Wrecker (2015)
Ab 5.Oktober auf DVD/BluRay
Die Freundinnen Emily (Anna Hutchinson) und Leslie (Andrea Whitburn) machen mit einem schicken roten Mustang einen Roadtrip durchs Nirgendwo. Während erstere fährt, gibt sich ihre wilde Kumpanin allerlei Genussmitteln hin und wirft ab und zu ein, dass Emily zu brav und zu sanft sei und unter der Knute ihres untreuen Freundes stehe. Da an einer Abzweigung ein Schild mit der Aufschrift Devil´s Pass in rostrot lockt, können die beiden Crazy-Bienen nicht anders, als hier abzubiegen. Bald treffen sie auf einen Abschleppwagen, den sie aus irgendeinem Grund bedrohlich finden. Ihr Gefühl soll sie nicht täuschen und es entwickelt sich eine tiefe Animosität zwischen den Mädchen und dem Fahrer des klapprigen Ungetüms – eine Chance für Emily, in einer Auseinandersetzung auf Leben und Tod härter zu werden? Wrecker beginnt mit einem Prolog, der bezeichnend für den ganzen Film ist. Ein unseren Heldinnen vorausgegangenes Ehepaar ist in der Wüste gestrandet. Die überschminkte Frau wartet im Auto und nölt ihrem Mann dann und wann etwas zu, auf dass er den Motorschaden bald beheben möge. Der schaut etwas trüb nach links und rechts und fragt: „Wie hat der Tankwart die Straße noch einmal genannt?“. Seine Frau erwidert: „Die Straße des Teufels!“. Schnitt in die Egoperspektive. Wieder schaut der Mann nach links und rechts und wir sehen die Straße, unterlegt mit einem drohenden Grollen. Schnitt auf das geschockte Gesicht des Mannes. Vor was sich der Mann erschrak, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Da ist nichts. Nach mehrmaligem Zurückspulen gab ich auf und mich dem hin, was da noch kommen sollte und das mich auf immer mit einer Aversion gegen Abschleppwagen zurückließ. Bezeichnend ist das, weil in Wrecker eigentlich überhaupt nichts passiert (Spoileralarm: der erste Kill findet nach 56 Minuten im Off statt), weil die Charaktere durchweg unsympathisch sind und weil sie sich auf Grund des wahnsinnig langweiligen Scripts von Trivialem beeindrucken lassen. So stellt der Abschleppwagen ein Auto auf einer Brücke ab, die auf der Route der Mädchen liegt, um die beiden zu piesacken. Während man sich noch fragt, weshalb die Damen nicht einfach an dem Wagen vorbeifahren, eilt ein Mann zu Hilfe, der uns wissen lässt: „Das ist das Verrückteste, das ich je gesehen habe!“. Soso… Nun ist es durchaus möglich, einen relativ ereignislosen Film zu drehen, der gerade dadurch spannend ist – man denke etwa an Paranormal Activity. Dies, soviel sei verraten, ist Regisseur und Drehbuchautor Michael Bafaro nicht gelungen. Vielmehr bekommen wir endlose Fahrten präsentiert, die im Wechsel zwischen Außen- und Innenaufnahmen des Mustangs ermüden. Die einzig trashig-originelle Idee in Wrecker, ein umgedrehtes Kreuz in Kombination mit einem Pentagramm als Duftbaumersatz des Abschleppwagens, wird gefühlte 100 Mal als Schnittbild verwendet. Dazwischen gibt es noch zwei obligatorische, mit Country unterlegte Tankstellen- und Dinerszenen, in denen die Freundinnen auf Hinterwäldler treffen, die es eigentlich nicht böse meinen, aber mit der Arroganz der beiden aufgebrachten Schönheiten abgestraft werden – Tucker and Dale vs. Evil lassen grüßen. Die Protagonistinnen verhalten sich übrigens unsäglich dumm, scheinen alle 20 Minuten vergessen zu haben, dass der Abschleppwagen ihnen nicht wohl gesonnen ist („Der will uns umbringen!“, nachdem er zahlreiche Gelegenheiten hatte, zu beweisen, dass er genau das möchte), sind ungebrochen optimistisch auf der Suche nach einem Handynetz und merken nach gefühlten Stunden, dass ihr Mustang einem Abschleppwagen überlegen sein müsste, treten aber nur kurz aufs Gas. Irgendwie hat man fast das Gefühl, die beiden suchten die Nähe zur Gefahr, weshalb sie ihren Verfolger nicht einfach abhängen. Erwartbar: Die Mädchen haben irgendwann eine Panne. Da es in der Natur eines Abschleppwagens liegt, abzuschleppen, taucht die böse Kiste sogleich auf und Emely und Leslie ergreifen die Flucht und fallen in einer Wiese so dermaßen hin, dass ein Schnitt ins Schwarze folgt. Als Emely aufwacht ist Leslie weg und die Besorgte macht sich auf die Suche nach ihrer Freundin. Wieder beobachten wir also den Mustang, wie er durch die Prärie peitscht, während Emely Dinge sagt wie „Ich muss jetzt das Richtige tun“ oder „Wage es nicht ihr etwas anzutun“. Schließlich findet sie den unsäglichen Wrecker und schreit ein paar Mal in seine Richtung „Geht es ihr gut? Ich will doch nur, dass es ihr gut geht. Das ist kein Spiel du Arschloch!“. Als keine Reaktion folgt, verliert sie das Interesse, steigt wieder ins Auto und fährt weg – wenigstens hat sie´s versucht! Darauf versteckt sich Emely am Straßenrand, während sie ihre erneute Netzsuche mit einem „Ich bleibe hier, bis es sicher ist, Hilfe zu holen“ kommentiert, wobei unklar bleibt, nach welchen Kriterien sie eine sichere Situation definiert und warum sie nicht einfach jetzt an eine rettende Tankstelle fährt. Nun gut, mehr muss über das Drehbuch wohl nicht gesagt werden. Das Ganze gipfelt dann in einem lahmen Showdown, einem Twist, den man schon kilometerweit gegen den Wüstenwind gerochen hat und in der Entscheidung Emelys, doch ein wenig spielen zu wollen. Bis dahin hat jeder Zuschauer, der sich nicht durch einen ausgeprägten Hang zum Masochismus auszeichnet, längst das Interesse verloren und nur die wenigsten werden überhaupt erkannt haben, dass es sich bei dieser Frechheit von Film um ein Remake von Spielbergs Duell (1971) handeln soll. Wrecker ist wirklich niemandem zu empfehlen, nicht einmal Fans von Joyride (2001), Reeker (2005) oder auch Fluchtpunkt San Francisco (1971), die sich der Qualität ihrer Lieblingsfilme im besonders scharfen Kontrast mit einem ähnlich gelagerten aber durchweg miserablen Machwerk versichern wollen. Ich möchte es dem Film gleichtun und mit einem maßlos unoriginellen Ende schließen: Wrecker gehört auf den Schrottplatz der Filmgeschichte.
Christoph Laible
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