ANTI NOWHERE LEAGUE The Cage (2016)
Nachdem in den späten 70er der Punk durch Bands wie Johnny Moped, Sex Pistols, The Clash oder Ramones musikalisch Fuß fasste, erblickten in den frühen 80ern eine ganze Reihe neuer und weitaus aggressivere Punk Bands das Licht der Welt. Allein auf der britischen Insel läuteten Bands wie Charged GBH, Exploited oder Discharge ein ganz neues Zeitalter des musikalischen Protestlieds ein. Bei der Betrachtung der obigen Zeit werden allerdings oftmals Anti Nowhere League vergessen. Das mag damit zusammenhängen dass ihre Texte weniger politisch waren, sondern vielmehr ihre Lebenseinstellung sehr plakativ auf den Punkt brachten: Auf dem Bau Geld verdienen, Motorrad fahren und auf alles andere mit aller Konsequenz scheißen. Ihre erste LP We are ... the League strotzt gerade vor Klassikern der Selbstzerstörung, zum Beispiel Animal, I Hate....People oder Let's Break The Law . Größere Bekanntheit wurde ihnen später noch einmal zuteil, als der Song So What von Metallica gecovert wurde, der ironischer Weise seinerzeit als B-Seite des wiederum von Ralph McTells gecoverten Klassikers Streets of London veröffentlicht wurde. Leider forderte der exzessive Lebensstil bei den meisten Bands dieser Zeit auch seinen Tribut und nur wenige Bands schafften es langfristig musikalisch aktiv zu sein. Bandmitglieder wechselten oder starben, Bands lösten sich auf um sich dann wieder neu zu finden und letztendlich wieder aufzulösen. So einige Combos dieser Zeit gehen zwar noch auf Tour, beschränken sich aber zumeist darauf die alten Zeiten hochleben zu lassen, musikalische Impulse sucht man in der Regel vergebens. Anti Nowhere League waren da bisher keine Ausnahme. Aber urplötzlich tauchten sie, fast vergessen, wieder auf und veröffentlichten nach nahezu zehn Jahren Schaffenspause ein neues Album. Von der Urbesetzung ist zwar nur noch Sänger Nick „Animal“ Culmer am Start, aber das Album The Cage hat es wirklich in sich!Die Scheibe geht fast schon seherisch mit „A Bad Storm“ los. Ein Song über den Aufbruch eines Schiffs ohne Kapitän und ohne Ziel - nur weg von England - auf den nächsten Sturm zusteuernd.
Sofort fallen die deutlichen Metall Einflüsse und ein fetter Sound auf und man bekommt richtig Lust auf den Rest der CD. Und es geht Schlag auf Schlag weiter mit gut arrangierten Songs. Ohne ihre Street Punk Wurzeln zu vergessen, haben Anti Nowhere League die Scheibe ausgesprochen abwechslungsreich hinbekommen und bedienen sich hierzu zahlreicher Anleihen anderer Genres, von irischen Folk bis hin zu Western Soundtracks. Auch textlich ist „The Cage“ absolut interessant. Es geht immer noch ziemlich fatalistisch zu, aber der Stil ist passend zur Musik sehr vielschichtig, teilweise lyrisch und driftet sogar ins mystische. Statt runtergeleierten Möchtegern Hymnen mit denen uns so manche anderer Vintage-Punk Band heutzutage auf ihren neuen Platten versucht zu beglücken, legen Anti Nowhere League eine erfrischende Energie an den Tag. Musikalisch ausgefeilt, aber mit voller Härte und ohne irgendwelche Pop-Punk-Attitüden. Das macht wirklich Spaß! Ich mache die CD zur Zeit jeden Tag an und jedes Mal fällt es mir schwer sie auch wieder auszumachen. Ihre musikalische und textliche Vielfalt macht sie dabei nicht nur für alte Punks ein Muss! Sören Ney
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- Sören Ney