(Dänemark/Schweden/Norwegen/Großbritannien 2004)
Regie/Buch: Anders Rønnow Klarlund Stimmen (englisch): James McAvoy, Catherine McCormack, Julian Glover, Ian Hart
Der König von Halderon begeht, ob seines hohen Alters und seiner Unfähigkeit Frieden zwischen seinem und dem benachbarten Königreich zu stiften, Selbstmord, um seinem Sohn Hal (James McAvoy) den Weg frei zu machen. Leider wird er dabei vom bösen „Großwesir“ beobachtet, der den Suizid als Mord verkauft und die, zwischen den Königreichen lebenden Rebellen beschuldigt, die ihn angeblich im Auftrag der bösen Nachbarn durchgeführt haben. Hal macht sich mit einer Truppe von Getreuen auf den Weg um den Mord zu rächen und begegnet unterwegs einer jungen Frau (Catherine McCormack), in die er sich direkt verliebt, die sich allerdings später als die Führerin der Rebellenarmee ent“puppt“. Zusammen versuchen sie nun den Großwesir zu überführen und die beiden Königreiche zu einen. Für eine Geschichte wie diese gibt es sicherlich keinen Drehbuchoscar, wenn man sich aber bewusst ist, dass in „Strings“Marionetten die Hauptrolle spielen und die gesamte Handlung sich in einer Welt ab“wickelt“, in der die Einwohner an Schnüren leben, dann kommt man der Faszination des Filmes schon etwas näher. Sämtliche Charaktere werden von Fäden gesteuert, die über ihnen in großer Höhe im Nichts verschwinden. Dementsprechend sind alle Räume nach oben offen, ist ein hochgezogener Balken bereits eine undurchdringliche Tür, ein hoch gehangenes Gitter ein Gefängnis ohne Wände. Die gesamte Lebensweise der Figuren ist auf das Leben am Faden ausgerichtet, geflügelte Worte wie der seidene Faden oder der Lebensfaden bekommen eine neue und bedrohliche Bedeutung. Überhaupt ist die Welt von „Strings“ nicht die freundlichste. Sollte einmal bei jemandem aus der Herscherkaste ein Faden reissen – und dementsprechend ein Körperteil komplett unbrauchbar machen - dann wir dieses von einem eigens für diese Zwecke gefangenen Menschen der Unterschicht abgeschraubt und dem Herrscher wieder verpflanzt. Auf diese Art und Weise ist die gesamte Welt von „Strings“ bis ins kleinste Detail durchdacht und im Verlaufe des Filmes lernen wir das Leben der Marionettenmenschen in allen Variationen, von Geburt bis hin zum Tod, kennen. Spielende Kinder verheddern sich schon einmal mit ihren Fäden, eine sexuelle Begegnung erweist sich als ein gelungenes Fadenspiel und im Kampf tragen die Soldaten einen dicken Fadenschutz. Regisseur Anders Rønnow Klarlund traf gleich zu Beginn die wichtige Entscheidung sämtliche Szenen „real“ zu drehen und auf übertriebene Computereffekte zu verzichten, was in Anbetracht des Jahres in dem die Produktion begonnen wurde äußerst ungewöhnlich war. Denn die Produktionszeit des Filmes belief sich auf mehr als vier Jahre, begann also spät in 1999, zu der Zeit, als George Lucas uns gerade erklärte, dass Filme nur dann gut aussahen, wenn man sie komplett vor einer grünen Wand dreht. Allerdings stellte diese Grundregel das gesamte Team vor nahezu unlösbare Aufgaben, den bedingt dadurch, dass die Hauptdarsteller Marionetten sein sollten, gab es erhebliche Probleme. Schließlich mussten teilweise bis zu 30 Pupppenspieler (bis zu drei für nur eine Figur) gleichzeitig spielen, während um sie herum unter anderem künstliche Schneestürme tobten oder Regen niederprasselte. Während also das Designteam sich noch damit beschäftigte einen grundsätzlichen Stil für die Figuren zu entwickeln, der – im Gegensatz zu einer normalen Puppenspielaufführung – die Künstlichkeit der Figuren und ihre, durch künstliche Gelenke gegebene, Beweglichkeit deutlich hervorzuheben und die Set-Designer sich Gedanken machten, in wie fern eine Welt ohne Dach funktionieren könnte, wurden bereits weltweit die besten Puppenspieler engagiert, da – ebenfalls im Zuge des „Dogma“-Ansatzes des Filmes – alle Bewegungen der Figuren, inklusive des Blinzeln und generell der Augenbewegungen, tatsächlich manuell durch Fäden gesteuert werden sollten. Somit ist es auch kein Wunder, dass die eigentliche Produktion des Filmes wie erwähnt mehr als vier Jahre dauerte und im Endeffekt mehr als das vierfache des veranschlagten Budgets verschlang. Aber diese Liebe zum Detail sieht man im Film in jeder einzelnen Einstellung und sie sorgt dafür, dass man sich – nach anfänglichen Schwierigkeiten, die sich dadurch ergeben, dass die Charaktere KEINEN beweglichen Mund haben – recht schnell in die Welt von Halderon fallen lassen kann. Natürlich ist „Strings“ kein modernes Actionspektakel und aufgrund der beschränkten Fahigkeiten der Figuren auch eher langsam inszeniert, aber die durchgehend düstere Atmosphäre und die faszinierende Genauigkeit, mit der die präsentierte Welt durchdacht ist, lässt einen leicht auch über ruhigere Passagen hinwegkommen. Zusätzlich ist der Film immer bemüht visuell interessant zu bleiben und findet in den beengten Sets immer neue Kameraperspektiven und Ideen die teilweise dazu führen, dass man die Pausentaste am BluRay-Player drückt, nur um in eben entdecktes Detail genauer zu betrachten. Das die Geschichte keinen Originalitätspreis gewinnen kann ist bei dieser Art des „World-Building“ leicht zu verzeihen. Die BluRay aus dem Haus 3L beinhaltet zusätzlich zum Hauptfilm auch noch ein cirka einstündiges „Making Of“ das überaus faszinierend ist und dem Zuschauer erst richtig deutlich macht wie viel Herzblut und Arbeit in dem Film stecken. Sicherlich ist das kein Film für die Hardcore-Splattercrowd, aber er enthält einige wirklich gruselige Szenen, ist dementsprechend nicht für kleien Kinder zu empfehlen und ist durch seine düstere Grundstimmung auf alle Fälle auch etwas für Horrorfans, die mal Unterhaltung abseits vom 33ten PG13-Grusler des Jahres suchen. Geheimtipp... dia
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