Hannibal – Die komplette Serie (2013-2015)
Entwickler: Bryan Fuller Darsteller: Mads Mikkelsen, Hugh Dancy, Laurence Fishburne, Gillian Anderson
Bereits im Handel erhältlich
"Schatz, kannst Du zum Dinner schonmal den Chianti öffnen?“
„Gerne Chérie. Was gibt es denn?“
„Leber.“
„Aber ich mag doch keine Leber.“
„Die Leber ist ja auch für mich. Du bekommst flambiertes Hirn aus der Pfanne.“
Sollte dieser Dialog abends nach Feierabend fallen, so sollten Sie schnellstens das Haus verlassen. Denn dann könnte Ihr Partner, der möglicherweise sonst so vornehm und höflich auftritt, ein Kannibale sein.
So wie dieser freundliche Zeitgenosse, den Thomas Harris in bislang vier Romanen auf die Menschheit losließ.
Die Rede ist natürlich von Dr. Hannibal Lecter, den 1986 erstmals Brian Cox in der Michael Mann Verfilmung Blutmond (Manhunter) verkörperte. Hierbei handelte es sich um die erste Adaption des Romans „Roter Drache“, die jedoch wenig populär in den Regalen der hiesigen Videotheken verstaubte (was im Übrigen sehr schade ist).
1991 sollte sich der Bekanntheitsgrad des gebildeten Kannibalens jedoch schlagartig vergrößern, denn Das Schweigen der Lämmer startete seinen Siegeszug durch die Lichtspielhäuser und die Oscarverleihung. Von diesem Zeitpunkt an wurde Anthony Hopkins zum Gesicht des Leberfressers. Dreimal durfte er in die Rolle schlüpfen, ehe man 2007 mit dem Film Hannibal Rising - Wie alles begann die Vorgeschichte des jungen Schmeckleckers erzählen wollte.
Doch bei Kritik und Boxoffice kam diese Idee nicht gut an. Und so dauerte es weitere sechs Jahre, bis man sich mit der hier vorliegenden Serie Hannibal an eine ausführliche Schilderung der Figur machen wollte.
Als Hopkins Ersatz konnte man den Blutheuler Mads Mikkelsen verpflichten, der, soviel sei verraten, tatsächlich dem großen Anthony Hopkins schauspielerisch den Chianti reichen kann.
Ihm zur Seite stehen Schauspielkollegen wie Laurence Fishburne und Alienjägerin Gillian Anderson, die das Gesamtpaket abrunden.
Leider wurde die Serie nach nur drei Staffeln eingestampft, da die Quote nicht zufriendenstellend war.
Lags an der Qualität der Serie?
Definitiv: Nein!
Woran dann?
Nun, behandeln wir die Handlung der Serie mal so spoilerfrei wie möglich, was sich bei Kennern der Materie sicherlich als unnötig erweist, Neueinsteigern aber gegenüber durchaus fair ist.
Die Serie beginnt auch nicht, wie das sechs Jahre zuvor gelaufene Prequel, in den jungen Jahren des Fleischfans, sondern zu einer Zeit, als Dr. Lecter ein angesehener Psychiater war.
Seinen Gegenpart übernimmt FBI-Agent Will Graham (Hugh Dancy), der sich als Profiler in die Köpfe von Serienkillern hinein versetzen kann. Er wird vom Spezialeinheitsdirektor Jack Crawford (Laurence Fishburne) engagiert, um Jagd auf Psychokiller zu machen.
Seine Gabe veranlasst ihn allerdings, einen Psychiater aufzusuchen.
Und da wären wir natürlich bei Dr. Lecter.
Graham ist im Übrigen die Hauptfigur aus dem „Roten Drachen“. Und genau darum handelt es sich bei dieser Serie:
Um eine XXL-Version obigen Romans.
Es war sicherlich noch viel mehr geplant. Auf ein Auftreten von Clarice Starling, die in Form von Jodie Foster und der zauberhaften Julianne Moore die Filme veredelte und Hannibal auf intellektuelle Weise den Kopf verdrehte, wartet man leider vergebens.
Die Serie endet früher.
Und trotzdem fühlt sie sich zu Ende erzählt an.
Und spannend.
Und blutig.
Verdammt blutig.
Nicht umsonst prangt das rote 18er Logo auf einer Vielzahl der DVDs bzw BluRays.
Am Beginn der Serie steht ein typisch Serienmodernes (nicht Serienmordendes – see the difference) Ermittlerteam, welches brutal gefilmte Serienmorde (da ist das Wort wieder) aufzuklären versucht, wobei sich Hannibal als äußerst dienlich erweist.
Doch bereits am Ende der ersten Staffel wendet sich das Blatt entscheidend für die Protagonisten und den weiteren Verlauf der Serie.
Ich spoiler nichts, kann aber gestehen, dass ich mit diesem Twist nicht gerechnet habe und mich fragte, wie sich die Serie hier wieder heraus manövrieren würde.
Auch die dritte Staffel, die ja den unfrewilligen Abschied dank Absetzung vor Augen hatte, glänzt durch Andersartigkeit und verlegt einen Großteil der Handlung nach Florenz.
Diese Komplexibilität, die anspruchsvolle, teils recht wirre Erzählweise und das Fehlen von Rückblenden machte es vielen Zuschauern schwer. Ein Quereinstieg ist eher als unmöglich zu bezeichnen.
Und somit ist es schade, dass nach drei Staffeln der Herd in Hannibals Küche für immer ausgeschaltet wurde.
Denn langweilig wars trotzdem nicht. Und das Ende ist wirklich gelungen, wenn für beide Hauptcharaktere der gemeinsame Vorhang für immer fällt.
Ach ja, erwähnt ich, dass es hart war? Ich glaube schon, kann man aber auch zweimal sagen.
Studiocanal brachte nun die komplette Serie als Komplettbox mit wahlweise 12 DVDs oder 9 BluRays auf den Markt. Bonusmaterial wie Audiokommentare, geschnittene Szenen und Gag-Reels sind reichlich vorhanden.
Somit kann ich nur folgende Empfehlung aussprechen...
Fazit:
Hochkarätige Serie mit Quotenpech, die trotzdem abgeschlossen wirkt.
Wer für Papi noch ein Last Minute Geschenk sucht, ist mit dieser Box bestens beraten.
Für Vegetarier jedoch denkbar ungeeignet.
Chrischi
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