grace03Grace (2009)


Regie/Drehbuch: Paul Solet


Darsteller: Jordan LaddSamantha Ferris,
Stephen Park

 

Es wäre ein interessantes Experiment, die ersten zwanzig Minuten von "Grace" mit jemandem zu gucken, dessen Lieblingsgenre das klassische Drama ist. Wenn wir das junge Paar Michael und Madeleine kennenlernen gelingt es ihnen gerade mittels zeitgenauem Zielschiessen endlich den Zeugungsvorgang zum Abschluss zu bringen. Bei einem Diner im cirka 6ten Schwangerschaftsmonat lernen wir dann auch Michaels Eltern kennen, wobei speziell seine Mutter scheinbar echte Probleme damit hat ihren Sohn loszulassen. Zusätzlich versucht sie dem jungen Paar auch noch ihren Doktor aufzuschwatzen, da schließlich eine Geburt nirgends besser vonstatten gehen würde, als in einem Krankenhaus unter der Aufsicht professionellen Personals.

Michael und Madeleine entscheiden sich hingegen für eine natürliche Hausgeburt unter Anleitung einer ziemlich esotherisch angehauchten Hebamme. Als Madeleine kurz darauf wegen eines Blutsturzes in ein Krankenhaus eingeliefert wird, kommt es zu einer Konfrontation zwischen Hebamme und Arzt, in deren Verlauf es der sozusagen "unprofessionellen" gerade eben noch gelingt das Ungeborene zu retten.

Auf der Rückfahrt vom Krankenhaus kommt das Auto unseres Pärchens allerdings von der Straße ab. Michael stirbt - und ebenso das ungeborene Kind.

Madeleine entscheidet sich es allerdings bis zum Ende auszutragen und zu gebären, um es dann als Totgeburt beerdigen zu lassen.

garce01Spätestens jetzt sollte unser Dramafreund das Wohnzimmer verlassen, damit sich der Horrorfreund tiefer in seinen Sessel drücken kann. Und das sollte er auch, denn was "Grace" nach dieser fantastischen und überaus ruhig gestalteten Einleitung auffährt ist Nerventerror pur.

Das Baby wird zwar - wie zu erwarten - tot geboren aber scheinbar bringt alleine die Liebe seiner Mutter es zurück ins Leben. Dummerweise hat das Kleine -liebevoll Grace genannt- doch einige Probleme zurückbehalten. So hat es zum Beispiel keinen besonderen Hunger auf Muttermilch, sondern benötigt Rinderblut und seinen Verwesungsgeruch und die offenen fauligen Wunden an seinem Körper kann auch nur eine Mutter lieben.

Bei alledem nimmt sich der Film durchgehend ernst und dank der starken Charaktere und der brillanten Schauspieler rutscht das Ganze nie auf billiges Horrorkino ab. Bis auf ein oder zwei -wirklich klasse gesetzte- Schockmomente, sind auch die Ekelmomente sehr dezent inszeniert. Regisseur Paul Solet setzt eher auf unangenehme Geräusche (wie logischerweise das Schreien des Babys) und außergewöhnliche Einstellungen und Ideen, um beim Zuschauer das gewünschte "Eigentlich würde ich jetzt lieber nicht sehen, was kommt"-Erlebnis auszulösen, das die Grundlage eines jeden guten Horrorfilmes ist.

grace02Sicherlich ist „Grace“ somit kein Film für die breite Masse und selbst Leute die sich als Genrefans bezeichnen sollten gut überlegen, ob sie sich darauf einlassen wollen und können. Für die Splattercrowd ist der Film wahrscheinlich zu zurückhaltend, für den Fan, der leichte Kost bevorzugt eher zu depressiv und ernst. Schließlich haben wir es hier mit einem Film zu tun, der sich – schon alleine von der erzählten Geschichte her – an ein etwas älteres Publikum richtet, als zum Beispiel ein Freitag der dreizehnte oder das X-te Sequel oder Remake eines japanischen Geisterfilms.

Für diejenigen Leser aber, die jetzt trotz dieses Reviews noch Lust auf „Grace“ haben, garantiere ich einen überraschenden und gewollt unangenehmen Abend auf der Couch.  

dia

 

DFquer  gracequer 

 

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