Robin Hood– Ghosts of Sherwood (2012) Regie: Oliver Krekel Drehbuch: Oliver Krekel, Seán Lee Stereographer: Hermann Miller Musik: Michael Donner Darsteller: Martin Thon, Ramona Kuen, Kane Hodder, Claude-Oliver Rudolph, Tom Savini
Hmmh, was weiß ich eigentlich über Oliver Krekel? Nun ja, ich habe die Höhen und Tiefen von ASTRO von der Seitenlinie aus beobachtet, da wir schon Ende der 80er darauf verzichteten uns deutsche Versionen anzusehen. Sicher hatte man die ein oder andere Cassette im Regal stehen – der New York Ripper z.B. sah nicht übel aus, aber meine Kontakte liefen damals Richtung benachbartes Ausland und zusätzlich hatten wir hier auch eine englische Videothek mit vernünftigem Service und allen Werken der berühmten „Video Nasties-Liste“. Da ich die deutsche Amateurfilmszene nach den ersten „Erfolgen“ von Direkt-Auf-Video-Müll wie „Violent Shit“ bewusst nicht mehr verfolgt habe, blieben mir seine bisherigen filmischen Werke ebenfalls erspart. Andererseits tauchte der Name immer wieder auf, sei es nun damals in Zusammenhang mit den Markenrechten an Marketing oder mit einem kurzen ASTRO-REVIVAL. In letzter Zeit überrascht er immer wieder mit traumhaftenVÖs wie der X-Tro Box im letzten Monat, die alleine wegen der zahlreichen Extras, die eine komplette Geschichte einer Billigproduktion erzählen, die eigentlich gar nicht funktionieren dürfte, aber sich zum Kult entwickelt hat. Was mir immer klar war – hier war ein Fan, der sein gesamtes Leben über sein Fachwissen und seine guten Kontakte genutzt hat, um andere Fans zu erfreuen – und nebenher ein paar Mark/bzw. €uro zu verdienen. Sicherlich auch ein paar viele Mark/€uros, denn ungefähr ein Jahr lang konnten die Händler mit der Lieferung von „Dawn of the dead“ im Ultimate final cut kaum nachkommen. Man kann über diese, von Krekel aus gefühlt zwanzig verschiedenen Videoversionen zusammengestückelte, Fassung denken, was man will – gesehen hat sie jeder Fan des Filmes mindestens einmal. Auf alle Fälle sind wir bereits einige Zeit über Facebook verbandelt, weil alte Männer – alte Geschichten, und als wir so irgendwann auf das Thema 3D kamen wurde mir ein Film namens „Robin Hood – Ghosts of Sherwood“ von ihm empfohlen. Halt mal eben: Natürlich wusste ich, worum es sich bei dem Film handelte, schließlich hatte Tom Savini 2011 auf dem „Weekend of Horror“ oder „Weekend of Hell“ - oder irgendwas von diesen Cons im Ruhrgebiet, die sich immer die Köpfe einhauen - auf dem Panel erwähnt, dass er an einem deutschen 3D-Film mitarbeiten würde. Auf der anderen Seite hatte ich aber bereits genug Filme gesehen, in denen der gute Tom Gaststar war, um den Film mit – sagen wir es mal nett – großer Anstrengung aus meiner „Musste unbedingt sehen“-Liste fernzuhalten. Seitdem ich mir Mitte des Jahres endlich einen 3D-Fernseher angeschafft hatte, lag mein Clickfinger aber auch ab und an tatsächlich über dem Film, musste sich aber erst einmal Werken wie „Hugo“, „The Walk“ oder „The Hole“ geschlagen geben. Man muss ja auch Lust auf Wald haben. Im Zuge unserer 3D-Serie aber, in der ich ja auch Filme bespreche und eventuell lobe, die nicht unbedingt durch eine geniale Story glänzen aber bei denen das 3D als solches schon Grund genug ist mal einen Blick zu wagen, passte „Ghosts of Sherwood“, denn was an positivem in den wenigen Reviews im Netz herauszulesen war, war, dass das 3D perfekt umgesetzt sei. Also, dann – her mit der Komplettbox inklusive Soundtrack, die schicke Brille aufgesetzt und Film ab: Die erste Einstellung ist zuerst unscharf und zieht uns dann mit der kommenden Schärfe in die dreidimensionale Filmwelt hinein. Interessanter Anfang. Im Gegensatz zu Dario Argento, der zur gleichen Zeit „DDDracula“ verbrochen hat, hat sich hier jemand mit der Idee des plastischen Filmes auseinandergesetzt. Wir bekommen nun im Vorspann wunderschöne Aufnahmen aus dem deutschen Wald zu sehen, so plastisch, als wäre man da. Leider wird dieses herrliche Dokumaterial dann aber durch die Story unterbrochen, die damit beginnt, dass die schöne Maid Marian und ihre Begleiter überfallen, aber durch einen grünbewamsten Recken namens Robin Hood gerettet werden. Hier wird der durchaus witzige Einfall präsentiert, dass Robin eigentlich ne echte Null am Bogen ist, leider gibt es aber auch Kampfszenen der Turniertruppe des örtlichen Mittelaltervereins. Marian gelangt somit also in das Lager der fröhlichen Gesellen, „die von den Reichen nehmen und den Armen geben“ und irgendwie verläuft alles in den der Vorlage entsprechenden Bahnen. Tom Savini darf als Sherif of Nottingham in seinen wenigen Einsätzen die Augen rollen, Claude Oliver Rudolf ist auch in einer netten Nebenrolle präsent. Immer wieder wird der Blick glücklicherweise auf wirklich tolle 3D-Segmente gelenkt, die dem Zuschauer über diese recht zähflüssige erste Hälfte des Filmes helfen. Hier ragt mal ein Stock von einem Tisch aus ins Bild, dort flattert ein Vorhang plastisch im Wind – und immer wieder wunderbare Aufnahmen aus deutschem Wald und deutschen Burgen. In der zweiten Hälfte passiert irgendetwas mit dem Film, dass ich immer noch nicht verstanden habe. Plötzlich befinden wir uns nicht mehr in einem mittelalterlichen Drama, sondern in einer wirren Fantasywelt in der man Zaubertränke wie Waffen benutzt und der Tod nur eine zeitweilige Unpässlichkeit darstellt. Robin und seine Gang werden zombifiziert und eine Hexe getötet, um an ihre Sammlung von Zaubertränken zu kommen. Im letzten Filmdrittel taucht dann auch noch Stuntman Kane Hodder (Jason) als Bruder Tuck auf und nimmt das Ruder für den Rest des Filmes aus der Hand der Hauptdarstellerin. „A man's gotta do what a man's gotta do“ Irgendwie bekommt man das Gefühl, als hätte man hier zwei verschiedene Drehbücher gehabt. Zugegeben, keines der beiden besonders gut, aber doch halt jeweils in einem komplett anderen Stil und Genre verwurzelt. So sind in der ersten Hälfte selbst die Dialoge von Inhalt und Sprache her komplett anders geschrieben, als in der zweiten, in der man halt ab und an im amerikanischen Actionfilm landet. Diese Hälfte hingegen ist seltsamerweise höchst selbstironisch, speziell wenn es um diverse Superwaffen aus der Flasche geht. Schauspielerisch geben sich hier auch Hui und Pfui oft in einer einzigen Eintsellung die Hand und die Gaststars sind auch nicht gerade mit dem ganzen Herzen bei der Sache. Garniert ist die ganze Mischpoke dann auch noch mit einigen wenigen – und mittelmässig getricksten – Splattereffekten, die allerdings bei einer Neuprüfung nach aktuellen Standards mit einer lockeren FSK16 durchkommen würden. Offensichtlich ist das Ganze also - sagen wir mal - irgendwie unausgewogen. Allerdings ist die Scheibe tatsächlich ein Muss für jeden 3D-Sammler, denn in die plastische Gestaltung ist einiges an Hirnschmalz und Arbeit geflossen – der Film ist einfach nur schön anzusehen, was speziell natürlich an den Landschaftsaufnahmen, zum anderen aber auch an der fast unsichtbaren Arbeit von Stereographer Hermann Miller liegt. In Robin Hood gibt es keine Doppelbilder, keine falsch gesetzten Effekte und vor allem keine View-Master Menschen, die wie Papierfiguren aussehen. Man merkt sehr deutlich, dass hier zwei große 3D-Fans am Werk waren, die sich mit den Vor- und Nachteilen des computerisierten plastischen Films auskennen. Ebenfalls hervorragend gelungen ist der Soundtrack von Michael Donner. Donners computerisiertes Orchester präsentiert einen wuchtigen Score mit netten und eingängigen Themen, die länger im Ohr bleiben, als erwartet. Man hat tatsächlich teilweise das Gefühl einen klassischen Filmscore zu hören – sehr beeindruckend. Also fassen wir mal zusammen:
Die Audio CD des Scores bekommt man für 7 Euro, die komplette Box mit Soundtrack, zwei Filmversionen und ein paar netten Extras für 14. Wer nen 3D-Fernseher hat kann das Geld ruhig investieren, ohne diesen Mehrwert ist der Film aber leider keine 7 € wert und ich rate in diesem Fall nur zum Kauf des Scores.
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