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Beutegier
( USA 2009)

Regie: Andrew van den Houten

Darsteller: Jessica Butler, Holter Graham
Amy Hargreaves, Art Hindle

Drehbuch und Vorlage: Jack Ketchum

 

Auf BluRay/DVD von NSM/Anolis

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Am 25.01.2018 verstarb plötzlich und von seinen Stammlesern unerwartet der amerikanische Schriftsteller Dallas Mayr, besser bekannt unter seinem Pseudonym Jack Ketchum, im Alter von 71 Jahren.

Er war einer der wenigen modernen Horrorautoren, die es schafften selbst mich zu schocken. Sei es nun die ungeschönte Brutalität seines Erstlings „Off Season“ (1979 – dt. „Beutezeit“), in dem eine kannibalistische Familie in einer versteckten Höhle in Maine haust und sich ihren Nachwuchs, wie auch ihre Nahrung in den umliegenden Ortschaften besorgt oder in dem eher subtilen, auf einer wahren Begebenheit beruhenden, Thriller „The Girl next door“ (1989 – dt. „Evil“) in dem ein junges Mädchen von den Kindern der Nachbarschaft unter der Anleitung einer durchgeknallten Frau nahezu zu Tode gequält wird – Ketchum erzeugt beim Leser dieses wohlige Grauen, das bei z.B. Stephen King schon lange nicht mehr funktioniert.

Der Film „Offspring“ basiert auf der gleichnamigen Fortsetzung zu „Off Season“ (dt. "Beutegier"), die 12 Jahre später erschien und hält sich – bis auf einige wenige Details – sehr genau an die Vorlage, was auch kein Wunder ist, hat doch Meister Ketchum das Drehbuch selbst verfasst.

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Mehr als eine Dekade lang hat man nichts mehr von der Familie mit den seltsamen Ess- und Lebensgewohnheiten gehört, dann werden plötzlich schrecklich verstümmelte Leichen gefunden. Die örtliche Polizei weiß direkt, was zu tun ist (und das ist in einem modernen Horrorfilm nahezu sensationell) und wendet sich an den mittlerweile pensionierten und dem Alkohol verfallenen George Chandler ( Art Hindle), der damals die erste Mordserie aufgeklärt, dabei aber seine gesamte Familie verloren hat. Während die Polizei nun die wenigen Spuren verfolgt und versucht die neue Heimat des kannibalistischen Clans zu finden, gerät eine junge Familie in deren Jagdfokus.

off05Unter der Regie von Ketchumspezialisten und -freund Andrew van den Houten , der bereits „The Girl next door“ genial umgesetzt und mehrere andere Verfilmungen als Produzent begleitet hatte, erweist sich dieser kleine B-Movie als eine echte Perle im Wust der Hardcore-Splatter Produktionen. Natürlich darf man hier kein Hochglanzprodukt erwarten, aber trotz einigen drastischen Anschlussfehlern, ein paar kaum so zu bezeichnenden schauspielerischen Leistungen und den vielleicht dümmsten Polizisten der Filmgeschichte, haben wir es hier mit einem schicken atmosphärischen Rückfall in die 70er/80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu tun. Das gelingt zwar teilweise optisch nicht ganz (die digitale Herkunft kann der Film nicht verleugnen), dank der handgemachten Effekte, der herrlich absurden Story und einem Hang zum Tabubruch fühlt man sich als „alter“ Horrorfan irgendwie gut aufgehoben.

Interessante Charaktere sowohl auf der guten wie auch auf der dunklen Seite (sorry. couldn´t resist) runden die Sache dann noch ab. Man weiß wirklich nicht welche der beiden Hauptfamilien die interessantere ist, beide haben eine sehr starke Mutterfigur und einen ebenso interessanten kleinen Sohn sowie ein weibliches Baby.

off08Besonders hervorzuheben in dem Ensemble aus mehr oder weniger unerfahrenen Schauspielern muss man Jessica Butler, die als eine der Töchter der Kannibalen namens Eartheater eine sehr mutige Performance bietet

Bis hierhin mit gelesen? Gut, dann als Belohnung das, worauf wir alle warten.

Wenn in „Offspring“ Schock angesagt ist, dann liefert der Film auf allen Ebenen ab. Beginnend mit der Eröffnungsszene, bei der „nur“ eine Leiche gefunden wird und wir einen ersten Blick auf die Horde der wilden Kinder werfen können, erweist sich der Film durchgehend als sehr zeigefreudig. Freunde der gepflegten Matscherei kommen hier voll auf ihre Kosten und wenn mal gerade nicht viel Blut spritzt, werden halt alle Tabus gebrochen, die sich in den Weg stellen.

off03Die Arbeit der Latexjongleure wird von einer guten Ausleuchtung, einem Kameramann, der weiß, was man nicht zeigen sollte und einem Regisseur, der Horrorfan ist, unterstützt. Die sparsam eingesetzte Musik, die eher eine Soundcollage ist und die schicken lauten und glitschigen Soundeffekte verdichten die Atmosphäre dann auch noch, so dass man mit Freude sagen kann:


Offspring ist ein Horrorfilm
Punkt

 

 dia

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