rottquer

(Spanien / GB 2004)
Terminator 2018 / Rottweiler - A halálkutya

Regie: Brian Yuzna

Darsteller: William Miller, Irene Montalà, Paulina Gálvez,

 

 

Yuzna zur Abwechslung einmal anspruchsvoll – naja, beinahe.

rottweiler 004Spanien 2018. Aus einem sadistisch geführten Gefangenenlager gelingt einem Häftling die Flucht, dummerweise hat er die Rechnung ohne den Rottweiler des Aufsehers gemacht, der dem letzten Befehl seines getöteten Herrchens gehorcht und unbarmherzig Jagd auf ihn macht. Die sich daraufhin entspinnende Nonstop-Verfolgung wird obendrein dadurch erschwert, daß es sich bei Hundi um die vierbeinige Version des Terminators handelt.

Bereits der Name des Häftlings (Dante) deutet hierbei an, daß sich hier ein Mensch in seiner privaten Hölle befindet und in der Tat machen zahlreiche Flashbacks sowie einige surreale Szenen dies schon bald deutlich. Ein vom Rottweiler verfrühstückter Mithäftling, der ihm zwischendurch auf einem nebligen Friedhof als Geist erscheint fragt darum treffend “Wie lange willst du noch vor dir selbst davonlaufen?” – was die Deutung unterstützt, daß der Killerköter letztlich eine bloße Imagination ist, die hochtechnisierte Version des Kerberos, die den gequälten Dante zur Akzeptanz des eigenen Todes zwingen soll.

rottweiler 008Dabei gerieten Dante und seine Freundin Ula eher unfreiwillig in die Fänge der spanischen Justiz, weil sie als gelangweilte Amerikaner so rein spaßeshalber “Infiltration” spielten und sich auf einem Kahn mit illegalen afrikanischen Einwanderern einschifften. Der Umgang der Südeuropäer mit der “Flüchtlingsschwemme” ist dabei eine ziemlich erschütternde Zuspitzung bereits realer Verhältnisse und hat angesichts der Katastrophe vor Lampedusa nichts von seiner Brisanz verloren – den attraktiveren Migranten droht darüberhinaus die Zwangsprostitution und so läßt es sich Kommandant Kufard (Paul Naschy, das Urgestein des spanischen Genrekinos, der aus den Filmen um den Werwolf Daninsky selbst einige Erfahrung als bissiger Kläffer mitbringt) nicht nehmen, die schöne Ula auf dem Rücksitz seines Wagens auch gleich selbst ein wenig zu “infiltrieren”.

rottweiler 005Trotz dieser politischen Anspielungen bleibt ROTTWEILER aber insgesamt ein wenig unscharf in seiner Konzeption. Dantes ganze Flucht lediglich als eine Ausgeburt seiner Phantasie zu deuten liegt nahe (die expressiv rot und blau ausgeleuchtete Szenerie im örtlichen Amüsierviertel unterstützt diesen halluzinogenen Eindruck). Der Rottweiler ist auch sehr leicht als bellende “vagina dentata” zu verstehen, insbesondere die Sequenz, in der Dante sein Gewehr durch durch ein Loch in der Tür schiebt worauf die Töhle es ihm von der anderen Seite her prompt aus der Hand reißen kann, oder auch die faktische Vergewaltung Dantes durch eine ehemalige illegale Einwanderin sprechen eine eindeutige Sprache, zumal Dante seinem Verfolger über längere Zeit völlig nackt entgegentreten muss. Doch die auf den ersten Blick klärend wirkenden Rückblenden haben ebenfalls ihre Tücken: So steht Dante völlig unbeteiligt abseits, als Kufard seinen Hund auf Ula hetzt und auf beiden Zeitebenen begegnet ihm eine ominöse “Frau in weiß” (offensichtlich eine Prostituierte), die den Schluß nahelegt, daß Dante letztlich einfach nicht verarbeiten kann, daß Ula den freien Abzug der beiden durch Sex mit Kufard erkaufte.

rottweiler 006Insofern hechelt Dante seinem verlorenen Idealbild von der Frau hinterdrein um am Ende lediglich die Hure zu finden. Das Schlußbild, in dem sich der Romantiker Yuzna auf sein durchaus vorhandenes Gespür für makabre Poesie (siehe RETURN OF THE LIVNG DEAD 3) besinnt, legt jedoch den Verdacht nahe, daß Dante seinem Versprechen für Ula zu sterben schließlich trotz aller (Selbst-)Zweifel doch noch gerecht wurde: man sieht die verbrannten Skelette von Dante, Ula und Rottweiler auf dem Strand liegen. Und den fiesen Skorpion, der Dantes Flucht aus dem Gefangenlager erst ins Rollen gebracht hat.

Somit hat ROTTWEILER, der auf dem Roman “El Perro” von Alberto Vasquez-Figueroa basiert (der allerdings ohne futuristische bzw. übernatürliche Elemente auskam) unzweifelhaft brauchbare Ansätze, die aber in der leider weitgehend recht spannungsarmen Verfolgungsjagd ein wenig untergehen. Daß die insgesamt etwas unterrepräsentierten Angriffe des Wauwaus dafür allerdings ziemlich blutrünstig ausfallen liegt angesichts von Brian Yuzna auf dem Regiestuhl jedoch auf der Hand, in der wohl verstörendsten Szene wird sogar ein kleines Mädchen Zeuge, wie der Köter seine Mutter zerfleischt.

rottweiler 010Insofern ist es zwar einerseits lobenswert, daß Yuzna den Versuch unternahm, seinem Hang zu grausligen Spezialeffekten treu zu bleiben und gleichzeitig neue Wege zu beschreiten – in Summe ist aber trotzdem nur ein weiteres B-Movie mit einigen schönen Landschaftsaufnahmen, die die  gezeigten finsteren Schattenseiten Spaniens (Obdachlose, Junkies, Prostitution) kontrastieren sowie eher schwachbrüstigen Computeranimationen draus geworden.

Zum Thema Killerhunde gibt es jedenfalls sehenswerteres, z. B. MAN’S BEST FRIEND oder meinetwegen auch CUJO.


Alexander

  NGWquereyespecials
     ofdb logo      IMDb logo