(GB 1974)
Regie/Drehbuch: Brian Clemens Kamera: Ian Wilson Musik: Laurie Johnson Darsteller: Horst Janson, John Carson,
Ab 30. Mai als Mediabook von ANOLIS
In einer kleinen Ortschaft in England geht Mitte des 17. Jahrhunderts eine neue Art Vampir um, der jungen hübschen Hammer-Mädchen nicht den Lebenssaft, sondern ihre Lebensenergie raubt und sie als runzelige alte Mumien zurücklässt. Das ruft den, mit einem Katana bewaffneten, Vampirjäger Captain Kronos (Horst Janson) auf den Plan, der sich auch gleich mit seinem buckligen Gehilfen Grost (John Cater) auf den Weg macht und unterwegs auch noch ganz nebenher die junge und bildhübsche Carla (Caroline Munro) aus einem Pranger befreit. Am Ort des Geschehens an- und bei Doktor Marcus (John Carson), einem von Kronos alten Freunden aus Kriegstagen, untergekommen machen sich die Vampirjägerspezialisten auch gleich an die Arbeit. Nach ein wenig Krötenverbuddeln, einer der coolsten Kneipenschlägereien der Filmgeschichte und etlichen bösartigen Vampirattacken, verdichtet sich der Verdacht, dass es sich bei dem „Lebenssauger“ um den adeligen und dandyhaften Paul Durward oder einen Teil seiner Familie handelt. „Captain Kronos: Vampire Hunter“, der Ende Mai 2017 als Teil der HAMMER-Collection erscheint ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, stellt er doch einen weiteren Versuch des Studios dar, sich dem veränderten Zeitgeist der frühen 70er anzupassen und neue filmische Wege zu gehen, ohne die victorianischen Horror-Wurzeln zu ignorieren. Das begann schon damit, dass man als Regisseur und Autor Brian Clemens verpflichtete, der hier seine erste (und seltsamer Weise einzige) Regiearbeit vorlegte. Nun war Clemens (und damit meine ich nicht den Österreicher gleichen Namens) bei weitem kein unbeschriebenes Blatt, hatte er doch als „Showrunner“ die geniale Serie „The Avengers“ (Mit Schirm, Charme und Melone) betreut und auch bereits für Hammer als Drehbuchautor gearbeitet. Trotzdem ist diese Art kreativer Freiheit bei einem solch kleinen Studio doch eher selten. Clemens Touch durchzieht den Film dann auch von der ersten bis zur letzten Sekunde mit einem Hauch von britischem Humor und interessanten Figuren bis hin zum kleinsten Nebendarsteller. Für die Titelrolle verpflichete man den deutschen Schauspieler Horst Janson, der mir damals vor allem als Trapezartist in der Fernsehserie „Salto Mortale“ und als sympathischer Verlierer „Der Bastian“ bekannt war. Die Figur des Captain Kronos ist deutlich als eine Art viktorianischer Superheld angelegt, hat unter anderem ein eigenes Logo und – dank des wie ein Cape getragenen alten Offiziermantels – eine Art Kostüm, wenn er sich auf die Jagd nach dem Bösen begibt. Natürlich gibt es zum Captain auch noch eine mysteriöse Geschichte aus der Vergangenheit, die aber leider nicht aufgelöst wird, und mit dem buckligen Grost steht ihm zusätzlich eine Mischung aus wissenschaftlichem Berater, Freund und „Robin“ zur Verfügung. Caroline Munro darf dieses Mal auch etwas mehr machen als nur eine Dame in Not zu spielen. Obwohl es ihr natürlich nicht erspart bleibt, im Verlaufe der Handlung als Vampirköder zu dienen, überrascht das wilde Mädchen Carla doch mit schnippischen Dialogen und einem liebenswerten Sarkasmus. Dass sie dem Captain mit Haut und Haaren verfällt, darf man ihr halt nicht ankreiden, der „Bastian“ war damals halt auch ein schickes Kerlchen und welche Frau kann schon einem Superhelden widerstehen. Zumindest beschert das dem Zuschauer eine wunderschöne erotische Einstellung ihres damals perfekten Körpers – übrigens ohne den damals schon in Hammer-Filmen üblichen Nippel-Shot. In einer kleineren, aber ebenfalls beeindruckenden, Rolle findet man auch John Carson als Doktor Marcus, dessen Figur kurz vor dem Finale des Filmes für eine Szene verantwortlich ist, die mit ihrem galligen Humor sehr an die besten „Avengers“-Episoden erinnert. Ebenfalls hervorzuheben ist noch Shane Briant, den man zu dieser Zeit bei Hammer zu einem neuen Star aufbauen wollte und der bereits in „Frankenstein and the monster from hell“ (EVIL ED Kritik) die Hauptrolle neben Peter Cushing bekommen hatte. Sein leicht dandyhafter und undurchschaubarer Unsympath Paul Durward ist mehr als nur ein weiterer typischer Bösewicht und durch seine seltsame Beziehung mit seiner Schwester und der – fast mumifiziert wirkenden – schwerkranken Mutter bleibt diese Figur noch länger im Gedächtnis. Visuell und atmosphärisch präsentiert sich „Captain Kronos“, dank der guten und engen Zusammenarbeit von Clemens und Kameramann Ian Wilson, neben dem eindeutigen Hammer-Touch, auch als eine schöne kleine Zitatensammlung mit häufigen Westernanleihen von John Ford bis hin zu Sergio Leone und einigen Blicken in die Richtung des Samuraifilms japanischer Herkunft. Glücklicher Weise drängt sich das – anders als bei einem gewissen Herrn mit den Initialen QT – nicht in den Vordergrund sondern untermalt die durchgehend interessante Geschichte. „Captain Kronos“ war als erster Teil einer Filmserie geplant, in deren Verlauf der Captain sich dann als Zeitreisender (Aha, daher der Name!) entpuppen sollte, der dementsprechend in jeglicher Epoche auftauchen konnte. Ein genialer Schachzug, hätte das dem Studio doch ermöglicht immer aktuell auf jeden Trend aufzuspringen. Leider aber neigte sich die Zeit von Hammer damals schon dem Ende zu, Mitte der 70er Jahre war für subtilen Grusel kein Platz mehr.
Der finanzielle Misserfolg von „Captain Kronos“ und – dem damals bereits fertig gestellten aber erst zwei Jahre später veröffentlichten – „Monster from Hell“ läutete das Ende des Studios ein.
ZUM RELEASE VON ANOLIS Mit dieser Veröffentlichung erscheint „Captain Kronos“, der es ja niemals in die deutschen Kinos schaffte, erstmals in HD und demzufolge hat sich ANOLIS auch wieder mal nicht lumpen lassen. Neben der exzellenten Bildqualität, die den Film in schönsten Farben glänzen lässt und viele Details wieder hervorzaubert, ohne das Gefühl eines 70er Jahren Filmes zu zerstören, ist hier vor allem aber die im Jahr 2003 erstellte deutsche Synchronisation zu erwähnen, die es ermöglicht Horst Jansen auch in der Rolle des Captains zu hören. Das war zuvor nie möglich, da er selbst bei der englischen Fassung von jemand anderem gesprochen wurde. Als Extras gibt es dieses Mal gleich 4 Audiokommentare. Zuerst einmal ein Treffen des fast kompletten Haupcast (bis auf Horst Jansen) mit Regisseur Brian Clemens, der von Marcus Hearn geleitet wird und sehr anekdotenhaft über die Dreharbeiten berichtet. Hier ist vor allen Caroline Munro mir ihrem natürlichen Humor eine Überraschung. Eher auf die technische Seite der Produktion geht der Kommentar von Clemens und Kameramann Ian Wilson, ebenfalls von Hearn morderiert, ein. Auch hier kommt wieder der ganz spezielle Humor von Brian Clemens deutlich zum Tragen. Auf die damalige Situation der Hammer Studios und die eher politische Seite der Produktion gehen Dr. Rolf Giesen und Volker Krontz auf ihrem Track ein. Wie üblich ist speziell für Hardcore-Hammeristen dieser Kommentar interessant. Das Highlight der Audiospuren ist aber der Kommentar von Horst Jansen und Uwe Sommerlad, in dem man neben den üblichen Anekdoten auch sehr vieles über die damalige Situation für Schauspieler hierzulande erfährt. Jansen erweist sich auch hier wieder einmal mehr als ein ursympathischer Mensch mit überaus positiver Ausstrahlung, was einen dann doch wundern lässt, warum er eigentlich niemals so den richtigen Durchbruch nach den 70ern hatte. Aber Kommentare sind ja nicht jedermanns Sache und außerdem muss die BluRay ja voll werden und so findet sich auf der Scheibe dann auch noch ein 75-minütiges Video-Interview mit Horst Jansen aus dem Jahr 2003, ein langer Bericht von der Captain Kronos Reunion aus dem Jahr 2005, bei der sich Stars und Crew teilweise erstmals seit 40 Jahren wiedersahen und die Comicadaption des Filmes. Einige Filmprogramme, Werberatschläge, Trailer und Bildergalerien runden das Paket dann noch ab. Genaueres über die Ausstattung des Mediabooks und weitere technische Details gibt es wie üblich im unten verlinkten Zocki-Video von mir gibt es – nicht überraschend – wieder einen KAUFBEFEHL Dia
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