XX (2017) Regie: Jovanka Vuckovic, St. Vincent, Roxanne Benjamin, Karyn Kusama Darsteller: Natalie Brown, Melanie Lynskey,
Horror ist Männersache. Zumindest bislang. Denn jetzt bringt uns Koch Media eine Horror-Anthologie, deren vier Segmente allesamt von Frauen inszeniert wurden. In allen diesen Filmen haben außerdem Frauen die wichtigsten Rollen zugeteilt bekommen. Nun ist es nicht gänzlich ungewöhnlich, dass Frauen Horrorfilme inszenieren. Immerhin entstanden Filme wie Friedhof der Kuscheltiere, Near Dark - Die Nacht hat ihren Preis oder auch Freddys Finale - Nightmare on Elmstreet 6 auch unter weiblicher Führung. Nur tauchen die Namen Lambert, Bigelow und Talalay hier nirgendwo auf. Stattdessen präsentiert uns Jovanka Vuckovic die erste Episode mit dem Namen „The Box“. „Who the fuck is Jovanka?“ werden jetzt einige unter Euch zu recht fragen. Und ein Blick in die IMDB verrät auch fix, dass die gute Dame bislang nur Kurzfilme inszeniert hat. Naja, immerhin bleibt sie sich treu. Die Geschichte hinter „The Box“ stammt übrigens von Jack Ketchum , dem wir auch die Vorlage zu Beutegier zu verdanken haben. Hier geht es um eine vierköpfige Familie (Mutter, Vater, Sohn, Tochter), die in der Vorweihnachtszeit mit einem Horror der etwas anderen Art zu kämpfen hat. Nachdem der Sohn in der U-Bahn bei einem Fremden einen Blick in dessen Geschenkbox erhaschen durfte, verweigert der Junge jegliche Nahrungsaufnahme. Klingt erstmal nicht gruselig, doch ich versichere Euch, diese Episode ist ein echter Schlag in die Magengrube. Ja, alleine „The Box“ ist die Anschaffung der Scheibe wert. Weiter geht’s mit „The Birthday Party“ von Musikerin St. Vincent aka Annie Clarke, die hier ihr Regiedebut vorgelegt hat. Melanie Lynskey , die jüngeren Lesern als Two and a Half Men – Stalkerin Rose ein Begriff sein sollte (und den Älteren als Pauline in Heavenly Creatures), bereitet gerade die Geburtstagsparty ihrer achtjährigen Adoptivtochter vor, als sie ihren Mann tot im Arbeitszimmer vorfindet. Doch die Party hat Vorrang und so muss Papa vorübergehend verschwinden. Immer Ärger mit Harry und Co. standen Pate bei dieser recht witzigen Kurzgeschichte, die ganz witzig daher kommt, nichts wirklich Neues bietet, aber dank der Hauptdarstellerin aber überdurchschnittlich unterhält. „Don´t Fall“ von Roxanne Benjamin, der Regisseurin des recht gelungenen Southbound, stellt dann leider den Tiefpunkt der vier Geschichten dar. Inhaltlich geht es um eine Gruppe von Campern (gab´s vorher noch nie!). Die ängstlichste von ihnen, die auf den Namen Gretchen (Breeda Wool) hört, verwandelt sich nachts in ein Monster und killt ihre Begleiter. Das ist inhaltlich etwas mager und kann auch dank Budget- und Laufzeitbegrenzungen (die Monsteraction fällt ziemlich kurz aus) nicht überzeugen. „Her only living son“ von Karyn Kusama (Jennifer's Body - Jungs nach ihrem Geschmack) kann dann aber das Ruder wieder herum reißen. In dieser Geschichte hat die alleinerziehende Cora (Christina Kirk) allerlei Ärger mit ihrem pubertierenden Sohn. Und so wird sie zur Schuldirektorin gerufen, weil Sohnemann seiner Mitschülerin mal so ganz nebenbei die Fingernägel ausgerissen hat. Ein Sonnenschein, der Kleine. Zu Coras Verwunderung nimmt´s die Schulleitung recht gelassen. Immerhin könnte die Mitschülerin ihn ja provoziert haben. Da schickt man seine Kinder doch gerne zum Unterricht. Rosemarys Baby ist halt groß geworden und hat seinen Fanclub. Alles in allem ein gelungener Beitrag. Richtig creepy sind auch die Zwischensequenzen von Sofìa Carrillo. Hier bekommen wir eine der wohl verstörendsten Stop-Motion-Puppenstories aller Zeiten zu Gesicht. Absolut sehenswert. Mit 81 Minuten (bzw 78 Minuten auf DVD) Laufzeit, ist diese Gruselsammlung fix vorüber. Langeweile ist somit trotz der enttäuschenden dritten Geschichte ausgeschlossen. Wer weiss, vielleicht bekommen wir ja irgendwann ein Sequel mit dem Titel „XXX“ - garantiert ohne Vin Diesel. Und bitte nicht wundern, in der Erwachsenenabteilung Eurer Videothek (sofern noch existent) sollten diverse Filme mit diesem Titel stehen. Sind aber keine Fortsetzung, auch wenn es dort sicher eine Menge starker Frauenrollen gibt.
Fazit: Nette Kurzgeschichtensammlung für Horrorfans, deren Highlights am Anfang und am Ende zu finden sind. Liebe Frauen, Ihr dürft uns gerne mehr davon abliefern. Chrischi
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