Regie: John Carpenter Drehbuch: Drew McWeeny Musik: Cody Carpenter Darsteller: Norman Reedus, Colin Foo, Udo Kier
Die zwei Seasons der Masters of Horror Serie zählen für mich bis heute zu mit dem besten Output des Genres der letzten Dekade. Kreiert für das US Pay-TV, hatten die Regisseure vollkommene künstlerische Freiheit was ihre Inhalte angeht. Viele Leutchen, die bei der Masters of Horror Serie dabei waren, allen voran wohl Argento und Carpenter, waren von den Fans bereits abgeschrieben und nicht wenige meinten, die beiden hätten ihre besten Zeiten bereits hinter sich. Losgelöst von dem Krampf, einem Filmstudio den Arsch küssen zu müssen und mit einem relativ hohen Budget pro Episode, zeigten besonders Carpenter und Argento, daß sie’s immer noch drauf haben. Cigarette Burns wird für mich immer einen besonderen Stellenwert haben, da die Story für Filmverrückte immer noch universell funktioniert und geschickt Horror mit der Getriebenheit vieler Fans und der Hatz nach seltenen Filmen verknüpft.
Kirby ist, wie alle Filmfans, fasziniert von der Legende, welche ‚La Fin Absolue du Monde’ umgibt, der vor Jahrzehnten beim Filmfestival in Sitges uraufgeführt wurde wobei es dann zu Tumulten und sogar Todesfällen kam. Seitdem wurde der Film weder auf sonstigen Festivals gezeigt, noch ist er sonstwo jemals in Kinos aufgetaucht.
Doch Kirby braucht nicht nur dringend das Geld, sein Ehrgeiz als Fan ist angestachelt und natürlich kann er es auch kaum erwarten, dieses verschollene Leinwandjuwel einmal zu sehen. Je näher er seinem Ziel kommt, desto mehr seltsame Visionen suchen ihn heim und auch seine Dämonen der Vergangenheit tauchen auf, um ihn mit schmerzhaften Erinnerungen zu quälen. Kirby ignoriert alle Warnungen, und selbst nach einem fatalen Zusammenstoß mit ein paar Snuff Film Produzenten aus dem Ostblock hält er daran fest, den Film für Ballinger zu finden.
Cigarette Burns ist eine großartige und auch universelle Geschichte für alle Filmfans. Jeder, der das Genre Horror mag und in den Achtzigern groß geworden ist, kennt dieses Gefühl der Jagd, wenn man von einem verbotenen Horrorfilm gehört hatte. Nichts war wichtiger, als unbedingt von diesem berüchtigten Streifen über zig Ecken eine Kopie zu ergattern, und eine Drittkopie kam dann fast schon dem heiligen Gral nah. In der Zeit vor Blu-Ray und 4K tauchten unzählige, wunderbare Filmjuwelen auf, die auf ein paar Genrefestivals gezeigt wurden, um danach in der Obskurität zu verschwinden und vergessen zu werden. Ich sehe daher Cigarette Burns als Hommage an das Medium Film und gleichzeitig auch an das Horrorgenre, denn die Story und die (in der ungeschnittenen Version) recht derben Effekte sind eine große Verbeugung vor beidem.
Ramsey Campbell stammt aus England und ist einer der großen Horrorautoren überhaupt. Sein 1989 erschienener Roman Ancient Images erschien 1995 bei uns bei Droemer Knaur unter dem Titel Gesichter der Vergangenheit. Die lange Zeit zwischen dem Erscheinen des Romans und der Masters of Horror Serie könnte mit ein Grund sein, warum so wenige gemerkt haben wie ähnlich sich Campbell’s Roman und die Folge von der Grundgeschichte her sind. In Campbells Story wird seine Protagonistin Sandy Allan von einem Freund eingeladen, sich einen verschollenen Bela Lugosi/BorisKarloff Film anzusehen. Doch ihr Freund begeht scheinbar grundlos Selbstmord und Sally macht sich auf die Suche nach der Filmkopie, die sie schließlich in das seltsame Dörfchen Redfield führt. Sie fühlt sich beobachtet, nimmt plötzlich aus dem Augenwinkel Figuren und Gesichter wahr, die nicht mehr da sind sobald sie hinschaut. Wird sie nur von Paranoia heimgesucht oder steckt doch mehr dahinter? Als ich damals das Buch las, war ich nicht nur fasziniert von der Story sondern auch von der Art, wie Campbell es schaffte, ohne groß vordergründige Schockeffekte bei seinen Lesern mit jeder weiteren Seite solche Momente aufzubauen, in denen einem wirklich das eiskalte Grauen packt. Ich konnte mich noch so gut an Campbells Buch erinnern, weil es damals nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat.
Cigarette Burns ist natürlich etwas vordergründiger als Campbells Vorlage, außerdem muß er in einer relativ kurzen Laufzeit viele Elemente und Charaktere unter einen Hut bringen. Die Story hätte sicherlich auch für einen richtigen Spielfilm gereicht, daher wirkt es teilweise, als ob Kirby es relativ leicht hat den Film im Endeffekt zu finden. Die Grundidee, einen Film zu kreieren, mit Engeln als Darstellern und zu dem Zweck quasi eine Massenvernichtungswaffe über das Medium Film herzustellen, ist so abgefahren, daß man Cigarette Burns gerne ein paar Logiklöcher verzeiht.
Es bleibt noch zu erwähnen daß Cody Carpenter, der Sohn des Meisterregisseurs, den Soundtrack zu der Masters of Horror Episode beigesteuert hat und sich so seine ersten Sporen als Komponist verdient hat. Nach über eine Dekade lohnt es sich, die großartigen Folgen der Masters of Horror Serie noch einmal zu erleben, über die paar mißglückten Ausrutscher zu schmunzeln und sich ins Gedächtnis zu rufen, was alles an Blut und Gore schon im Medium Fernsehen möglich war zur damaligen Zeit. Nic
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