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Deadpool

Mittler zwischen Hirn und Händen, muss das Herz sein“
(Metropolis, Fritz Lang, 1927)

In „Deadpool“ gibt es einen absolut perfekten Moment. So unfassbar perfekt, dass er dem langen Warten aller Comicbook-Nerds, welche genau (wie ich) diesen Film über Jahre ersehnt haben, mehr als nur gerecht wird. Es gibt natürlich auch viele wirklich coole, blutige, erotische, spannende, spektakuläre und natürlich brüllend komische Momente. Aber halt nur einen wirklich perfekten. Dieser Moment ist so perfekt, man möchte dem Film fast verzeihen, wenn er keine 3 Minuten später einen noch Wichtigeren mit Absicht in den Sand setzt, um einer bestimmten Erwartungshaltung gerecht zu werden.

 

Fast!

Die Problematik am Film „Deadpool“ offenbart sich, sobald man sich mit der enormen Popularität des Charakters auseinandersetzt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Deadpool DIE Cashcow von Marvel-Comics. Nicht von Marvel-Studios oder Fox, sondern von Marvel-Comics. Deadpool-Merchandise verkauft sich wie warme Taccos. Es gibt Action-Figuren, T-Shirts, Poster, Tangas, Kondome und sogar ein eigenes Videospiel liess man für den scharlachroten Eckpfeiler springen. Folglich könnte man davon ausgehen, dass die Auflage der Comics, selbst in Anbetracht der notorisch kritischen Lage der Comic-Industrie, phänomenale Höhen erreichen müsste. Dem ist leider nicht so. Im Januar 2016 war die aktuelle Deadpool-Ausgabe auf Platz 14 der Verkaufscharts. Hinter einer schier unendlichen Menge Star Wars und X-Men Büchern.

Der langen Rede Sinn ist Folgendes, Deadpools Popularität begründet sich auf Memes. Leute schicken sich gegenseitig witzige (und leider völlig aus dem Kontext gerissene) Panels aus den Comics, und begründen damit leider den weitläufigen Irrglauben, die Deadpool-Comics würden in der Hauptsache aus Insider-Jokes und Gewalt bestehen.

deadpool01Genau hier liegt für mich der Knackpunkt. Im Grunde seines Herzens macht Deadpool nämlich mehr aus, als die oben aufgeführten Attribute. (Als hätte ich anno 2009 gesagt: „Hey, mein neuer Lieblings Comic-Charakter ist Lobo mit ner Maske!“) Im Grunde seines Herzens ist Deadpool ein ehrlicher Charakter. Ein ehrlicher Charakter auf eine Weise, wie es die Gallionsfiguren von Spider-Man bis Batman schon längst nicht mehr sein können. Ehrlichkeit bedeutet auch eine Dringlichkeit, und diese Dringlichkeit schafft eine emotionale Verbindung beim Leser. Diese Ehrlichkeit gilt für Freude, Liebe, Wut, Angst, Glück und Trauer. Deadpools Persönlichkeit als Figur muss sich, aufgrund seiner unbedeutenden Position im größeren Marvel-Universum, niemals einschränken. Es ist diese Ehrlichkeit die Fans des Charakters, welche Ihn nicht nur von minionartigen Facebook-Bildern kennen, wirklich fasziniert.

Und ja, in all den Mengen an Blut, Titten und Gewalt, schafft es der Film 3-4 mal genau diesen Nerv zu treffen. Einmal, wie bereits erwähnt, sogar bis zur absoluten Perfektion. Wenn man ganz realistisch ist, sind diese 3-4 Volltreffer wahrscheinlich mehr, als man erwarten durfte. Man sollte sie genießen und wertschätzen. Gegen Ende des Films kommt dann der eine perfekte Moment. Und keine 3 Minuten später der dümmste Comicfilmmoment seit Green Lantern (sic). Das Publikum lacht, ich will kotzen. „Lol“, „Gefällt mir“ und wann kommt endlich Batman vs. Superman!

Wie gesagt, Deadpool ist bestimmt kein schlechter Film. Es ist allerdings ein Film, welcher für zwei völlig unterschiedliche Zuschauergruppen, mit völlig unterschiedlichem Gefühl für Unterhaltung, gemacht wurde. Neben dem Umstand, das der Film erwartungsgemäß fast schmerzhaft lustig ist, gilt es auch den Gewaltgrad zu erwähnen. Zwar sollte man, würde man denn einen Vergleich suchen wollen, eher an Evil Dead 2 als an Sam Raimis Erstling denken. (7/10 Splatterpunkten. Den 12-jährigen dürfte das in nem halben Jahr auf DVD reichen.) Schlecht unterhalten wird man jedenfalls keinesfalls. Es ist aber leider auch nicht der Film, welchen sich viele Fans gewünscht hätten. Aber da der Film-Franchise nach diesem Wochenende ohnehin als sichere Sache angesehen werden darf, gebe ich die Hoffnung dahingehend noch nicht ganz auf.

8/10 Sterne

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