downquer

(USA 2017)

Regie: Alexander Payne

Buch: Alexander Payne, Jim Taylor

Darsteller: Matt Damon, Christoph Waltz, Hong Chau, Udo Kier, Kristen Wiig

 

downsizing02Eigentlich ist die Grundidee des Filmes nicht wirklich schlecht. Ein norwegischer Wissenschaftler entwickelt eine Möglichkeit, Menschen auf eine Größe von ca. 15 cm zu schrumpfen und ermöglicht der Menschheit somit zwei ihrer größten Probleme, namentlich die Überbevölkerung und den Welthunger, in den Griff zu bekommen. Leider aber ist die Idee weder in Literatur noch Film wirklich neu. So fand sie sich als Nebenstrang in Kurt Vonneguts bitterböser Satire „Slapstick or Lonesome no more“ (1976) und war einer der wenigen funktionierenden Gags in der nach diesem Buch gedrehten gleichnamigen „Komödie“, die wir im Podcast 37 bereits besprochen haben. Wie gesagt handelte es sich in Buch und Film allerdings nur um eine Nebenhandlung, die allerdings – zumindest in der geschriebenen Form – sehr gut durchdacht war und auch damit verbundene Probleme nicht außen vor liess. Die Verfilmung vergessen wir lieber ganz schnell wieder.

In der 2017er Version folgen wir Paul Safranek (Matt Damon), der sich zusammen mit seiner Ehefrau zu dem großen Schritt der Verkleinerung entscheidet, um so seine finanziellen Probeme und die Aussicht auf ein stagnierendes Leben in den Griff zu bekommen. Durch seine Augen lernen wir nun die guten und schlechten Seiten der geschrumpften Lebensweise kennen. Nebenher wandelt er sich noch von einem zumeist auf sich selbst bezogenen Vertreter des „american Way of Life“ zu einem selbstlosen Samariter.

downsizing03Das klingt schlicht und nicht wirklich aufregend, hat aber durchaus einige wirklich schöne und interessante Momente zu bieten. Da ist zuerst einmal hervorzuheben, dass es dem Film über weite Strecken sehr gut gelingt, dem Zuschauer das Leben in der künstlichen „Klein“-stadt zu vermitteln. Wenn die kleinen Menschen bei Reisen durch die „große“ Welt in eigens für diesen Zweck gebauten Abteilen in Flugzeug und Bahn unterwegs sind, oder bei Besuchen bei ihren großen Freunden in kleinen Glaskästen reisen, die mit Sicherungsbügeln versehen sind, an denen sie sich, wenn sie getragen werden festhalten können, so zeugt das von einem schönen Blick fürs Detail. Auch riesengroße Fernseher und eher wie Puppenhäuser anmutende Wohnbereiche bieten dem Zuschauer schön etwas fürs Auge. Ebenso wird aber auch nicht verschwiegen, dass sich auch bei der Verkleinerung der Charakter des Homo Sapiens nicht wirklich ändert und so sehen wir auch die Unterseite in Form eines vor der witterungsgeschützten Stadt angebauten Slums und natürlich die menschlichen Geier, die sich an dem Ganzen bereichern müssen. Diese allerdings, hier großartig mit Christoph Waltz und dem unvergleichlichen Udo Kier besetzt, erweisen sich im Laufe des Filmes tatsächlich als die einzigen, die das System wirklich durchschauen.

downsizing06Alexander Payne, der mich mit „About Schmidt“ (2002), dem letzten großen Film mit Jack Nicholson, und seiner herrlichen Komödie „Sideways“ (2004) richtig begeistert hat, versucht das Ganze als böse Gesellschaftssatire zu inszenieren. Leider verennt er sich aber immer wieder in Klischees, die dem Film nicht wirklich gut tun. So haben wir relativ zu Anfang die Möglichkeit Matt Damon, der mittlerweile ein „kleiner“ Single ist, beim Werben um eine – tatsächlich nicht dem Schönheitsideal entsprechenden – Frau im besten Alter zuzusehen. Diese Plotline wird dann aber, zu Gunsten einer bedeutend jüngeren und optisch ansprechenderen Partnerin, ganz fix wieder aus dem Film geräumt.

SO mutig ist der Film dann doch nicht.

downsizing05Zusätzlich fehlt dem Film leider eine globale Ebene. Sicherlich wird zu Beginn einmal kurz angedeutet, dass die „großen“ Menschen nicht so wirklich begeistert davon sind, dass die „Kleinen“ nur an ihre Körpergröße angepasste Steuern bezahlen und sie sie sozusagen mit durchfüttern müssen, aber auch das wird schnell wieder vergessen – ebenso wie alle anderen kritischen Ansätze, denn schließlich ist der Film in erster Linie ja eine Komödie.

Das allerdings ist dann auch sein größtes Problem. Sicherlich wird er das Popcornpublikum mit Gags wie der Szene in der Matt Damon nach der Operation zuerst die Größe seines Geschlechtsteils kontrolliert, zum Lachen bringen können, aber grundsätzlich wird der Film als Sozialsatire vermarktet und da erwarte ich schon etwas mehr als Pippi-Kacka-Humor. Das Schlimmste dabei ist, dass ja tatsächlich Ansätze zu sehen sind (Flüchtlinge, die die Verkleinerung zur Flucht nutzen, die vorhin bereits erwähnten Slums usw.), nichts davon aber wirklich ausgearbeitet und weiter gedacht wird.

downsizing01Manches Mal wünscht man sich fast, der Film würde sein Thema von außen (sprich: aus der „großen“ Welt heraus) beleuchten, da dort die wirklichen Folgen der Verkleinerungsproblematik eher zu spüren sein dürften. Wirklich zynisch und bösartig wird „Downsizing“ dann in einigen wenigen Monente zum Ende hin, wenn es in die Original-Kolonie nach Norwegen geht, schließlich doch noch, aber für mich war das definitiv zu wenig und zu spät.

Somit ist der Kinobesuch nur für Leute empfehlenswert, denen eine nette Komödie mit einem phantastischen roten Faden zur Unterhaltung reicht, ich habe mir vom Thema und der Art der Vermarktung etwas intelligenteres und tiefgehenderes erhofft.

Dia


   eyespecials  

ofdb logo

IMDb logo