The hateful Eight

Würde man eine Umfrage über die vom Durchschnitts-Publikum ungeliebtesten Filme von Quentin Tarantino durchführen, man würde vermutlich sehr oft den Titel „Death Proof“ hören. Wird dem von Tarantino inszenierten 50% des Grindhouse Doublefeatures zwar in vielen Belangen zu unrecht Qualität abgesprochen, sind es doch diese Stimmen die eine gewisse Separation in der Fanbase des Regisseurs aus Tennessee vermuten lassen.

Tarantinos große Erfolge waren bisher weder seine „stillen“ Filme, noch seine stark auf seinem Skript basierenden Arbeiten wie „Reservoir Dogs“. In einem Film wie „Death Proof“ scheint also für den gewöhnlichen Hans Müller zu viel „Gequatsche“ und zu wenig „Ramba Zamba“ zu sein. Tarantino vermeintlich wahrgenommene Gurken, von „Jackie Brown“ bis „Death Proof“, mögen keine Perfektion sein, aber bei Gott was sind das ambitionierte Arbeiten.

Und für einen kurzen Zeitraum fürchtete ich der Mann hätte die große Ambition verloren. Nicht das „Inglorious Bastards“ und „Django Unchained“ keine wundervoll ungestüme Filme wären. Nur sind es leider auch Streifen, welche nur marginal versuchen, ihre eigene Kunstform umzuwälzen. Es sind Filme, die den deutlichen Wunsch des Gefallens haben. Es sind Filme deren Hauptfokus die Unterhaltung ist. Man verwendet klar definierte, und in diesen Fällen (wenn auch in sehr simplifizierter Form) in der Historie belegte, Rollenbilder von „Good-“ und „Bad-Guys“. Die Dialoge sind so humoristisch süffisant wie eine Asterix-Übersetzung von Gudrun Penndorf, und die Gesamte im Film enthaltene Gewalt wird dermaßen überzeichnet, dass dem blutigen Treiben jegliche emotionale Basis, außerhalb der stets beliebten Katharsis entzogen wird. Es handelt sich um ganz fantastisches Popcorn-Kino das sich, trotz seiner stets großartigen Besetzung und Regie, leider niemals zu der Kunst erhebt mit welcher es gerne mit in Verbindung gebracht wird.801

„The Hateful Eight“ ist nicht wie diese beiden Filme.

„The Hateful Eight“ sperrt den Zuschauer über einen Zeitraum von fast 3 Stunden in eine Hütte. Zusammen mit 8 Personen, von variierenden Graden an Abartigkeit, wird der Konsument nun eigentlich nur dem Zuhören verpflichtet. Der Dialog erzählt den Film und die Geschichten der Charaktere erschaffen die Realität. Diese Erzählungen und Gespräche sind selten angenehm oder witzig, erzwingen aber dennoch (oder eben auch weil Tarantino das Panavision-Format in der Hauptsache gewählt zu haben mag, um Closeups zu erschaffen aus deren Präsenz es kein Entkommen zu geben scheint), dass der Zuschauer Ihnen Aufmerksamkeit schenkt.

Derlei dem Publikum abverlangte Anstrengung lässt die Tage der netten „Uii er hat Neger gesagt“-Dialogzuckerwatte länger als 4 Jahre entfernt erscheinen. Während der von mir besuchten Vorstellung, kamen die sporadischen Lacher, innerhalb der ersten 120 Filmminuten stets dann, wenn einer Frau mit der Faust ins Gesicht geschlagen wurde.

Man möchte beinahe von Verzweiflungs-Lachern sprechen.

802Allgemein wird der Gewaltgrad des Filmes nicht allerorts auf Gegenliebe stoßen. Zwar soll von einer realistischen Darstellung an dieser Stelle nicht die Rede sein, allerdings scheint das gezeigte weniger Endorphinausschüttungen zu verursachen, als beispielsweise das Massaker der Candyland-Ranch in den letzten 30 Minuten „Django Unchained“. Das Gezeigte ist dreckiger. Das muss es auch sein, um ein Gefühl für die Konsequenz jeder abgefeuerten Kugel zu vermitteln. Wenn man eingesperrt ist, zählt jeder Tropfen Blut.

Für diesen Film hat Quentin Tarantino jedes Ihm zuteil werdendes Lob verdient. Ein Film der seine Besetzung in einem bestmöglichen Glanz erstrahlen lässt und seiner Besetzung gleichermaßen dankbar sein darf, für die hier abgerufenen Leistungen. Nebenbei beweist der Film das im gesamten „Golden Age of Television“ nicht ein Mensch arbeitet, welcher Dialoge so filmen könnte. Simultan ein Film, bei dem Tarantino durch den Verzicht auf die ihm eigenen Sicherheitsnetze eine Art Mut zeigt, wie Sie in Hollywood heutzutage nahezu ausgestorben ist. Der Zuschauer wird dafür mit einem Film entlohnt wird, den bestimmt nicht jeder mögen wird.

Aber das muss ja auch nicht immer der Fall sein.

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Wenn ich den Film an einer bestimmten Personengruppe ans Herz legen müsste, ginge meine Empfehlung an alle klaustrophil veranlagten notorischen Lügner, mit ausgeprägten Gewaltfantasien.

Grob übersetzt wären das auf IMDB.com 9 von 10 möglichen Sternen. Das traditionelle Evil Ed Splatterrating beläuft sich übrigens auf 8/10 Punkte, weil mir persönlich die Qualität stets wichtiger als die Quantität ist.  

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