(GB 1974)
Regie: Roy Ward Baker & Cheh Chang Drehbuch: Don Houghton Mit: Peter Cushing, David Chiang, Julie Ege, John Forbes-Robertson
Die Hammer Studios lagen bereits in ihren letzten Zügen und entsprechend verrückter wurden die Ideen, dem klassischen Gothic Horror irgendwie neues Leben einzuhauchen. Zwischenzeitlich waren in den Staaten der Exorzist und Das letzte Haus links erschienen und somit die Horror-Messlatte für Dracula und Frankenstein in unerreichbare Höhe entschwunden. Warum also nicht einfach auf ein anderes beliebtes Genre ausweichen? Vielleicht Kung Fu? Schließlich hatte Bruce Lee dieses Genre gerade erst sehr populär gemacht und zu verlieren gab es eigentlich auch nicht mehr viel. Dracula als Eastern, das gab es noch nie! Also dann los! Peter Cushing als Van Helsing war schon mal dabei. Christopher Lee winkte allerdings nach Durchsicht des Drehbuchs dankend ab. Aber immerhin konnte man mit Chen Chang einen erfahrenen Martial Arts Regisseur mit ins Boot holen. Für die Rolle des Dracula wurde stattdessen John Forbes-Robertson (man vergleiche auch hier) auserkoren und über den Plan Nr. 9 konnte man geschickt seine Screentime auf ein Minimum reduzieren. Plan Nr. 9? Ganz einfach: Gleich zu Beginn kommt der Kah, der Hohepriester des Tempels der Sieben goldenen Vampire nach Transsylvanien, um Dracula zu bitten die Vampire in China wieder zu erwecken, damit er seine Macht zurückerhält. Dracula mag die Idee, will aber lieber alles selber machen und bemächtigt sich des Körpers von Kah. Problem gelöst und Christopher Lee wird nicht mehr vermisst! Zufällig ist Van Helsing mit seinem Sohn (WTF!) gerade in China auf Studienreise, aber seine Ausführungen über die sieben goldenen Vampire stoßen auf allgemeine Ablehnung. Ebenso zufällig meldet sich ein Nachfahre des Mannes, der einst einen Vampir töten konnte. Und noch zufälliger ist auch eine reiche Dame vor Ort, die Van Helsing Junior so nett findet, dass sie spontan eine Expedition zu dem Vampirdorf finanziert. Ja, auch der Rest der Handlung wurde auf ähnliche Art und Weise übers Knie gebrochen. Aber darum geht es hier ja eigentlich auch nicht. Wie es sich für einen Eastern gehört wollen wir die Akteure kämpfen sehen. Und genau das machen sie dann auch und das sogar noch vergleichsweise blutig. Die Qualität der Kämpfe ist dabei höchst unterschiedlich und mitunter bei Massenszenen im Detail etwas schwach. Darüber hinaus gibt es Masken-Vampire und asiatische Hüpf-Zombies. Aus objektiver Sicht lässt sich zu diesem Film nicht wirklich viel Positives sagen. Subjektiv sehe ich das allerdings vollkommen anders! Ich muss dazu ein klein wenig ausholen: Damals, als die Zeit der drei Programme langsam ihrem Ende entgegen ging, war der unsrige Haushalt als einer der ersten der Stadt mit Kabelanschluss gesegnet. Somit standen uns auf einmal das sechs bis siebenfache an Kanälen zur Verfügung! Zum Füllen ihrer Sendezeit griffen die neuen Sender tief in die Mottenkiste und hoben neben unerträglichen Scheiß auch ab und zu die von den öffentlich-rechtlichen verschmähten Perlen hervor. So liefen regelmäßig diverse Hammer Filme, von denen ich damals noch nicht einmal die Bezeichnung „Hammer“ kannte. Es waren für mich immer nur doofe Vampirschinken und einer langweiliger als der andere. Ich wusste deren Charme nicht einmal ansatzweise zu würdigen, wollte das aber auch gar nicht, denn mich dürstete nach Blut und Gewalt. Eines Abends war, glaube ich, ein Klassenkamerad zu Besuch, der auch mal Kabelfernsehen erleben wollte. Vollkommen angefixt und trotz meiner Warnungen bestand er darauf, genau diesen Film anzuschauen. Und BÄM! Was für ein Spektakel! Ich denke es war so mit das blutigste was ich bis dahin im Fernsehen gesehen hatte. Wir hatten einen Riesenspaß und der Film blieb mir sehr positiv im Gedächtnis, auch wenn einige Jahre später die Wiederholung alles wieder ein wenig relativierte. Und heute? Beim gucken musste ich immer wieder an Zombies unter Kannibalen denken. Nicht dass sich die Filme irgendwie ähnlich wären, aber beide legen eine unglaubliche Hemmungslosigkeit an den Tag um ihr Thema umzusetzen. Dazu bedienen sich dann auch noch Mittel die jeder Beschreibung spotten und irgendwie muss man sie deswegen gern haben! Es ist genau diese Hemmungslosigkeit, die den Reiz von THE LEGEND OF THE 7 GOLDEN VAMPIRES ausmacht. Ja, es ist ein Eastern mit Vampiren und Zombies geworden. Und Van Helsing spielt trotzdem mit. Und alles was sonst so nicht passt wurde gnadenlos passend gemacht! Leider ist er mitunter etwas langatmig, was aber den Unterhaltungswert bei einem anspruchsvollen Trash-Abend nur marginal schmälert.
Sören
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