(GB 1966)
Regie: John Gilling Drehbuch: Peter Bryan Darsteller: André Morell, Diane Clare, Brook Williams, Michael Ripper
Allerdings bleibt John Gillings an den gleichen Drehorten und weitgehend in den selben Sets wie „The Reptile“ (beide Filme wurden simultan gedreht, weshalb Jaqueline Pearce und Michael Ripper ebenfalls wieder mit von der Partie sind) entstandene „The Plague of the Zombies“ noch ganz in der Tradition des Voodoo-Glaubens verhaftet und bildet somit auch inhaltlich ein reizvolles Gegenstück zur etwas später im gleichen Jahr veröffentlichten Mär von der Schlangenfrau. Denn hüben wie drüben sind aus den Kolonien importierte (Un-)Sitten für allerlei unheimliche Vorkommnisse im beschaulichen Cornwall verantwortlich, gewissermaßen rächen sich die einstmals Ausgebeuteten nun am Empire, indem sie die typische britische Steifheit mit ausgelassener Sexualität konfrontieren.
Das ruft seinen Doktorvater Sir James Forbes (André Morell) auf den Plan, der gemeinsam mit seiner Tochter, dem Arzt und einem freundlichen Polizeisergeanten (M. Ripper) gleich soviel Licht ins Dunkel bringt, dass auch in diesem Film am Ende die Hütte niederbrennt. Hinter dieser im Direktvergleich mit den Italienern noch sehr vornehm bleibenden Zombieplage steckt übrigens ein feiner Herr namens Clive Hamilton (John Carson). Dieser hat sich einige Zeit lang in Haiti herumgedrückt, ist dort vermutlich bei Murder Legendre zur Schule gegangen und weil er sich zum Arbeiten zu schade ist versklavt er nun die armen Dörfler, damit diese als Untote in seinem Bergwerk schuften. Wodurch die Verortung der Handlung in der für Hammerfilme üblichen Zeit irgendwann kurz nach der Industrialisierung[1] nicht nur für die gewohnt opulente Ausstattung sorgt, sondern im Zusammenhang mit der Sozialen Frage durchaus Sinn macht, geht es im Kern doch um das Elend der Proletarier, die durch den technologischen Wandel, den Dampfmaschine und Spinning Jenny mit sich brachten, zu entfremdeter Arbeit genötigt bzw. zum Humankapital degradiert werden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ebenfalls, dass Gilling auch in diesen Film zahlreiche kleinere Anspielungen auf den gesellschaftlichen Wandel der 60er Jahre einstreut. Zwar ist die Tochter von Professor Forbes noch nicht ganz so emanzipiert wie die Frau von Captain Spalding, und unterm Strich bleiben die Frauen in der „Plague…“ generell auf die Opferrolle beschränkt, doch deutet sich ein neues Selbstverständnis der Frau immerhin bereits im lockeren Umgang mit ihrem Vater an, wenn sie mit sichtlichem Spaß an der Ironie die Ernsthaftigkeit des professoralen alten Mannes konterkariert. Zumal die beiden Akademiker etwas später beim Geschirrspülen sogar die Teller zerdeppern und das Töchterlein obendrein auch noch eine Parforcegesellschaft in die falsche Richtung lotst, damit dem Fuchs nichts geschieht (Tierschutz wird auch in „The Reptile“ angesprochen, in „Plague…“ wird dieses Thema allerdings direkt mit einem Angriff auf die Tradition verbunden; die Parforcejagd sorgte lange für Kontroversen und ist in Großbritannien erst seit 2005 verboten).
Im Doppelpack mit „The Reptile“ ergibt sich jedenfalls ein stimmungsvoller Filmabend, denn durch die inhaltlichen Überschneidungen und Abweichungen, bekannte Handlungsorte und Gesichter im veränderten Kontext, pflegen die beiden Filme gewissermaßen eine eigenwillige Kommunikation miteinander, ohne dass man hinterher sagen könnte, welcher denn jetzt besser war.
[1] Anmerkung: Großbritannien war in der viktorianischen Zeit, die den historischen Hintergrund der meisten Hammer-Filme bildet, zwar bereits weitgehend industrialisiert, Gebiete wie Cornwall waren allerdings gesellschaftlich ziemlich rückständig, ein Squire wie Hamilton hatte noch nahezu unumschränkte Macht und sogar Zinnminen gab es dort (nebst häufigen Unfällen). [2] Whitehead, Henry S.: West India Lights, Sauk City 1946 Alexander
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