommen waren. Thornburys Auftritt ist dabei recht kurz ausgefallen, als Angels Bruder Rob Wolfe stirbt er schon nach gut 15 Minuten. Angus Scrimm hingegen darf als Oberbösewicht Dr. Shin Do, der durch die Steine zum mystischen Wesen Lee Chuck (als Hommage an Bruce Lee und Chuck Norris) aufsteigen will, richtig aufdrehen. Und Wynorski scheint dem guten Mann dazu angehalten haben, mal ordentlich auf die Kacke zu hauen. Erwähnt werden sollten noch Robert Tessier ("Ein stahlharter Mann") als Befehlshaber der Privatarmee Shin Dos (die die Mädchen schon am Hafen erwartet, um sie mit auf die Insel zu nehmen; in voller Montur, das Emblem an eine Hakenkreuzfahne erinnernd, und bis an die Zähne bewaffnet), sowie Blackie Dammett ("Die 9 Leben der Ninja"), der einen wirklich formidablen Baddie und Verräter abgibt, unverständlicherweise aber nicht über Nebenrolle der Marke Bartender oder Drug Dealer #1 hinausgekommen ist. Zumindest für Trashfans ist "Drei Engel auf der Todesinsel" – der deutsche Titel schielt, wie auch Wynorskis Script, auf die erfolgreiche TV-Serie mit drei ebenfalls hübschen Mädels – ein wirklich sehenswertes Erstlingswerk des Filmverrückten und Workaholics. Ich kenne, ehrlich gesagt, ansonsten keinen Film von Jim Wynorski, der mich noch einmal so blendend zu unterhalten wusste. Man merkt dem Film zwar an, dass er ein Neuling als Regisseur war, aber auch, dass er die da erst kurze Zeit bei Corman genutzt hatte, um die Grundbegriffe des Filmemachens durch Beobachtung zu verinnerlichen; einem Trend zu folgen, ist die halbe Miete, Möpse gehen immer, und wenn Du nicht viel Geld hast, arbeite effizient (und mit Stock Footage). Und vor allem anderen: Liebe, was Du tust. Und genau diese Liebe Wynorskis zum Film strahlt "Drei Engel auf der Todesinsel" in jeder Szene aus. Er eignet sich damit hervorragend zu einem verlängerten Trashfilm-Abend mit ähnlich gelagerten Filmen wie "Force: Five – Die Macht der Fünf" (1981), Andy Sidaris' "Seven – Die Super-Profis" (1979) oder dem bereits besprochenen "Raw Force – Jäger des tödlichen Jade" (1982). Horny
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