Thor: Ragnarok (2017)
Thor – Tag der Entscheidung

Regie: Taika Waititi

Darsteller: Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett, Jeff Goldblum, Anthony Hopkins, Mark Ruffalo

 

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Von allen Charakteren des Marvel Cinematic Universe hatte es Thor, abgesehen vom Hulk, sicherlich am Schwersten. Sein erster Auftritt, im simpel betitelten „Thor“ (2011), entpuppte sich zwar als eine nette „Fish out of water“-Geschichte und war auch, dank Kenneth Brannagh an der Regie, durchaus ansehnlich und spannend inszeniert, verlor aber an den Kinokassen gegen den ähnlich gelagerten und fast gleichzeitig gestarteten „Captain America: The first Avenger“, der logischerweise mit seiner rot-blau patriotischen Auslegung eher den amerikanischen Nerv traf.

ragna02Bei seinem zweiten alleinigem Erscheinen auf der Leinwand verfrachtete man den Donnergott dann in die „Dark World“(2013), die sicherlich besser zu ihm passte und wagte somit erstmals einen Schritt in die eher kosmisch gelagerte Welt der 70er Jahre Marvel-Comics. Leider verzichtete man aber zum großen Teil auf den Humor des Vorgängers und liess den gut frisierten Helden unendliche Horden gesichtsloser Monster schlachten. Da der Schritt in die marvologische Kosmologie bereits ein Jahr später mit „Guardians of the galaxy“ erheblich besser gelingen sollte, ist dieser zweite Auftritt des Hammerschwingers schon heute so gut wie vergessen und steht nur bei Komplettisten (oder Leuten, die wie ich auf eine „Zwei Thors zum Preis von einem“-BluRay gewartet haben) im Regal.

So ist es kein Wunder, dass die Ankündigung eines dritten Teiles für 2017 nicht gerade auf große Begeisterung stieß. In einem Jahr, in dem Spider-Man endlich sein „Homecoming“ haben sollte und die Guardians ihren grandiosen zweiten Auftritt hinlegten, war der Donnergott der eher „kleine“ Marvelfilm. Allerdings muss man zugeben, dass die ersten Trailer doch recht überraschend waren, denn sie deuteten an, dass „Thor: Ragnarok“ doch sehr von „Guardians“ und dessen Fortsetzung beeinflusst schien. Die Action war schön bunt und erschien in keinster Weise düster und es war offensichtlich, dass sich unser Held mit dem einfallreichen Werkzeug, wieder auf seine ironischen Wurzeln besonnen hatte. Der geteaserte Gastauftritt von Hulk tat ein Übriges dazu, mich zumindest neugierig zu machen.

Gehen wir zuerst mal kurz auf die Geschichte ein, die sicherlich gut ins Marvel Universum passt, aber in keinster Weise weltbewegend ist.

ragna01In „Avengers: Age of Ultron” (2015) verabschiedeten sich am Ende sowohl unser blondgelockter Gottessohn (Chris Hemsworth), als auch der grüne Koloss um auf ihre jeweiligen Selbsterfahrungsreisen zu gehen, was dazu führte, dass die beiden dann im letzten Jahr „Captain America: Civil War“, also „Avengers 2 ½“, fern blieben.

So treffen wir unseren Titelhelden nun erstmals als Gefangenen eines teuflischen Dämons (fragt mich nicht, wie der heisst, ich bin kein Marvologe) und mitten in einer Sinnkrise, aus der er sich nur mit Hilfe eines Dialoges mit seinem Alter Ego, dem in den Comics extrem dünnen und humpelnden Dr. Blake (den widerum kenn ich seit den 70ern), befreien kann. Nachdem diese psychologische Hürde überwunden ist, entflieht der Donnergott mit einigen Hammer-Actionszenen seinem Peiniger und gelangt nach Asgard, wo allerdings auch nicht alles so wirklich in Butter ist. Odin (Anthony Hopkins in einem verschwendeten Gastauftritt) ist verschwunden und Thors Stiefbruder Loki (Tom Hiddleston) vertritt ihn auf seine ganz eigene Art. Nach etwas hammermäßiger Überzeugungsarbeit machen sich die beiden Halbbrüder dann auf die Socken, um den Göttervater zu finden.

Das gelingt mit Hilfe eines Gastauftrittes eines anderen Marvel-Charakters auch relativ schnell, danach werden die Brüder aber getrennt und Thor lernt erst einmal den Hauptbösewicht des Filmes kennen, bei dem es sich um Cate Blanchett handelt, die ihm dann auch sofort seinen Hammer zerhämmert. Ohne sein Flug- und Kampfgerät ist der Donnergott zwar nicht wirklich hilflos, aber er landet trotzdem in der Gewalt des irren Grandmasters (Jeff Goldblum), der ihn in einer Arena gegen seinen Champion, den unglaublichen Hulk (Mark Ruffalo) antreten lässt.

Die beiden alten „Arbeitskollegen“ (dieser Gag wurde ja bereits im Trailer verraten) schliessen sich nun zusammen, fliehen erst vom Planeten des Grandmasters und „befreien“ schließlich dann auch noch Asgard – natürlich auf die Art und Weise wie es auch in den Comicvorlagen der Fall war.

ragna05Markus Haage (Herausgeber von „Der Zombie“), der mit mir in der Pressevorführung saß, fasste es trefflich mit: „Der Film dürfte eigentlich gar nicht funktionieren“ zusammen und wirklich, wenn man es genau betrachtet passt bei „Thor: Ragnarok“ nichts so wirklich zusammen. Die Geschichte wird mit vielen Handlungssprüngen erzählt, Charaktere werden in keinster Weise ausgearbeitet und Spannung gibt es eigentlich nicht so wirklich. Selbst der Tod eines Hauptcharakters wird einfach zwischen zwei Actionsequenzen abgehandelt, als wäre man bemüht da noch schnell einen Haken hinter zu machen und hat tatsächlich keinerlei Konsequenzen für die restliche Handlung.

Aber ist das wirklich nötig bei einer Superhelden-Parodie?

Denn mal ganz ehrlich, um nichts anderes handelt es sich bei „Thor: Ragnarok“. Von der ersten bis zur letzten Filmminute jagt ein dummer Gag den nächsten, selbst der Hintergrund vieler Szenen ist (ähnlich wie bei den klassischen Zucker-Abrahams-Zucker-Komödien) noch mit witzigen Details gefüllt, die einem beim ersten Gucken teilweise sicherlich entgehen werden. Gleich zwei Mal ertönt zur Untermalung einer Actionszene Led Zeppelins „Immigrant Song“, was ja auch schon wieder in Bezug auf die Figur des Helden ein versteckter Witz ist und wenn die Teams Loki/Thor oder Hulk/Thor sich zwischen all den körperlichen auch noch Wortgefechte liefern, dann fühlt man sich tatsächlich wie in einer Buddy-Komödie aus den achtzigern.

Aufgepeppt wird das Ganze dann auch noch mit einer Reihe von unerwarteten (und bei einem erst in Nachspann erkennbaren) Gastauftritten, die im Kino teilweise tatsächlich zu Szenenapplaus geführt haben und natürlich mit einer exzellenten Garde an handlungstragenden Nebenfiguren, wobei sich hier natürlich Cate Blanchett wieder einmal mehr als Chamaleon erweist. Besonders erfreulich ist aber der Auftritt von Jeff Goldblum, der den Zuschauer wieder einmal mehr daran erinnert, welch ein großartiger Comedian er doch ist.

ragna04„Thor: Ragnarok“ treibt den Mix aus Comedy und Action, der bereits die beiden „Guardians“-Filme ausgezeichnet hat noch eine Spur weiter, ohne natürlich die erstaunliche und unerwartete Tiefe der beiden James Gunn-Filme zu erreichen. Er mag zwar verglichen mit „Spider Man: Homecoming“ und den Guardians der potentiell kleinste Marvel-Film in diesem Jahr sein, ist aber, gerade weil er sich selbst nicht so ernst nimmt, der unterhaltsamste.

Um es kurz zusammen zu fassen:

RagnaROCKT!

 

Dia

  

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