Friday the 13th (1980) Regie: Sean S.Cunningham
Der Sommer naht mit großen Schritten. Was läge da näher, als sich einmal um das Genre Sommercamp-Slasher zu kümmern? Ich werde also in den nächsten Wochen die Camps Blackfoot, Arawak und Co einmal betreten. Den Anfang macht natürlich das legendäre Camp Crystal Lake, welches bis heute (inkl. Cross-over-Film und Remake) ganze 12 mal geöffnet wurde (Ein weiteres Remake ist immer noch in Endlos-Planung). Auch wenn nicht alle diese Filme in den 80ern entstanden, werde ich mich um die komplette Reihe nach und nach kümmern. Halbe Sachen gibt’s hier nicht. 1980 war jedenfalls das Jahr der Geburtsstunde von Kultkiller Jason Voorhees. Naja, zumindest ansatzweise. Gleich vorweg: Ich werde die Freitag-Filme von Anfang bis Ende besprechen. Wer die Filme tatsächlich noch nicht gesehen hat (Gibt es solche Horrorfans überhaupt?), braucht aber keine Angst zu haben. Ich werde rechtzeitig darauf hinweisen, wenn die Major-Spoiler beginnen. Zunächst hatte Regisseur und Co-Autor Sean S.Cunningham nur einen Titel. Mit diesem ging er hausieren, bis sich Produzenten für seinen Film gefunden hatten. Aus der Not heraus erfand man eine Slashergeschichte, die ganz klar im Fahrwasser des zwei Jahre zuvor entstandenen „Halloween“ nach Beachtung buhlte. Doch „Freitag der 13.“ sollte weit mehr als ein einfaches Rip-Off der Teenager-haben-Sex-und-werden-von-Killer-aufgeschlitzt-Welle werden. „Freitag der 13.“ wurde ein weltweites Phänomen, welches dieses Genre erst so richtig in Schwung bringen sollte. Alleine in den USA spielte er (bei Produktionskosten von gerade einmal einer halben Million Dollar) knappe 40 Millionen ein. Woran lag das? Die Qualität des Carpenter-Klassikers kann der Film nämlich –soviel sei verraten- nicht ansatzweise erreichen. Das Ganze beginnt in einer warmen Nacht des Sommers 1958 im Feriencamp Crystal Lake. Während der Vollmond über dem Camp erstrahlt, stehlen sich zwei junge Aufpasser vom gemeinsamen Singen am Lagerfeuer davon, um in einer Scheune außereheliche Pimperstudien zu betreiben (Pfui Teufel, diese Ferkel!). Doch die Subjektive Kamera einer durch die Schlafräume schleichenden Person lassen nichts Gutes erahnen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Der unbekannte Schleicher erwischt die beiden hormongesteuerten Kids auf dem Dachboden einer Scheune und macht mit dem Messer kurzen Prozess. Nach einem spektakulären Vorspann (weiße Schrift vor schwarzem Hintergrund) springt die Handlung in die damalige Gegenwart: Sommer 1979 Das Feriencamp, welches nach den Morden von den Leuten der Gegend in „Blutcamp“ umgetauft wurde, soll wieder eröffnet werden. Während im Camp bereits erste Vorbereitungen für die kommende Saison gestartet sind (wird auch Zeit: Freitag der 13. war 1979 im Juli!), befindet sie die Campköchin Annie noch auf dem Weg zu ihrem Sommerarbeitgeber. Auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit trifft sie auf Crazy Ralph, den vermeintlichen Dorftrottel, der sie vor dem Blutcamp warnt („You´re all doooooomed.“). Auch der LKW-Fahrer, der sie ein Stück mitnimmt, empfiehlt ihr wieder umzudrehen. Und gemäß dem Motto : „Wer nicht hören will, muss fühlen“ endet die Screentime von Annie dank wirklich super getrickstem Kehlenschnitt (sehr gorig) im nahegelegenen Wald. Apropos super getrickst: Die Spezialeffekte in Teil 1 stammen von Tom Savini und sind gewohnt toll. Währenddessen taucht Crazy Ralph im Camp auf und sorgt für einen ziemlich lächerlichen Jump-Scare. Spätestens wenn er mit dem quietschenden Drahtesel davonradelt wird dieser Figur wirklich jeglicher Schrecken genommen. Nicht minder lächerlich wirkt der Motorradcop, der kaugummikauend im Camp auftaucht um Ralph einzukassieren und um vor den jungen Angestellten den dicken Max zu machen. Die einzig erhellende Erkenntnis während dieser unfassbar spannenden Szenen ist die Tatsache, dass einer der jungen Angestellten irgendwie aussieht wie Kevin Bacon in jung (was erstaunlicherweise daran liegt, dass es Kevin Bacon ist!). Überhaupt passiert die nächsten Filmminuten nichts, was auch nur im Ansatz spannend ist oder gar die Handlung vorantreibt. Kurz zusammengefasst: Der Campleiter Steve Christie fährt nochmal in die Stadt um Besorgungen zu machen (irre spannend) Eine Schlange taucht in einer der Hütten auf und wird zerhackt (Glückwunsch, Tiersnuff in einer Hollywoodproduktion – Umberto Lenzi ist stolz auf Euch Filmemacher) Lustige Badespiele samt Vollidiot, der den Ertrunkenen spielt (welch toller Witz…ha ha ha…ist immer voll komisch wenn jemand einen Tod simuliert) Mit Einbruch der Dunkelheit (und eines atmosphärefördenden Unwetters) kommt aber plötzlich Spannung in den Streifen. Alle ziehen sich in die umliegenden Hütten zurück. Und während die eine Gruppe sich zu einer Partie Strip-Monopoly zusammentut (Jawoll, Strip-Monopoly…eine wahnsinns Idee…hab ich damals auch mal versucht…hat viele Stunden gedauert…war nicht so geil), verschwinden Kevin Schinken und seine Freundin zwecks gemeinsamen Beischlafs in eine der anderen Hütten. Hätten sie sich mal die Regeln für Horrorfilme beim guten alten Randy angehört, dann wüssten sie, dass dies ihr Todesurteil ist. („I´ll be right back!“) Und plötzlich geht’s Schlag auf Schlag, wobei besonders Bacons Ableben zu den Splatterhighlights des Streifens gehört. Wer den Film noch nicht kennt, sollte so langsam zum Fazit weiterspringen, denn jetzt geht’s zur letzten halben Stunde dieses Klassikers. Und die hats wirklich in sich (im positiven wie im negativen Sinne). Nach einer guten Stunde bekommt Alice (Adrienne King) die Ehre des obligatorischen Final Girls zugeteilt. Warum ich diesen wichtigen Charakter nicht vorher schon erwähnt habe? Nun, außer einer kurzen Dialogszene am Anfang des Films zwischen ihr und Campleiter Christie in der sie überlegt das Camp wieder zu verlassen, hat ihre Figur ebensoviel Tiefe wie der Rest des Casts = nämlich keine. Das sie den braven, moralischen Charakter unter den jungen Leuten darstellt, erkennt man an der Tatsache, dass sie beim Strip-Monopoly ihre Klamotten anbehält (man könnte es aber auch einfach als Glück bezeichnen). Alice findet jedenfalls nach und nach die Leichen, die der unbekannte Killer so geschickt platziert hat, dass sie zum Beispiel von Bäumen fallen, just wenn Alice daran vorbeiläuft. Bewegungsmelder? Eines der Opfer wird auch durch die Scheibe einer der Hütten geworfen. Das ist atmosphärisch wirklich toll und unheimlich. Darüber nachdenken darf man aber nicht. Nun könnte man meinen, Jason ist ja stark, der kann locker eine tote Frau durch eine Scheibe werfen. Tjaaaaa….Jason kann das. Aber…. (Fanfare)…. Kult-Killer Jason Voorhees ist nicht der Killer in „Freitag der 13.“ (Hätte Drew Barrymore meine Kritik mal gelesen…Evil-Ed rettet Leben). Seine Mama, Mrs Pamela Voorhees (Betsy Palmer), ist der Psycho des Films. Sie trifft mit Ihrem Wagen urplötzlich im Camp ein und Alice wiegt sich in Sicherheit. Dummerchen! Frau Voorhees erzählt ihr vom Sommer 1957, in dem sie als Köchin im Camp gearbeitet hat, während ihr Sohn im See ertrank. Und nur, weil die Aufpasser lieber Sex hatten. Das bedeutet Rache. Jeder, der im Camp arbeitet, muss dran glauben. Diese Auflösung hat sowohl positive, wie negative Seiten. Ich liste mal auf: Positiv: Mrs Voorhees wird von Betsy Palmer wirklich bedrohlich dargestellt Mrs Voorhees wird von Betsy Palmer wirklich bedrohlich dargestellt Mrs Voorhees wird von Betsy Palmer wirklich bedrohlich dargestellt …. Negativ: In der ersten Hälfte des Filmes sieht man mehrfach die Hände des Killers. Es handelt sich hierbei um behaarte Männerhände. Angeblich haben die Filmemacher dies absichtlich gemacht, damit man auf eine falsche Fährte gelockt wird. Ich sage dazu nur eines: Das ist Beschiss! Wofür eine falsche Fährte? Mrs Voorhees taucht vor dem Finale NIEMALS…wirklich NIEMALS im Film auf. Wozu dieses Geheimnis um den Killer, wenn man nicht mitraten kann? Nur weil man Betsy Palmer mehrere Pullover anzieht wird aus einer schmächtigen, älteren Dame noch lange kein Hercules, der Leichen durch Fenster werfen oder Bäume hochtragen kann Behaarte Männerhände….ich komm einfach nicht drüber weg Das Finale ist trotzdem atmosphärisch und spannend. Am Ende wird Mrs Voorhees der Kopf vom Rumpf gebrezelt. Hier darf man kurz wieder die behaarten Männerhände bestaunen (ächz). Nun aber der größte Schenkelklopfer. Anstatt mit Mrs Voorhees Wagen in die Stadt zur Polizei zu fahren, setzt sich Alice in das nächstbeste Ruderboot und schippert erschöpft über den Crystal Lake. Warum bitte? Wo will sie denn hin? Diese Szene hat nur einen Sinn: Am Morgen taucht der Dorfsherriff am See auf. Alice erblickt ihn und…..Jumpscare-Jason springt aus dem See und zieht sie in die Tiefe. Schnitt – Alice erwacht im Krankenhaus und fragt nach dem Jungen. Als der Sherriff meint, sie hätten keinen Jungen gefunden, meint sie nur noch unheilvoll „Dann ist er noch da….“ Überblendung auf den See – Abblende. Bevor ich zur spoilerfreien Endabrechnung komme: Was sollte das mit Jason? War es ein Albtraum? Eine Halluzination? Oder hat man damals den toten Jungen einfach vergessen zu bergen? Oder dachte man: „Ist doch super. Der Junge machte eine Do-it-yourself-Seebestattung.“??? Ganz nebenbei: Für 22 Jahre als Wasserleiche ist in recht gutem Zustand. Nein, die Wahrheit ist, dass die Filmemacher einen Schocker am Ende haben wollten. So wie bei Carrie. Logik spielte da keine Rolle. „Freitag der 13.“ Ist eine der Kultreihen aus den 80er Jahren. Teil 1 war zwar sehr sehr erfolgreich, den eigentlichen Kult begründeten jedoch erst spätere Teile. Denn denkt man an diese Filmreihe, so kommt einem als erstes der Machetetragende Eishockeymaskenkiller Jason in den Sinn. Und der taucht hier kaum auf. Vor allem nicht in dieser Form. Und auch wenn der Film ein quasi offenes Ende in Richtung „Jason ist noch da.“ hat, so war zur Produktionszeit nie eine Fortsetzung geplant. Genug gemeckert, kommen wir zum Fazit: Der erste Teil des Kulthorror-Franchises bietet inhaltlich leider ziemlichen Leerlauf. Die Figuren sind blass und austauschbar, die Logik bleibt auf der Strecke. In der ersten Hälfte passiert weitestgehend nichts. Trotzdem gehört der Film zu meinen Lieblings-Horrorstreifen. Das mag so manchen hier verwirren. Fans der Reihe dürften es allerdings verstehen. Die zweite Hälfte macht den lahmen Anfang wieder wett. Die Atmosphäre ist richtig schön düster und unheimlich. Savinis Effekte sind beeindruckend (und seit jeher in der deutschen Fassung unzensiert zu bewundern!). Irgendwie landet der Film immer wieder mal in meinem Player. Seltsam? Aber so steht es geschrieben. C. Jürs
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