(GB 1963) Regie: Freddie Francis Drehbuch: Jimmy Sangster Darsteller: Janette Scott, Oliver Reed, Sheila Burrell
Jeder hat eine Leiche im Keller..oder in der Kirche!!
Hammers Filmmaschine lief Ende der 1950er Jahre auf Hochtouren und nach Erfolgen im Horror- und Sci-Fi Genre kam mit "Taste of Fear" (Ein Toter spielt Klavier) kurz nach Hitchcocks bahnbrechendem "Psycho" Hammers erster Psychothriller ins Kino und wurde ein großer Erfolg. Jimmy Sangster schrieb sowohl hier das Drehbuch wie auch bei dem bereits 1962 folgendem "Maniac" (Die Ausgekochten). Im Jahr darauf folgte schließlich "Paranoiac" und zeigte einmal mehr, dass Hammer auf jeglichen Trend schnell und mit handwerklicher Qualität reagieren konnte.
Wie üblich für das Genre kommt es am Schluss des Film zu einem überraschenden Plottwist, welcher einen großen Reiz bei der Erstsichtung ausmacht. Ich werde daher versuchen, den Inhalt spoilerfrei zu halten. Eleonore Ashby ist die junge Erbin ihrer verstorbenen Eltern und steht kurz davor selbiges anzutreten. Ihr Bruder Tony, deren Liebe über das normale Bruder-Schwester Maß hinausging, ist vor 8 Jahren verstorben. Visionen von ihm plagen Eleonore und bringen sie an den Rand des Wahnsinns. Eines Tages erscheint Tony dann tatsächlich, um ihr gegen die neidische Tante Harriet und den anderen Bruder Simon beiseite zu stehen. Oder ist Tony gar nicht der, der er vorgibt zu sein?
Erwähnung sollte auch die Musik von Elisabeth Lutyens finden, die auf ausdrücklichem Wunsch von Francis hier dissonante und ungemütliche Motive in ihren Score einbaute. Die Musik wirkt expressionistisch und erinnert an den frühen Stravinsky . Die Darsteller sind alle kompetent bis grandios. Natürlich stiehlt Oliver Reed als alkoholabhängiger, nichtsnutziger und cholerischer Erbneider allen anderen die Schau. Er zeigt hier eine beinah dämonische Präsenz und braucht dank derselben auch gar nicht viel tun, um diabolisch zu wirken. Dass er zum Schluß hin und wieder auch mal etwas zu viel tut, ist wohl seiner damaligen Unerfahrenheit und der mangelnden Anleitung Francis' zu verschulden. Reed war schon damals dafür bekannt, gerne zu tief ins Glas zu schauen und auch mal ganze Nächte durchzufeiern. Dieser Lebensstil sollte ihm dann auch viel später das Leben kosten.
Zum Release von ANOLIS:
Als Extras befinden sich ein von Wayne Kinsey moderiertes Making-of, dass sehr detailiert und liebevoll gemacht ist, mehrere Trailer und Bildergalerien sowie ein Audiokommentar mit Rolf Giesen und Prokino Chef Volker Kronz. Beide schaffen es auf ihre Art, den Kommentar unterhaltsam und wissenswert zu gestalten. Es ist wirklich zu begrüßen, dass die nunmehr auf 20 Teile angewachsenen Hammer Edition von Anolis auch die kleineren Schätze des großen Hammer Outputs mit solch Qualitätsveröffentlichungen ehrt.
frank
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