Space between us (2017)
Regie: Peter Chelsom Kamera: Barry Peterson Darsteller: Gary Oldman, Carla Gugino, Asa Butterfield, Britt Robertson Ab 23. Juni auf DVD/BluRay
In naher Zukunft startet ein Raumschiff mit den ersten Kolonisten zum Mars, die dort in einer bereits fertig gestellten Station leben und forschen sollen. Als sie gerade einmal zwei Monate der sieben Monate dauernden Reise unterwegs sind, stellt sich heraus, dass die Kommandantin schwanger ist und dies bisher verschweigen konnte. Kurz nach der Landung bringt sie das Kind zur Welt und stirbt dabei. Gardner, wie der Säugling genannt wird, ist somit der erste echte Marsianer. Um die Finanzierung weiterer Missionen nicht zu gefährden, verschweigt die zuständige Weltraumorganisation unter der Leitung von Nathanial Sheperd (Gary Oldman), der nicht zufällig ein wenig an Elon Musk erinnert, diesen Zwischenfall . 16 Jahre später ist aus Gardner ein Teenager (Asa Butterfield) mit all den Wünschen und Flausen geworden, die man erwartet. Mittels seiner Hackerkenntnisse („ich bin unter Wissenschaftlern aufgewachsen“) schafft er sich Chat-Kontakt zu einem Mädchen auf der Erde und rebelliert gegen das System. Sein sehnlichster Wunsch ist es, einmal auf die Erde zu reisen und dort seinen Vater, den er nur von einem Bild her kennt zu sehen. Doch da er die gesamte Schwangerschaft in der Schwerlosigkeit des Alls und sein bisheriges Leben unter der geringen Schwerkraft des Mars verbracht hat, sind seine Organe dieser Umstellung nicht gewachsen, funktioniert sein Kreislauf anders. Diese natürliche Grenze, ist die erste, die es zu überwinden gilt. Das ist in Kürze der Inhalt der ersten 20 Minuten des Filmes, der sich danach in einer komplett unerwarteten Richtung entwickelt. Aus dem ernsthaften und erstaunlich gut durchdachten Science Fiction Film wird nun eine Mischung aus Road-Movie, Teenager Love Story, Actionfilm, Drama und Komödie, die immer wieder mit neuen Wendungen überrascht, ohne sich dabei auch nur einmal zu verlaufen oder überfrachtet zu wirken. Sicherlich handelt es sich um einen harten Bruch, wenn der Film dann die meiste Zeit auf der Erde spielt, aber das wirklich gut durchdachte Drehbuch und die Spielfreude der gesamten Cast lassen einen schnell über diese Hürde kommen. Hier ist ganz besonders Asa Butterfield herauszuheben, der seit seiner ersten großen Rolle in „Der Junge im gestreiften Pyjama“ (2008) eine Reihe von außergewöhnlichen Figuren („Enders Game“, „Hugo Cabret“, Insel der besonderen Kinder“) gespielt hat und dessen Aussehen so gar nicht dem amerikanischen Sunnyboy entspricht. Hier spielt er seine „Fisch aus dem Wasser“-Rolle mit einer interessanten Mischung aus großäugigem Staunen und unendlichem Leid, da er die Welt, die er, liebt und kennenlernt niemals auf Dauer bewohnen kann. Ebenso beeindruckend ist Britt Robertson, die sein Love-Interest Tulsa spielt und die mich bereits in „Tomorrowland“ fasziniert hat. Diese junge Schaupielerin hat das Zeug die nächste Jennifer Lawrence zu werden – und ja, auch bei der habe ich richtig gelegen, nachdem ich sie in „Winters Bone“ erstmals gesehen habe. Aber selbst die allerbeste Geschichte ist sinnlos, wenn sie nicht entsprechend bebildert wird und auch hier kann „A Space between“ punkten. Beginnend mit den Aufnahmen des Raketenstarts und den Szenen auf dem Mars, bekommt man hier Bilder geboten, die zeigen weshalb man einen BluRay Player unter dem Fernseher stehen hat. Wenn der Film dann auf die Erde wechselt wird die Optik überraschender Weise noch imposanter. Was Kameramann Barry Peterson, dessen vorherige Arbeiten eher im Comedy-Bereich (21/22 Jump Streest, Central Intelligence) lagen, hier an Landschaftsaufnahmen auf den Bildschirm – und leider hier in Deutschland NICHT auf die Leinwand – zaubert ist sozusagen ein Werbefilm für die Schönheiten Amerikas in einer Nach-Trump-Aera. Die größte Überraschung allerdings ist der Regisseur. Peter Chelsom, ein gebürtiger Engländer, hat zwar nur wenige Filme in seiner Filmografie, jedoch finden sich dort, neben recht ansprechenden Frühwerken wie „Treacle“ (1988) oder „The Mighty“ (1998), die ich jedem Leser ans Herz legen kann, in den letzten Jahre solch weniger eindrucksvolle Werke wie der Taylor Swift und der Hannah Montana-Film. Zumindest gibt ihm das die Qualitäten, die nötig sind um mit seinen Teenager-Hauptdarstellern zu arbeiten. „Space between us“ ist ein Film, der es schafft, den Zuschauer immer wieder zu überraschen und sehr oft dafür sorgt, dass man mit vor Staunen offenem Mund dasitzt. Sei es wegen eines weiteren Plot-Twist, einer überraschend tiefsinnigen Szene zwischen unseren beiden Jungdarstellern, einem nicht so erwarteten Action-Highlight oder einfach nur einer Serie von Einstellungen, die man am liebsten direkt ausdrucken und einrahmen möchte. Ein echter Geheimtipp für jeden, der sich neben dem allgegenwärtigen Zynismus noch ein Herz für die schönen Dinge des Lebens bewahrt hat und das wollen wir doch alle sein, oder? dia
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