(UK 2008) The Children - in ihnen schlummert das Böse/ Histeri (türkisch) / The Day (Produktionstitel) Darsteller: Eva Birthistle, Stephen Campbell Moore, Jeremy Sheffield Drehbuch: Paul Andrew Williams, Tom Shankland Als wäre die nölende Teenie-Göre Casey (Hannah Tointon) nicht schon belastend genug für das alljährliche Familientreffen, wird der kleine Paulie (William Howes) auch noch von einem Virus geplagt. Mama Elaine (Eva Birthistle) hat also alle Mühe, die gewünschte Harmonie im Landhaus ihrer Schwester aufrechtzuerhalten. Denn schnell geht das Leiden des Zöglings mit widerlichem, schwarzem Auswurf einher und auch die Kinder der anderen Gäste zeigen erste Anzeichen der mysteriösen Krankheit, die einen schlechten Einfluss auf das Moralzentrum der Gehirnchen zu haben scheint – aus den putzigen Engeln werden sadistische und hinterlistige Satansbraten. Ein beliebtes Mittel im Horrorfilm ist es, Dinge, die gemeinhin mit Unschuld verbunden werden, in den Dreck zu ziehen. Man denke an die Horden kleiner japanischer Mädchen, die in Schmink- oder Rückspiegeln erscheinen und einen im Kinosessel zusammenzucken lassen. Die Unschuld ist auf einmal abgrundtief böse, das irritiert und macht Angst, was wirkungsvoll oder bei Überstrapazierung ermüdend sein kann. The Children schafft es jedoch, mit seinen kleinen Teufeln weder lächerlich noch abgedroschen zu wirken und profitiert von einem unbarmherzigen Realismus. Auch die ersten Morde kommen sehr subtil und realistisch daher und werfen beim Publikum zunächst die Frage auf, inwieweit die blutige Leiche im Schnee jetzt Absicht war. Regisseur Tom Shankland und Drehbuchautor Paul Andrew Williams führen dadurch eine äußerst effektive psychologische Ebene ein, die sich als große Stärke zeigt. Während sich der Zuschauer in anderen Filmen oft über die Dummheit und Naivität der Protagonisten ereifern muss, ist die anfängliche Weigerung der Eltern, die eigenen Kinder als Bedrohung wahrzunehmen, glaubhaft und die daraus entstehenden Spannungen unter den Erwachsenen tragen zur großen Katastrophe bei. Lange schwelende Konflikte, die schon bei der etwas aufgesetzten Freude des Wiedersehens angedeutet werden, treten immer deutlicher an die Oberfläche und brechen sich schließlich hemmungslos Bahn. Als das Unvorstellbare aber nicht mehr zu leugnen ist, muss erkannt werden, dass zur Bändigung der lieben Kleinen mehr als die klassische Rute vonnöten ist – denn ein Land mit Kindern ist ein Land ohne Zukunft. The Children setzt dabei auf eine ruhige Erzählweise, einen blassen, leicht blaustichigen Look und den erwähnten Realismus, was den Film wohltuend von anderen eher trashigen Genrebeiträgen abhebt. Dennoch sind die Morde sehr skurril und einfallsreich umgesetzt und verfehlen ihre Wirkung nicht. Auch die Darsteller leisten durch die Bank eine überzeugende Arbeit. Da die Kinderdarsteller bei einem solchen Film natürlich am wichtigsten sind, ist es erfreulich, dass man ein paar kleine Talente casten konnte, die den Zuschauer mit ihren fiesen kleinen Mienen zum Gruseln bringen – besonders Raffiella Brooks bleibt in Erinnerung. Dann ist es auch nicht schlimm, dass The Children Antworten auf die großen Fragen, die er aufwirft, sehr sparsam gibt. Denn The Children ist ein unbedingt sehenswerter Beitrag zum Kinderhorror, der besonders gut als leicht schwarzhumoriger Grusel in die Weihnachtszeit passt.
Christoph Laible
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