grace03Grace (2009)

Love.Undying.

Regie/Drehbuch: Paul Solet


Darsteller: Jordan Ladd, Samantha Ferris,
Stephen Park



She´s mommy´s little monster

Madeline (Jordan Ladd) ist im achten Monat schwanger und eine große Freundin des New Age. Sie ernährt sich konsequent vegan und eine Krankenhaus-Geburt unter der Aufsicht dogmatischer Schulmediziner kommt gar nicht infrage. Als Madeline und ihr Ehemann (Stephen Park) einen Autounfall haben, bei dem der werdende Vater stirbt, prophezeien ebenjene Mediziner die Unausweichlichkeit einer Totgeburt. Sie werden eines besseren belehrt. Denn nach minutenlangem Schweigen zeigt der Säugling überraschend Lebenszeichen und wird in dankbarem Überschwang sogleich auf den Namen Grace getauft.

garce01Eine überaus vorschnelle Entscheidung, die mit stetig wachsendem Hunger der Kleinen immer ungerechtfertigter erscheint. Man könnte nämlich meinen, das Baby hole nach, was ihm im Mutterleib verwehrt blieb, interessiert es sich doch ausschließlich für alles Blutige und Fleischige. Nachdem die kleine Grace auch noch zahnt und die wundgekauten Nippel Madelines den Wonneproppen nicht mehr ruhig stellen, spitzt sich die Lage schnell zu und wirft die Frage auf, wie weit Mutterliebe gehen darf.

Leider nimmt sich Grace viel zu ernst, um das komische Potential des (Menschen-)Fleisch liebenden Babys und seiner veganen Mutter auszuschöpfen. Ja, es bleibt im Grunde gänzlich unangetastet, wie auch alle anderen Chancen, die die spannende Prämisse bietet, um aus Grace einen guten Film zu machen. Das ist umso ärgerlicher, da die schauspielerischen Leistungen von der labilen Madeline über die boshafte Schwiegermutter (Gabrielle Rose) bis hin zur Hippie-Hebamme Patricia (Samantha Ferris) durchweg eindrucksvoll sind.

Da ist zunächst die psychologische Dimension einer jungen Mutter, die den Verlust ihres Babys nicht verkraften will. Kaum verkraftbar erscheint dem Zuschauer jedenfalls, dass dieser tiefgründige Ansatz genauso schnell verworfen wird, wie er eingeführt wurde, was zudem eine völlige Unlogik zur Folge hat.

grace02Anschließend wäre da der Reiz der verdorbenen Unschuld, personifiziert in einem Baby – einem Wolf im Schafspelz. Ein Mittel, dem sich das Horrorgenre oft erfolgreich bedient hat. Man denke nur an Klassiker wie Rosemary´s Baby. Dazu ist Grace aber nicht gruselig genug. Ist man, ob der Jump Scare Exzesse anderer Produktionen, zunächst davon angetan, dass Paul Solet auf ruhigere Töne setzt und eine bedrückende Atmosphäre aufbaut, so fehlen dem Zuschauer doch bald die Höhepunkte und die erinnerungswürdigen Szenen. Auch bleibt es unter dem Eindruck des verworfenen psychologischen Ansatzes unverständlich, weshalb das Baby mit zunehmender Spieldauer immer mehr in den Hintergrund rückt und der Beziehung Madelines zu ihrer garstigen Schwiegermutter so viel Platz eingeräumt wird. So bleibt die kleine Grace nicht nur äußerlich arg blass.

„Aber dann doch wenigstens ordentlich Horror-Baby-Splatter?“ werdet ihr treudoof fragen und es tut weh, euch auch in dieser Hinsicht enttäuschen zu müssen. Die wenigen blutigen Szenen sind zwar gut gemacht aber rar gesät und auch in kreativer Hinsicht nicht der Rede wert.

Da der Zuschauer also weder Fisch noch Fleisch serviert bekommt, wird er bald eine unbehagliche Empathie für die kleine Grace bemerken. Ihre Wut und der exzessive Appetit auf Blutiges werden plötzlich überaus nachvollziehbar und so mancher wird nach Sichtung dieses halbgaren Machwerks in kindischer Überreaktion bei einem Hardcore Gore Abend die schärfsten Reize suchen. Hoffen wir, dass es dabei bleibt. 

Christoph Laible 

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