Cut shoot kill (2017)
Regie/Drehbuch: Michael Walker Darsteller: Alexandra Socha, Alex Hurt,
Von Zeit zu Zeit gibt es Filme, deren Titel so absurd klingen, dass man einfach nicht an ihnen vorbei kommt. Als ich letzte Woche erstmals von „Cut shoot kill“ in einem Podcast gehört habe, war es klar, dass der Film her musste. Eine Art Meta-Slasher - das hörte sich genau nach EVIL ED-Futter an und das sich noch kein deutscher Verleiher darum bemüht hatte, beflügelte meine Lust auf den Film nur noch. Das sind halt die Momente, in denen das Jagdgefühl der 80er Jahre plötzlich wieder da ist... Dank eines –ausnahmsweise mal wieder funktionierenden – VPN konnte ich ihn gestern dann auch auf einer US-Streamingplatform finden, nach nur wenigen Tagen der Suche. So viel zur Jagd - das war früher interessanter. Aber hat es sich jetzt denn gelohnt? Die junge Schauspielerin Serena (Alexandra Socha) träumt, nach einigen Gastauftritten in diversen TV-Serien von dem großen Druchbruch, doch ihr Manager macht ihr wenig Hoffnung und ein Angebot, dass sie zwar gerne ausschlagen würde, aber aus finanziellen Gründen nicht kann. Sie soll die – immerhin – Hauptrolle im ersten Langfilm von Regisseur Alabama Chapman (Alex Hurt, welch ein Name) übernehmen, der zuvor bereits 17 Kurzfilme mit seiner Lieblingsdarstellerin gedreht hat, bis diese leider ermordet wurde. Die Dreharbeiten finden in (und um) einem alten und komplett abgelegenen Landhaus statt, logischer Weise und wenig überraschend gibt es dort weder Mobilfunkempfang noch Internet. Ebenso wenig dürfte es überraschen, dass das Filmteam aus sehr unterschiedlichen - und teilweise Klischee- - Charakteren besteht und dass Schauspieler, die ihre Todesszenen abgedreht haben, ohne eine Verabschiedung verschwinden. Ein düsteres Geheimnis schwebt über den Dreharbeiten... Uhhhh, wie unheimlich, einen Originalitätspreis gibt es dafür sicherlich nicht, aber das war es auch nicht wirklich, was mich an dem Film reizte. Mir ging es eher darum, dass „Cut shoot kill“ offensichtlich die Möglichkeit bot bei der Produktion einer Low-Budget Slasher Produktion „dabei“ sein zu dürfen. In dieser Beziehung macht der Film dann auch alles richtig. Von dem Moment an, wenn Serena mit einem alten klapprigen Bus, dessen Fahrer wegen eines Augenfehlers iBall (Jay Devore) genannt wird, abgeholt wird und die anderen Schauspieler und das Team kennen lernt, ist man mittendrin statt nur dabei. Die kleinen Sticheleien im Team, der leicht verstörte Regisseur, die zickenhaften Darsteller und die üblichen technischen Probleme - jeder, der bereits mal am Set einer Billigproduktion war, wird sich sofort heimisch fühlen. Dann beginnt auch recht bald die Meta-Ebene, die Grenzen zwischen Film und Realität beginnen zu verschwimmen und die Schwächen der Produktion werden leider deutlich. Dadurch, dass es bereits recht schnell selbst dem dümmsten AfD-Wähler klar werden sollte, welcher Mord und welche Szene in der Filmrealität spielen und was der Film im Film ist, kommt keine wirkliche Spannung auf. Zusätzlich wird der Film mit jeder vergehenden Minute auch noch immer unlogischer. Es gibt keinerlei nachvollziehbare Motivation für irgend etwas das passiert und das WAS passiert ist noch dazu recht unspannend und wenig originell inszeniert. Den Schauspielern darf man hierbei allerdings keinen Vorwurf machen, speziell Alexandra Socha versteht es gut zwischen Selena und ihrer Figur im „Film im Film“ subtile Unterschiede zu setzen und auch der Rest des Hauptcasts – allen voran Jay Devore, der einen wunderschönen Alabama-Slang spricht und einen leicht geistig Behinderten spielt – sind durchweg überzeugend. Zusätzlich gibt es auch noch Gastauftritte von Catherine Curtin (Orange is the new Black) und von Henry Zebrowski, der bereits im, sicherlich nicht überragenden, Serien-reboot „Heroes reborn“ im letzten Jahr für einige der wenigen Highlights sorgte. Auch technisch gibt es nicht viel auszusetzen. Der Film verzichtet auf übermäßiges Kameragewackel und kann – dank einer gelungenen Farbdramaturgie – sogar weitestgehend verbergen, dass er mit digitalen Kameras geschossen wurde. Zusätzlich sind auch die – zugegeben wenigen, aber heftigen – Splattereinlagen in schönster Latex- und Gelantine-Arbeit erstellt und perfekt gefilmt. Eigentlich funktioniert alles in „Cut shoot kill“ und selbst die Musik (siehe untenstehenden Link) ist erstaunlich „filmmusikalisch“, aber trotzdem hat man an den ganzen Film über das Gefühl, dass etwas fehlt und das ist definitiv ein vernünftiges Script. Mit ein wenig Finetuning und ein wenig mehr Kreativität hätte man gerade den Wechsel zwischen Film und „Film im Film“ viel interessanter und spannender gestalten können und hätte man im Laufe der ersten Stunde auch schon einmal ein paar Hinweise auf die hanebüchene Auflösung gegeben, die uns in den letzten 15 Minuten präsentiert wird, wäre wahrscheinlich sogar eine gewisse Spanung entstanden. So bleibt am Ende ein Film, der vor verschenktem Potential fast überläuft und der einen beim Zuschauen mehr ärgert, als so manches dumme Machwerk, weil man genau weiß dass man so vieles hätte daraus machen können. Trotzdem werde ich Regisseur Michael Walker, der mir im Jahr 2000 bereits mit seinem Debut „Chasing Sleep“, einer schicken Psycho-Horror-Geschichte mit Jeff Daniels, aufgefallen ist auch weiterhin im Auge behalten. „Cut shoot kill“ haken wir mal als misslungenen Versuch eines Comebacks ab. Dia Hier gibts was geschenkt!
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