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The VVitch
- a New England Folktale (2015)

Regie: Robert Eggers

 

Auf dem Sundance-Festival mit minutenlangem Applaus, dem Preis für die beste Regie und dem Kritikerpreis für den besten Film bedacht, doch vom Publikum, das den „Horrorfilm des Jahrzehnts“ erwartete, eher kontrovers aufgenommen. Robert Eggers „The VVitch“ spaltet Fan-Community, aber auch die Kritikerschar ist sich diesmal nicht einig.

Der Film erzählt die Geschichte einer tiefreligiösen englischen Familie, die im 17. Jahrhundert nach Amerika eingewandert und aufgrund  des Verbrechens des „übermäßigen Stolzes“ aus ihrer Dorfgemeinschaft verbannt wird.

William, die hochschwangere Kathrin und ihre vier Kinder sind nun gezwungen in der wilden Natur wieder einmal bei Null anzufangen. Nach einem interessanten Zeitschnitt (mittlerweile ist das Baby da und schätzungsweise 8 Monate alt), steht die Maisernte an und das Korn stellt sich als von Schimmel oder einer anderen Krankheit befallen heraus. Als wäre dies und der sich unaufhaltsam nähernde Winter nicht genug, wird dann auch noch das Baby gestohlen während die große Tochter Thomasin – ein Mädchen an der Schwelle zur Frau – darauf aufpasst  und es tatsächlich nicht mehr als eine Sekunde aus den Augen lässt.

vvitch02Williams Gottvertrauen ist trotzdem ungebrochen, während Kathrin in Depressionen verfällt. Während er sich einredet, den Säugling hätten die Wölfe geholt sind sich die Kinder sicher, dass in dem Wald hinter dem Haus Hexen wohnen. 

Näher sollte man nun wirklich nicht auf die Geschichte eingehen, denn nicht sie und ihre Wendungen sind es, die den Film ausmachen. Die Welt, die uns Regisseur und Drehbuchautor Eggers hier präsentiert trieft förmlich vor Atmosphäre über. Das beginnt bei den großartigen Landschaftsaufnahmen und endet in den Gesichtern seiner Schauspieler, die in einem nahezu unverständlichen „alt-amerikanisch“ reden – eine Mischung bei der man die schottischen Wurzeln der Familie deutlich heraushört, das aber auch schon einige amerikanisierte Vokabeln enthält. Linguistisch besser bewanderte Leser können mich da gerne korrigieren, aber so hört sich das für mich an.

Aber im Grunde genommen ist die Sprache egal, die Figuren sind so perfekt gezeichnet, dass es – nach einiger Einhörzeit – klar ist, was geredet wird, auch wenn man nur in etwa die Hälfte versteht. Man befindet sich halt im 17. Jahrhundert und das ist eine der Sprachfärbungen, die damals gesprochen wurden. Somit beginnt man bald damit sich eher auf die Bilder und die Musik zu konzentrieren – man kommt sozusagen in einen Stummfilmmodus und plötzlich kann man die Gedanken des von religiösen Zweifeln und Aberglauben verfolgten Familienvaters, die pubertären Probleme des ungefähr 13-jährigen Sohnes, die Depressionen der Mutterfigur und das traurige Leben des kleinen, ungefähr vierjährigen, Zwillingspärchens nachvollziehen und verstehen.

Sind die Bilder anfangs noch idyllisch wird der Film in seinem Verlauf immer düsterer. Der Horror schleicht sich langsam ein und entlädt sich ab und an in Schockmomenten, die eine gewisse Unruhe beim Zuschauer verursachen. Man beginnt sich unsicher zu fühlen und sogar in gewissem Masse an der Glaubwürdigkeit von Thomasin, aus deren Sicht der Film zumeist erzählt, zu zweifeln. 

Eggers verknüpft dazu noch geschickt Märchenmotive und literarische Zitate der klassischen Schauerliteratur, so dass er nicht nur den erwachsenen Zuschauer sondern auch das in ihm verborgene Kind anspricht.

„The VVitch“ ist – im besten Sinn des Wortes – ein psychologischer Horrorfilm, der den Rezipienten eher im Unterbewusstsein packt, als ihn mit einem Bombardement aus schnellen Bildern zu überwältigen. Dahin arbeitet auch das genial subtile Sounddesign, bei dem man sich oftmals erwischt von einem knackenden Ast im Wald erschreckt zu werden.  Sicher gibt es zum Ende des Filmes hin auch einige blutige „Schauwerte“ zu bewundern, aber die haben nun gar keinen Unterhaltungswert für die Splatter-Crowd. 

vvitch03Was Robert Eggers hier als ersten Langspielfilm, nach seinen ähnlich gelagerten Kurzfilmen „Hänsel und Gretel“ und „The tell tale heart“ (die hoffentlich bei der BluRay als Bonus dabei sein werden), abliefert ist eine Rückkehr zum klassischen Horrorkino, bei dem es darauf ankam sich in die Figuren des Filmes einzu- und das Grauen durch ihre Augen mitzuleben. Er wollte den gruseligsten Film aller Zeiten drehen, wie er immer wieder in Interview betonte und er ist nahe daran gekommen. Leider aber gibt es immer noch William Friedkins „The Exorcist“.

Trotzdem ist „The VVitch“ ein willkommenes Aufbäumen eines Genres, das über weite Teile seine Wurzeln vergessen hat und im langweiligen Mittelmaß dahindümpelt. Glücklicherweise hat der Film zumindest in den USA guten Umsatz an den Kinokassen eingebracht. Hier in Deutschland dürfte er es erheblich schwieriger haben, da er durch eine „klarsprachliche“ Synchronisation viel von seiner Atmosphäre einbüssen wird – wäre es wirklich so schlimm gewesen, den Film in „Althochdeutsch“ zu synchronisieren und eventuell mit Untertiteln zu versehen? 

Das nächste Projekt des 1983 geborenen Jungregisseurs Eggers ist übrigen ein Remake von F. W. Murnaus „Nosferatu“ und auch wenn ich normalerweise nicht so recht auf Remakes von anerkannten Klassikern stehe (selbst die Herzog Interpretation konnte mich – trotz einem Kinski in vollem Crazy—Klaus Modus und tollen Bildern - nicht überzeugen), so bin ich doch sehr gespannt darauf.

 

p.a: Ist es eigentlich so schwer den Titel des Filmes richtig zu schreiben? 

 

Hier könnt ihr den Film als PRIME-Kunde umsonst gucken

 

 

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