oder warum ich mich wie meine Helden anziehe
Ein Einblick in die Cosplayszene, mein Einstieg und meine Intention
Wenn mich heute jemand nach meinen Hobbies fragt und ich antworte unter anderem mit "Cosplay" ernte ich noch immer hin und wieder ratlose Reaktionen oder schaue in fragende Gesichter.
Denn obwohl das Phänomen des Cosplays nun bald schon fast 30 Jahre weit bekannt ist, bleibt der Sinn, der Zweck, der Inhalt und auch der Reiz daran für viele im Dunkeln.
Entstanden ist die Bewegung Anfang der 80er in Japan. Dort begannen junge Menschen sich wie Charaktere aus Mangas, Animes oder Spielfilmen zu verkleiden. Sie schneiderten und kreierten die Kostüme weitgehend selbst und legten viel Wert auf Authentizität.
Man traf sich auf Manga-Conventions , wo man sich austauschte und neue Menschen kennenlernte und seine Kreationen in Cosplay Wettbewerben präsentierte. Etwa 10 Jahre später schwappte die Cosplay Welle in die USA und nach Europa.
Die Conventions mehrten sich und wuchsen und damit wurde das ganze sogar für einige Cosplayer zu einer rentablen Einnahmequelle. Für die meisten war und bleibt aber das Cosplay ein liebes und kostspieliges Hobby.
Worin aber liegt der Sinn des aufwändigen Verkleidens?
Oberflächlich ist es wohl zunächst mal der Reiz in die Rolle eines geliebten Charakters zu schlüpfen und seine handwerkliche Kunst und auch mal mehr mal weniger seiner Körper zu präsentieren. Natürlich geniesst man die Aufmerksamkeit der anderen Messebesucher und freut sich über viele Fotos.
Dazu kommt natürlich das Gruppenphänomen. Da man unter Gleichgesinnten ist, wird die Person die man darstellt direkt erkennbar und man hat ohne sich beweisen zu müssen eine Akzeptanz und Identität. Und zugleich ist diese Identität oft eine bessere oder interessantere als die eigene.
Dazu kommt, dass Cosplay von vielen jungen Menschen betrieben wird, die oft noch auf der Suche nach einem Bezugspunkt oder Identität sind. In einen fiktiven Charakter zu schlüpfen biete von dieser anstrengenden Suche eine willkommene Verschnaufpause.
Nun bin ich aber nicht mehr jung und ich war es auch nicht mehr als ich mit Cosplay begann. Ich kam über eine Freundin, die bereits ein alter Hase im Cosplay Betrieb war, zu diesem Hobby. Für mich bietet das Cosplay einfach eine Auszeit vom Alltag, ich kann mit Charakteren experimentieren und auf mich zu zuschneiden, etwas anderes darstellen und auf einer "Bühne" präsentieren.
Ich mag auch das Spinnen zu künftigen Projekten (von denen nur ein Brucheil realisiert werden können ) und das Miteinander mit anderen Cosplayern. Ich weiss nicht, ob es eine Altersobergrenze für Cosplayer gibt und wenn es sie gibt, spüre ich, dass ich sie noch nicht erreicht habe.
Meine nächste Convention wird die Comiccon in Stuttgart sein, wo ich unter anderem meine Version der Suicide Squad Harley Quinn präsentieren werde.
Frank Rinsche
Teil 1, Teil 2
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