Jäger der tödlichen Jade / Kung Fu Cannibals / Shogun Island / A Ilha dos Guerreiros / Oi viastes (USA / Philippinen 1982)
Darsteller: Cameron Mitchell, Geoffrey Binney, Hope Holiday, Jillian Kesner Musik: Walter Murphy
"Ich weiß, wofür Du das machst… für den Teufel. Sieh Dir diesen Platz an. Das hier ist die Höhle des Teufels."
Auf Shogun Island beliefert Thomas Speer die dort lebenden Mönche mit Frauen. Schön und jungfräulich sollen sie sein, aber keine dürren Gerippe. Es ist ein Deal, der dem zwielichtigen Speer, der auffällige Ähnlichkeit mit einem deutschen Führer österreichischem Ursprungs aufweist, und seinen Leuten einen freien Zugang zur Insel, eher gesagt, einer bestimmten Stelle darauf, gewährt, um Jade abzubauen. In Manila erfährt Speer von John und Mike, die zum Burbank Kung Fu Club gehören, dass diese einen Ausflug mit einem Charterboot zu den sagenumwobenen Shogun Islands, wo angeblich verwundete japanische Soldaten nach Unsterblichkeit suchten, plant. Um dieses Vorhaben schon im Vorfeld zu unterbinden, schickt Speer ihnen in einer Spelunke einige Schläger auf den Hals. Aber unsere Martial Artists, wer hätte es gedacht, erweisen sich als äußerst wehrhaft und wischen mit dem Gesocks den Boden der dreckigen Pinte. Also tüftelt der Böswatz einen Plan aus, unsere Freunde bei dem Besuch eines Massagestudios (also Puffs) mit einer gestellten Razzia, bei der seine rechte Hand Cooper und seine Männer sich als Bullen verkleiden, einzukassieren. Das geht aber gründlich in die Hose, einige von Coopers Männern müssen sogar ihr Leben lassen, weswegen der tumbe Handlanger ihnen Rache schwört. Auf dem Kahn von Kapitän Harry Dods hat sich zum Abend eine feucht-fröhliche Gesellschaft eingefunden, um über Nacht nach Shogun Island überzusetzen. John, Mike und ihr Kumpel Cho feiern bei einer ausgelassenen Party. Auch Cookie und ihre Cousine Eileen stürzen sich ins Getümmel, und mit steigendem Alkoholpegel bilden sich immer weitere Pärchen für die Nacht. Der eher introvertierte John hat es sich mit Eileen in der Kajüte bequem gemacht, da entert der angefressene Cooper mit seiner Gang (augenscheinlich irgendwelche Penner aus der hinterletzten Hafenkneipe) das Boot. Sie fallen über die gerade in Paarungslaune befindlichen Passagiere her. Die Jungs vom Burbank Dojo können ihnen bedingt Einhalt gebieten, jedoch verhindern sie nicht, dass Cooper und seine Mannen das Boot in Brand stecken und mit Eileen als Geisel verschwinden. Die Überlebenden können sich mit einem Schlauchboot vom Bord des sinkenden Schiffs und auf die Insel retten. Doch dort stellen sich ihnen nicht nur die Gangster, sondern auch die Mönche und ihre untoten Mitbewohner entgegen… Hui, war das wieder ein Rambazamba! „Jäger des tödlichen Jade / Raw Force“ schöpft in seiner kruden Melange allerlei zusammengewürfelter Versatzstücke aus dem Vollen; Regisseur und Drehbuchautor Edward D. Murphy bediente gleich eine Handvoll Genre, mischt hier Abenteuer mit Martial Arts-Action, angereichert mit Elementen des Horrorfilms und der Sex-Komödie. Das bei solch einer wilden Mischung nicht alle dieser Wesenszüge voll ausgespielt werden können, sollte einem bei solch einem B-Movie klar sein. Dafür kennt der Film keinen Stillstand, hier geht immer die Luzie ab. Wildes Gekloppe, halb- bis ganz nackte Mädels oder blutige Details – irgendetwas davon gibt es immer zu sehen, manchmal sogar alles davon auf einmal. Der nominelle Star des ganzen Treibens ist der altehrwürdige Cameron Mitchell. Der umtriebige Mime war in den 60er-Jahren die meiste Zeit am Stiefel unterwegs und sollte Italo-Fans aus seinen Arbeiten für Mario Bava, u.a. „Blutige Seide/6 Donne per Lássassino“ (1964) und „Eine handvoll blanker Messer / I coltelli del Vedicatore“ (1966). 1967 übernahm er eine Hauptrolle in der beliebten Western-Serie „High Chapparal“, die er bis 1971 ausfüllte. Er tingelte von an durch alle möglichen TV-Serien und –Filme, nahm aber auch noch Rollen im Genre-Filmen wie „Der Bohrmaschinen-Killer/The toolbox murders“ (1978) und „Der tödliche Schwarm/The Swarm“ (1978) an. Ab Anfang der 80er-Jahre nahm Mitchell im Herbst seiner Karriere jeden sich bietenden Scheck mit, um Filme wie „Nighttrain to Terror“ (1985), „Das Söldnerkommando / Kill squad“ (1982) und eben auch „Raw Force“ mit seiner Anwesenheit zu beehren. Er brachte hier auch noch seine damalige Freundin Hope Holiday, die in den 60ern ein Starlet des Proletariats war, mit ein. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen allerdings die beiden eher unbekannten Schauspieler Geoffrey Binney, John Dresden und der philippinische Kampfsportler und dortige Action-Star Rey Malonzo, die das Freundes-Trio des Dojo-Ausflugs geben. Ergänzt werden sie von einer ungewohnt starken Frauenfigur der asskickin' Jillian Kesner. Das ehemalige Model durfte schon im Jahr zuvor im Action-Trasher „Nackte Fäuste – die tödliche Karatelady/Firecracker“ (1981) unter der Regie von der philippinischen Exploitation-Legende Cirio H. Santiago das vermeintlich starke Geschlecht in seine Schranken verweisen. Da, bis auf Malonzo, freilich keiner von ihnen ein versierter Martial Arts-Profi war, lassen die Kampf-Choreographien entsprechend zu wünschen übrig; sie befinden sich alle gerade so über dem Niveau einer typischen Barschlägerei. Edward Murphy, der hiernach nur noch einmal als Regisseur in Erscheinung trat – er drehte 1985 die Action-Gülle „Cambodscha Connection/Heated Vengeance“ mit Richard Hatch (Battlestar Galactica) – setzte mehr auf Masse denn Klasse. Abgerundet wird der Cast durch einige hübsche Frauen wie Jennifer Holmes, die schon in „Night Demon“ (1979) mit Cameron Mitchell spielte, Lin Lin Li („Roboter der Sterne“) und Camille Keaton – der Star aus „I spit on your grave“ (1976) lässt sich hier auf einer Toilette vernaschen. Quasi als unvermeidlich zu bezeichnen ist der Auftritt des allgegenwärtigen Filipino Vic Diaz („The Big Bird Cage“, „Frauen in Ketten“) als Anführer der Mönche. Der Film bietet im großen und ganzen ein ziemliches Kuddelmuddel und bedient erwartungsgemäß jedes Klischee. Allerdings gestaltet er sich stellenweise so herrlich abstrus, etwa wenn man sich im Mittelteil auf dem Boot schon in einer typischen Sexklamotte wähnt, bevor die Bösen kommen und alle niedermetzeln, dass man „Raw Force“ einfach nicht böse sein kann. Es ist ein Film wie eine bunte Tüte: wir haben hier ein paar unbedarfte Handkantenhelden, schöne Frauen, ein Hitler-Lookalike, Kannibalen und Zombies, sogar Piranhas treten zum Ende in Aktion; wer bei dieser prall gefüllten Wundertüte nichts findet, dem ist auch nicht zu helfen. Dass sich dabei nicht alles immer geschmeidig ineinanderfügt, geschenkt. Wir haben es hier ja nicht mit einem hochklassigen Hochglanz-Produkt zu tun, sondern mit billigen, auf den Philippinen abgedrehten Trash. Ach ja, trotz der erwähnten starken Frauenfigur in Form von Jilian Kessner ist der Film aufgrund des munter ausgelebten Sexismus eher für einen Männerrunde oder einen feucht-fröhlichen Party-Abend zu empfehlen. Horny
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