(UK 1980) Regie: Stanley Donen, John Barry Buch: John Barry, Martin Amis Musik: Elmer Bernstein Darsteller: Farrah Fawcett, Kirk Douglas, Harvey Keitel
Man nehme den, gerade mit einem Oscar ausgezeichneten, Produktion-Designer von Star Wars und lasse ihn, mit einer Starbesetzung, sein erstes eigenes Script, als erste eigene Regiearbeit, mit einem Multi-Millionen-Dollar Budget drehen. Irgendjemand muss gedacht haben, dass das eine gute Idee war. Dieser jemand war Regie-Altmeister Stanley Donen (Singin' in the Rain, Charade, Seven Brides for Seven Brothers), der auch als Hauptproduzent für den Film verantwortlich war – und, nach nur wenigen Drehtagen, das Ruder an sich riss, woraufhin Barry sich verabschiedete, um sich dem Design von „The Empire strikes back“ zuzuwenden. Nicht unbedingt die schlechteste Entscheidung, wenn man sich das fertige Produkt – in dessen Vorspann nur Donen als Regisseur vermerkt ist – ansieht, denn dieser Regiewechsel war nur der Start einer Reihe von Problemen, die sich letztendlich auch auf der Leinwand niederschlugen. Dabei ist die grundsätzliche Idee des Filmes gar nicht so schlecht. Unsere Protagonisten sind der Wissenschaftler Adam (Kirk Douglas, damals knackige 63 Jahre jung), der mit seiner Assistentin Alex (Farrah Fawcett, damals 33 und gerade erst von ihrem Mann Lee Majors und dem Namensanhängsel –Majors geschieden) auf dem dritten Saturnmond „Terraforming“-Experimente im Auftrag der Erde vornimmt. Da diese Testphasen scheinbar der Erdregierung zu langsam vor sich gehen schicken sie den jungen Benson mit einem extra für solche Zwecke entwickelten Roboter mit einer ausgefeilten Künstlichen Intelligenz zur Optimierung des Outputs auf Saturn 3. Dass heisst – eigentlich war das so geplant, aber statt des geplanten Benson erscheint in Wirklichkeit Harvey Keitel auf der Forschungsstation, nachdem er den echten Benson zu Beginn des Filmes per Luftschleuse ins Weltall entsorgt hat. Warum? Weiß ich nicht – und das Drehbuch erspart uns solche Details auch im weiteren Verlauf der Handlung. Aber egal – wir sind ja schließlich wegen knallhartem Robothorror hier und nicht wegen einer glaubhaften Geschichte. Zuerst nimmt sich der Film aber Zeit uns seine drei Hauptfiguren genauer vorzustellen. So ist so ziemlich das erste was wir von Nicht-mehr-Frau-Majors sehen eine schöne Enstellung ihrer Brüste, die sie dann auch an den ebenso halbnackten Kirk Douglas drückt. Awww... Offensichtlich haben die beiden also ein mehr als nur arbeitsmässiges Verhältnis zueinander, was dem guten Harvey, der sich logischerweise als Benson vorstellt, nicht so wirklich gefällt. Er würde lieber mit der guten Farrah sexuelle Handlungen vollführen, wie es so Sitte auf der Erde ist, auf der die sechziger Jahre im Filmuniversum offensichtlich andere Konsequenzen hatten und AIDS scheinbar kein Thema ist. Die so begehrte aber scheint sehr zufrieden in ihrer festen Beziehung zu dem nahezu doppelt so alten ehemaligen Spartacus zu sein, was uns immer wieder mit angedeuteten Sexszenen verdeutlicht wird. Benson bastelt nun also den Roboter, ein fast 3 Meter hohes mechanisches Ungetüm mit Namen Hector – dessen Herstellung die Filmproduktion eine Millionen Dollar gekostet hat – zusammen und füttert dessen noch leeres Gehirn mittels eines neuromancer-mässigen Implantats mit seiner eigenen Gedankenwelt, was dazu führt, dass der Metallkoloss ebenso ein ungesundes Verlangen nach dem ehemaligen Charlie-Engel bekommt. In Zusammenarbeit mit dem ebenso übermittelten „Killerinstinkt“ von Benson führt das logischer(?)weise irgendwann dazu, dass Hector Amok läuft. Ja, also ich weiss nicht wie ich das sagen soll, aber so richtig toll ist „Saturn 3“ nicht wirklich... Daran sind, wie bei jedem anderen Film, der nicht funtkionieren will, natürlich einige Faktoren schuld, bei „Saturn 3“ werden aber alle möglichen filmischen Fettnäpfchen lupenrein leergeschöpft. Das beginnt schon damit, dass hier versucht wird die wenigen Weltraumszenen (mehr oder weniger am Anfang und Ende des Filmes) wie in Kubriks „2001“ wirken zu lassen, was aber zuerst einmal daran scheitert, dass dieser visuelle Ansatz in Bezug auf die zu erzählende Geschichte keinerlei Sinn hat und zweitens die Effekte eher aussehen wie aus einem Toho-Film der späten 60er Jahre. Ebenso gewagt ist die Art der Mode, die sich das Produktiondesign für unsere Heldentruppe ausgedacht hat. Was bei Frau Nicht-mehr-Majors noch in flott anzusehenden weiten und tiefausgeschnittenen Hemden recht ansehnlich herüberkommt, wirkt bei den Männern, die man in über dem Bauchnabel endende Plastikhosen gesteckt hat, eher fragwürdig und unfreiwillig komisch. Toll sieht dahingehend die Forschungsstation aus. Hier haben wir einen wunderschönen – und verblüffend großen – Gang[1], eine Zentrale[2] mit vielen schicken Konsolen, bunte leuchtenden Druckknöpfen und blinkenden Lichtlein und sogar eine Höhle[3]. Man merkt also überdeutlich, dass zumindest zu Beginn der Dreharbeiten noch der Designer von Star Wars am Werk war. Dann gibt es aber auch noch unsere drei Hauptcharaktere, die diese Aussattungsorgie mit Leben füllen müssen, die allerdings tatsächlich komplett farblos und uninteressant wirken. Kirk Douglas Adam zum Beispiel hat scheinbar wenig Interesse daran, seine Pflänzchen zu pflegen und hegen und verbringt seine Zeit lieber damit sein Blondchen zu begatten. Natürlich bekommt er auch die Möglichkeit nochmal als Actiondarsteller zu fungieren und darf sich mit Harvey Keitel prügeln. Bei dieser, offensichtlich sehr vorsichtig inszenierten, Szene ist er zusätzlich auch noch komplett nackt, was uns einen schönen Blick auf seinen 60+ Jahre alten Hintern ermöglicht. Das war dann aber auch schon sein Highlight im Film, eine schauspielerische Glanzleistung wie in „Path of Glory“ kriegt man hier nicht geboten. Harvey Keitel, der sich ja in den 70ern bereits einen Namen als toller Charakterdarsteller in mehreren Scorsese-Klassikern und generell im „neuen amerikanischen Kino“ gemacht hatte, kommt hier als eindimensionaler sexsüchtiger Bösewicht rüber, der bei seinen sämtlichen Aktionen weder eine Motivation hat noch ein wirkliches Ziel verfolgt. Und wo wir gerade von eindimensional schreiben, kann man natürlich am „dummen Blondchen mit dem Hang zum Opa-Sex“ kaum vorbeisehen. Farrah darf die Äuglein aufschlagen, Schmollmund machen, die Hände erschreckt vors Gesicht heben und einmal sogar um ihren Hund weinen. Ansonsten macht sie halt schauspielerisch das, was sie schon immer am besten konnte – gut aussehen und Dialoge nachsprechen. Sorry, aber das Beste was ich von ihr jemals gesehen hab, ist das „Nippel“-Poster, dass in den späten 70ern in so gut wie jedem Jungenzimmer (Ja, auch bei mir) an der Wand hing. Diese drei Gestalten füllen also den Film so lange mit ihrer unglaubwürdigen Dreiecksbeziehung auf, bis endlich der gute Hector zusammengeschraubt ist und wenn man als Zuschauer endlich an diesem Punkt – sprich der Filmmitte - angekommen ist, wünscht man sich nahezu, dass er den humanoiden Langweilern möglichst schnell den Garaus macht. Aber weit gefehlt, denn ebenso wie die Charakterisierungen der Figuren, die Qualität der Weltraumeffekte und die dröge Art der Inszenierung, stammt Hector scheinbar aus dem „Golden Age“ der Science Fiction, also den 50er Jahren. Sicherlich ist der Roboter mit viel Liebe zusammengebastelt und bei seinem ersten Auftritt mit all seinem glänzenden Chrom (er hat unter anderem den zweitschönsten Hintern im Film – direkt nach dem von Kirk Douglas), den blinkenden Lämpchen und dem auf einem Schreibtischlampenstativ baumelnden Kopfteil, auch überraschend anzusehen, spätestens aber wenn er sich – von 20 Technikern im off gesteuert – in Bewegung setzt ist alle Hoffnung dahin. Hector hat nämlich die sportlichen Fähigkeiten von „Robbie the Robot“ und seine KI beruht bekanntlich auf dem Hirn eines potentiellen Sexualverbrechers und nachweislichen Mörders. Zusätzlich ist er natürlich auch noch durch seine –wie gesagt 50er Jahre – zangenartigen Greifwerkzeuge und fehlende Knie-, bzw. Armgelenke eher immobil und nicht gerade für Feinmechanik geeignet. Das alles gibt den anstehenden Verfolgungsjadgen und Gruselszenen ein eher gemächliches Tempo und zusätzlich beginnt man sich natürlich auch zu fragen, in wie fern denn dieser Metallkoloss die wissenschaftliche Arbeit auf der Station, von der wir ja ebenfalls nur wenig zu sehen bekommen, beschleunigen oder er – abgesehen von bedrohlich im Weg stehen – überhaupt irgendeine sinnvolle Aufgabe erfüllen soll. Sicherlich gibt es drei etwas derbere Splatterszenen in den letzten dreißig Filmminuten zu sehen, aber die sind dermaßen kurz geschnitten, dass selbst Gorehounds nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Allerdings stellt sich bei einer Augenoperationsszene tatsächlich sowas wie ein sanftes Gruseln ein. Alles in allem ist „Saturn 3“ somit eine recht schnell nach den Credits platzende Seifenblase, die deutlich darunter leidet, dass hier zwar versucht wurde sich an den damals aktuellen Trend bezüglich Weltraumfilm (Star Wars) mit Horrorelementen (Alien) anzuhängen versuchte, aber am Alter und der Genreunkenntnis seines endgültigen Regisseurs scheiterte. Sicherlich hat Stnaley Donen im Laufe seiner Karriere einige Filmklassiker inszeniert und auch im Bereich „älterer Mann hat eine Beziehung zu einem jungen Mädchen“ mit Charade bereits Erfahrung gesammelt, im Weltraum allerdings ist er mit seinem trockenen Inszenierungsstil komplett verloren. Positiv anzumerken ist allerdings noch die Musik von Altmeister Elmer Bernstein, von der allerdings im fertigen Film kaum etwas zu hören ist. Der Maestro experimentierte hier erstmals in seiner langen Karriere mit elektronischen Instrumenten hat aber zusätzlichauch einige schöne orchestrale Themen komponiert. Während der chaotischen Entstehungsphase des Filmes allerdings wurden viele seiner Kompositionen allerdings zusammengestutzt und/oder an falschen Stellen eingesetzt, so dass der interessierte Filmmusikfan tunlichst zum Anfang der 2000er erschienenen – allerdings recht seltenen – Album greifen sollte. Schade, ich hatte mich – nachdem ich den Film Mitte der 80er zuletzt auf einer englischen VHS gesehen hatte – auf eine Neu-Entdeckung und eine potentiell positive Überaschung gefreut. Das war wohl nix. Abhaken! dia
[1] Ich setze mal als bekannt vorraus, dass ein Science-Fiction-Film mit der Qualität seiner Gänge steht und fällt. [2] Siehe 1, ersetze Gänge mit Zentrale [3] Siehe 1 und 2 – ersetze Gänge bzw. Zentrale mit Höhle
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