bloodfreakBLOOD FREAK (USA 1972)

"Hast du Drogen in der Blutbahn, wirst du zum Truthahn"

 

Die 1970er Jahre.

Da gab es ja zahlreiche Leckerbissen in den US Kinos.


Die 1970er Jahre.

Da gab es aber auch Filme wie BLOOD FREAK.

Ein christlicher Anti-Drogen-Film, der jedoch sleaziger als die meisten No Budget-Filme dieser Epoche ausgefallen ist.

Ein kettenrauchender Erzähler (gespielt von dem 1922 geborenen Nudisten Brad Grinter, der auch Regie führt) erklärt uns immer wieder mitten im Film was da so Seltsames vor sich geht. Der Co-Regisseur und Hauptdarsteller Steve Hawkes ist Herschell, ein hilfsbereiter Vietnamveteran, der dem Hippieweibchen Angel bei einer Autopanne hilft. Zur Belohnung lädt ihn diese zu sich nach Hause ein. Dort wird mit den Freunden gekifft was das Zeug hält. Herschell, der ganz Brave, kommt flirttechnisch nicht ganz mit den anwesenden Frauen zurecht.

Als er jedoch zwei (!) kurze Züge von einem Joint nimmt, fängt er hysterisch zu lachen an. Der Tontechniker verwendet immer wieder denselben Lacher (auch wenn sich der Mund nicht bewegt). Die minimale Dosis der Droge verschafft ihm spastische Zuckungen und gar einen Anfall von Cold Turkey und er schafft es sogar Angel's Schwester Ann zu schnackseln.

Man verschafft ihm einen Job auf einer nahe gelegenen Truthahnfarm. Dort werden geheime Experimente mit einer unbekannten Droge gemacht, um das Truthahnfleisch zu veredeln. Nach einer riesigen Fleischportion, die man Herschell verabreicht, verwandelt sich sein Kopf in den eines Truthahns und er wird geil auf das Marihuana durchsetzte Blut junger Hippies. Er mordet was das Zeug hält. Er schneidet Hälse durch und sägt einem Mann ein Bein ab. Klingt kranker als es letztendlich ist.

Achtung Spoiler:

Letztendlich stellt sich alles als ein Drogenalbtraum dar und von nun an ist Herschell geheilt.

Das Ganze ist tatsächlich ernsthaft gemeint.

BF01Dieser Abschaum stellt den Bodensatz des Genres dar. Die Kaufhausmusik ist billig, die Goreeffekte sind peinlich, die Darsteller spielen Jenseits von Gut und Böse. Was will man mehr.

Der Streifen wurde 1972 mit einem X-Rating gebrandmarkt und erst 1975 auf ein R-Rating zurückgestuft. Möglicherweise handelt es sich hier um eine Art Hommage an den legendären "Godfather Of Gore" Herschell Gordon Lewis. Der hat ja bekanntlich diese Art von Filmen mit BLOOD FEAST mehr oder weniger erfunden.

Erzähler Brad Grinter ist übrigens auch Regisseur des Trash-Kultfilmes FLESH FEAST (1970 und definitiv von H.G. Lewis inspiriert) und DEVIL RIDER! (1970), einem christlichen Biker-Movie. Als Schauspieler war er neben DEATH CURSE OF TARTU (1966) und SCREAM, BABY, SCREAM (1969) angeblich auch in einem H.G. Lewis Nudie zu sehen.

Steve Hawkes, ein Bodybuilder und ehemaliger Mr. Canada, spielte 1970 und 1972 in zwei spanischen Tarzan-Filmen den Titelhelden. Während der Dreharbeiten wurde ein Großteil seiner Haut bei einem Feuereffekt verbrannt. Man bemerkt es in BLOOD FREAK vor allem an seinen Oberarmen. Um seine enormen Arztkosten zu begleichen, geriet Hawkes ins Nudie-Genre wo er auf Grinter traf. Die beiden schrieben das Drehbuch zu BLOOD FREAK. Irgendwann stiegen die Geldgeber (verständlicherweise) aus und die beiden mussten etwa die Hälfte des Filmes auf billigem 8mm Material zu Ende drehen. Mittlerweile hat sich sogar eine Heavy Rock Band nach dem Film benannt.

Unser Dank gilt wieder einmal "Something Weird Video", die diesen obskuren Schundfilm auf DVD einem größeren Interessentenkreis zugänglich machten. Unter den vielen Extras befinden sich Trailer zu BLOOD FREAK und FLESH FEAST sowie der Kurzfilm "Brad Grinter, Nudist!" in dem wir Brad und seine Spießgesellen im Adamskostüm sehen.


Happy Thanksgiving!

Harald Dolezal

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